Kooperationsprojekt aus Jubiläumsfonds und Otto-Seibert Preise vergeben
Im feierlichen Rahmen des Claudia-Saals wurden die Dr. Otto Seibert Preise gemeinsam mit dem Kooperationsprojekt 2015 aus dem Jubiläumsfonds und die Nachwuchspreise für wissenschaftliche Forschung für Studierende vergeben. Dr.in Isabel Heidegger PhD, Dr. Claus Zehetner FEBO, Dr. Markus Keller, Christian Gatterer und Mag. Armin Runer wurden von der Medizinischen Universität Innsbruck ausgezeichnet.
Wie wichtig es ist, hervorragende Forschungsleistungen insbesondere auch des wissenschaftlichen Nachwuchses zu würdigen und auszuzeichnen betonten die Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck, Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Schindler, und die Vizerektorin für Forschung und Internationales der Medizinischen Universität Innsbruck, Univ.-Prof.in Dr.in Christine Bandtlow, in ihren Begrüßungsworten. Im Rahmen des feierlichen Festaktes zur Verleihung der Otto Seibert Preise, des Kooperationsprojektes und der Nachwuchspreise für wissenschaftliche Forschung für Studierende wurden ForscherInnen und Studierende beider Innsbrucker Universitäten ausgezeichnet. Hier die Übersicht der PreisträgerInnen:
Dr. Otto Seibert-Wissenschafts-Förderungs-Preis
Mag.a Michaela Kogler, Physikalische Chemie
Gina Moseley, PhD, Geologie
Dr.in Isabel Heidegger, PhD, Urologie
Dr. Otto Seibert-Preise zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen
MMag.a Dr.in Johanna Luggin, Gräzistik und Latinistik
PD Dr. Daniel Winkler, Romanistik
Margarethe Kirchmayr, Bakk. MA, Archäologien
Dr. Otto Seibert-Stipendien
Simon Niederbacher, BSc, Zoologie
Ernest Derio Cuccarollo, Italienisches Recht
Christian Gatterer, Neurologie
Dr. Otto Seibert-Preis zur Förderung von Forschung für Gesellschaftlich Benachteiligte
Dr. Claus Zehetner FEBO, Augenheilkunde und Optometrie
Jubiläumsfonds der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck zur Förderung wissenschaftlicher Kooperationsprojekte 2015
Dr. Christoph Kreutz, Organische Chemie & Dr. Markus Keller, Biologische Chemie
Nachwuchspreis für wissenschaftliche Forschung für Studierende
Nina Krall, BSc MSc, Strategisches Management, Marketing und Tourismus
Mag. Armin Runer, Anatomie
Arpad Langer, Archäologien
Ausführlichere Beschreibungen der PreisträgerInnen der Medizinischen Universität Innsbruck
Dr. Otto Seibert-Wissenschafts-Förderungs-Preis: Dr.in Isabel Maria Heidegger
Die 1984 in Bamberg geborene und in Meran aufgewachsene Urologin Dr.in Isabel Maria Heidegger PhD studierte an der Medizinischen Universität Innsbruck Humanmedizin und absolvierte im Anschluss ein PhD Studium in Molekularer Onkologie. Nach mehreren Forschungs- und Praktikumsaufenthalten u.a. in Kanada und den USA arbeitet und forscht sie seit 2011 als Assistenzärztin an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Urologie vor allem zum Prostatakarzinom. Aktuell befindet sie sich auf einem Auslandsaufenthalt am Universitätsklinikum Aachen. Die Arbeit von Dr.in Heidegger wurde bereits durch mehrere internationale Förderungen und Auszeichnungen unterstützt.
