search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Assoz. Prof. Dipl.-Ing. (FH) Dr. Werner Schmoelz

Junge ForscherInnen an der MUI: Werner Schmölz

Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschaftlerInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.

Diesmal portraitieren wir Assoz. Prof. Dipl.-Ing. (FH) Dr. Werner Schmölz. Der Maschinenbauingenieur leitet seit elf Jahren den Bereich Biomechanik und das dazugehörige Labor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Unfallchirurgie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Michael Blauth). Ziel seiner Forschungsarbeit ist es, die Behandlungsmethoden bei traumatischen und degenerativen muskuloskelettalen Erkrankungen zu verbessern, bestehende Therapiemöglichkeiten zu evaluieren oder biomechanisch zu optimieren.

Die meisten der StudienkollegInnen von Werner Schmölz konstruieren Maschinen und Anlagen, sind in der Fahrzeugtechnik oder auch Werkstoffkunde tätig. „Mir war allerdings schon während meiner Ausbildung klar, dass ich nicht in den klassischen Maschinenbau-Bereichen arbeiten möchte“, erklärt Werner Schmölz. In der Abschlussarbeit für sein Fachhochschulstudium zum Diplom-Ingenieur Fachrichtung Maschinenbau in Aalen (D) setzte sich der gebürtige Ulmer daher mit Hüftprothesen auseinander. Damit war sein weiterer Ausbildungs- und Berufsweg vorgezeichnet. In der Biomechanik werden Erkenntnisse der Mechanik auf biologische Systeme angewendet, um beispielsweise nach traumatischen Verletzungen die Funktion und Beweglichkeit von Gelenken wiederherzustellen oder nach einem Knochenbruch wieder für Stabilität zu sorgen.

Auf- und Ausbau des Biomechanik-Labors an der Univ.-Klinik für Unfallchirurgie

Über das Austauschprogramm Erasmus kam Schmölz nach seinem Fachhochschulstudium in Deutschland an die „School of Engineering“ in Glasgow. In Schottland vertiefte er im Bereich der Orthopädie seine biomechanischen Kenntnisse mit einem PhD-Studium. Von England zog es ihn an das „Implant Performance Laboratory“ der Orthopädischen Klinik Los Angeles. Dort begann Schmölz sich in die biomechanische Testung von Gelenken einzuarbeiten, bevor er in seine Heimatstadt als Post Doc an das Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik der Universität Ulm zurückkehrte. „Damals beschäftigte sich die Biomechanik insbesondere mit der Wirbelsäule“, erinnerte sich Schmölz, der Ende 2004 vom Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Unfallchirurgie, Univ.-Prof. Dr. Michael Blauth, nach Innsbruck geholt wurde, um den Bereich Biomechanik zu leiten. Schmölz sollte das von Blauth initiierte Biomechanik-Labor der Univ.-Klinik für Unfallchirurgie auf- und ausbauen.

Entwicklung neuer Methoden

Seit elf Jahren lebt der begeisterte Bergsportler jetzt schon in Innsbruck. Wer die Räumlichkeiten des Biomechanik-Labors betritt, dem fällt im ersten Moment nicht auf, dass er sich in den Forschungsräumlichkeiten einer Universitätsklinik befindet. Statt einer sterilen Atmosphäre sind in den Räumen mehrere Maschinen aufgestellt, die eher an eine Schlosserei oder mechanische Werkstatt erinnern, als daran, dass hier klinische Forschung betrieben wird. Der erste Eindruck täuscht enorm: Die großen Maschinen ermöglichen es Belastungen des Schultergelenks, Handgelenks, der Wirbelsäule oder auch des Knies zu simulieren. So können Implantate oder neue Operationstechniken getestet werden. Gemeinsam mit den Herstellerfirmen, ÄrztInnen, in Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen, insbesondere der Sektion für Klinisch-Funktionelle Anatomie der Medizinischen Universität Innsbruck, werden so neue Methoden entwickelt oder bestehende verbessert sowie Studierende und MedizinerInnen entsprechend aus- und weitergebildet. Häufig kommen ChirurgInnen zu Schmölz, um mit ihm über ihre Ideen und aktuelle Problemstellungen bei Eingriffen zu diskutieren.

augmentation-und-Wirbelsaeulensimulator

Erfolg bei der Behandlung von osteoporosebedingten Brüchen

Ein Schwerpunkt des Labors liegt in der Verbesserung der Implantatverankerungen bei osteoporosebedingten Brüchen. Da die Bevölkerung immer älter wird, nimmt auch die Zahl von Knochenbrüchen infolge einer Osteoporose-Erkrankung stetig zu. Besonders betroffen sind die Speiche, die Hüfte oder Oberarme. In der krankheitsbedingten porösen Knochenstruktur können Schrauben und Platten nur schwer verankert werden. Univ.-Prof. Dr. Michael Blauth hatte hierbei die Idee, mittels Augmentation, also einer Unterfütterung der Schraube, für mehr Stabilität zu sorgen. Schmölz hat diese Idee aufgegriffen und schließlich mittels biomechanischer Methoden weiterverfolgt. Nach dem erfolgreichen Abschluss einiger klinischer Studien dazu, werden die neuen Methoden, bei der spezielle Schrauben mit einer Kanüle zum Einsatz kommen, bereits erfolgreich bei PatientInnen angewendet. „Durch die Öffnung in der Mitte der Schrauben wird Knochenzement gespritzt, das unter der Schraube eine Art Wolke bildet und so für einen besseren Halt sorgt“, erklärt Schmölz.

Über 70 Publikationen

In den zehn Jahren seines Bestehens konnten über Forschungsarbeiten des Labors der Innsbrucker Univ.-Klinik für Unfallchirurgie bereits mehr als 70 Publikationen veröffentlicht werden. Über Drittmittel gelingt Schmölz die finanzielle Absicherung seiner Forschungseinrichtung, wo er mit meist zwei bis drei PhD-Studierende sowie PraktikantInnen tätig ist. Der Biomechaniker hat sichtlich große Freude an seiner Tätigkeit, sicherlich ein wichtiger Erfolgsfaktor. Wann immer es die Zeit zulässt, bewegt er sich zu Fuß, mit dem Rad oder den Tourenski in den Bergen. Für das Radsportteam der Innsbrucker Univ.-Kliniken tritt er nicht nur in die Pedale, sondern ist auch Kassier. Zahlreiche Bergbilder an den Wänden seines Büros zeugen von einigen herausragenden Besteigungen und Trekkingtouren, die ihn auch schon auf 6.000 Meter hinaufgeführt haben – den 5.600 Meter hohen Khardung La-Pass in Nepal bewältige Schmölz mit dem Fahrrad. „Für die Familiengründung blieb daher bisher wenig Zeit“, sagt Schmölz schmunzelnd, denn seit wenigen Wochen ist der 44-Jährige stolzer Vater einer Tochter.  

(B. Hoffmann-Ammann)

Weitere Informationen:

Univ.-Klinik für Unfallchirurgie

Weitere Reportagen über NachwuchswissenschafterInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck 

* Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck. Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.

Aktuell