Optimierung der Prostatakarzinom-Therapie
Den Dr. Otto Seibert-Wissenschafts-Förderungs-Preis erhält Dr.in Isabel Heidgger PhD für ihre im Journal Oncotarget veröffentlichte Publikation „Oncogenic functions of IGF1R and INSR in prostate cancer include enhanced tumor growth, cell migration and angiogenesis“. Das Insulin-like growth factor (IGF) Netzwerk ist ein vielversprechendes therapeutisches Target in der Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms, allerdings mussten rezente erste große Phase III Studien in Patienten aufgrund eines Mangel an Effektivität sowie aufgrund eines unerwartet hohen Nebenwirkungsprofils frühzeitig abgebrochen werden. „Wir beschäftigten uns deshalb in dieser Arbeit einerseits mit den Ursachen für die frustranen klinischen Ergebnisse der Phase III Studien im Prostatakarzinom. Andererseits untersuchten wir in dieser Studie die Funktion des IGF1 Rezeptors und des Insulinrezeptors während der Prostatakrebs Entwicklung und Progression mit dem Ziel, die Wirkung von IGF-Targeting- Therapien durch eine Inhibition dieser beiden zentralen Rezeptoren des IGF Netzwerks zu verbessern“, erklärt die junge Forscherin. Zusammenfassend konnten die Ergebnisse dieser Arbeit erstmals in vitro wie auch in vivo zeigen, dass sowohl der IGF1 Rezeptor als auch der Insulinrezeptor (Isoform A) onkogene Funktionen im IGF-Netzwerk haben. Dies legt die Vermutung nahe, dass der Insulinrezeptor (Isoform A) einen Escape-Mechanismus bietet, wenn der IGF1 Rezeptor selektiv inhibiert wird. Daher deuten die Ergebnisse dieser Arbeit darauf hin, dass zusätzlich zum IGF1 Rezeptor der Insulinrezeptor (Isoform A) inhibiert werden sollte, um therapeutische Ergebnisse von Anti IGF-Therapien zu verbessern.
Zur Publikation: „Oncogenic functions of IGF1R and INSR in prostate cancer include enhanced tumor growth, cell migration and angiogenesis“
Dr. Otto Seibert-Preis zur Förderung von Forschung für Gesellschaftlich Benachteiligte: Neue Erkenntnisse zur Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration
Dr. Claus Zehetner hat in Innsbruck Humanmedizin studiert und ist seit 2007 an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Augenheilkunde und Optometrie (Univ.-Prof. Dr. Nikolaos Bechrakis) tätig. Der gebürtige Oberösterreicher (Steyr) beschäftigte sich bereits in seiner Dissertation mit der Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration. Auslandsaufenthalte führten ihn an die Stanford University (CA, USA) und das Bascom Palmer Eye Institute in Miami (FL, USA). In Paris erhielt er das „European Board of Ophtalmology Diploma“ (FEBO). Der 1981 geborene hat bereits mehrere Wissenschaftspreise erhalten.
Die mit dem „Otto Seibert Preis für gesellschaftlich Benachteiligte“ ausgezeichnete Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der altersbedingten Makuladegeneration (AMD), der Hauptursache für Erblindung im Alter in der westlichen Welt. Die Zahl von PatientInnen mit AMD steigt jährlich und ca. 35 Prozent aller über 75 Jährigen sind betroffen. Die Entwicklung einer auf Antikörpern basierten Injektionstherapie mit Ranibizumab in das erkrankte Auge ermöglicht seit 2007 eine effiziente Behandlung der feuchten Form der AMD. Seit 2012 gibt es die Möglichkeit alternativ Aflibercept zu injizieren. 2014 wurden mehr als 40.000 solcher Augeninjektionen in Österreich durchgeführt. Ziel der Behandlung ist es, den VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor), einen zentralen Mechanismus der Gefäßbildung im Auge, zu beeinflussen. Durch die Therapie kann das Wachstum von krankhaften Blutgefäßen moduliert werden. In seiner ausgezeichneten Forschungsarbeit hat Zehetner die Behandlungsmethoden in Bezug auf ihre Auswirkung auf den VEGF Spiegel in der gesamten Blutzirkulation verglichen. Dabei konnte er feststellen, dass eine Augeninjektion mit Aflibercept den systemischen VEGF-Spiegel hochsignifikant senkt. Dies stellte einen ungewollten Nebeneffekt dar und die Patienten sind hierdurch möglicherweise einem erhöhten Risiko für Thrombosen und Blutungen exponiert. Dementsprechend empfiehlt Zehetner die systemischen Effekte von augenärztlichen Therapien genauer zu evaluieren, um eine Risikominimierung im Sinne der Patientensicherheit gewährleisten zu können. Mit den Mitteln des Otto-Seibert-Preises möchte er seine Forschungsarbeit fortführen.
Wissenschaftliches Kooperationsprojekt 2015: „Pharmacological Stabilisation of fatty aldehyde dehydrogenase as a novel treatment strategy for the Sjörgen Larsson Syndrome“
Dr. Markus Keller von der Sektion für Biologische Chemie am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck und Dr. Christoph Kreutz vom Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck werden für ihr Forschungsvorhaben aus dem Jubiläumsfonds der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck zur Förderung wissenschaftlicher Kooperationsprojekte 2015 unterstützt.
Die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien für seltene Erbkrankheiten stellt eine besondere Herausforderung dar. Für das Sjögren Larsson Syndrom - einen angeborenen Defekt im Enzym Fettaldehyde Dehydrogenase - ist es kürzlich erstmals gelungen, die 3-dimensionale Proteinstruktur zu ermitteln. Auf Basis dieser Strukturdaten war es in der Folge möglich, den molekularen Mechanismus von vielen Sjögren Larsson Syndrom auslösenden Mutationen besser zu verstehen. Wichtiges Resultat dieser Untersuchungen war, dass ein Großteil der Mutationen die korrekte Faltung des Proteins erschwert. Genau solchen Effekten kann mit dem Einsatz von kleinen Stabilisator-Molekülen, sogenannten Pharmakologischen Chaperonen, entgegengewirkt werden. In einer Analyse von 10.000 potentiellen Wirkstoff-Molekülen konnte in Zusammenarbeit mit der Universität von Bergen (Prof. Aurora Martinez) bereits eine Reihe von vielversprechenden Pharmakologischen Chaperonen identifiziert werden. Nun soll die genaue Interaktion zwischen den identifizierten Kandidaten-Molekülen und ihrem Drugtarget studiert werden, was nur durch die enge Zusammenarbeit von Forschern der Sektion für Biologische Chemie am Biozentrum (Dr. Markus A. Keller) und des Instituts für Organische Chemie (Dr. Christoph Kreutz) sowie mit Hilfe modernster NMR Techniken ermöglicht wird. „Durch diese Experimente werden für die Enzymstabilisierung wichtige chemische Eigenschaften identifiziert, die in der Folge für die Etablierung eines Leitmoleküls essentiell sind. Dabei handelt es sich um einen entscheidenden Schritt hin zu ersten in vivo Studien und in der Folge zu neuen Behandlungsmöglichkeiten für Sjögren Larsson Syndrom PatientInnen“, so die beiden Fördernehmer.
Nachwuchspreis für wissenschaftliche Forschung für Studierende: Mag. Armin Runer
Den Nachwuchspreis für wissenschaftliche Forschung von Studierenden erhielt Mag. Armin Runer für sein wissenschaftliches Forschungsprojekt „The Anterolateral Ligament of the knee: A dissection study“. Das Projekt hat der gebürtige Südtiroler vor knapp zwei Jahren als damaliger Student im 5. Semester (Humanmedizin) und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sektion für Klinisch-Funktionelle Anatomie in Innsbruck 2013 unter der Schirmherrschaft von Assoc. Prof. Dr. Christian Fink durchgeführt. Das „Anterolateral Ligament“ (ALL) ist ein neu entdecktes Band im Kniegelenk und eine aktuelle Fragestellung der Unfallchirurgie, Orthopädie und Anatomie. Ziel der Arbeit von Runer war es, das ALL qualitativ und quantitativ zu untersuchen und zu charakterisieren. Zum Zeitpunkt des Studienbeginnes waren lediglich zwei Arbeiten über das ALL in der Suchmaschine für Medizinliteratur „PubMed“ gelistet. Neben den anatomischen Gesichtspunkten wurde ein besonderer Fokus auf die Ansatzpunkte des Bandes gelegt, welche in Zukunft in der Klinik und vor allem im operativen Setting eine entscheidende Rolle spielen werden. Es zeigte sich, dass das ALL eine solide, bandhafte Struktur im anterolateralen Kniegelenksbereich ist, welche in 45 Prozent der Fälle vorhanden ist und einen sehr funktionsorientierten Verlauf hat.
Dr. Otto Seibert Stipendium
Der gebürtige Brunecker Christian Gatterer erhält zur Fertigstellung seiner Diplomarbeit an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie (o.Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe) zur Epilepsie ein Dr. Otto-Seibert-Stipendium.
(B. Hoffmann-Ammann, D. Heidegger)
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