Neues BRIDGE-Projekt entwickelt routinetauglichen Autoantikörpertest
Die Arbeitsgruppe Neuroimmunologie der Univ.-Klinik für Neurologie (Dir. o.Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe) zählt auf dem Gebiet der Erforschung von Autoantikörpern für neurologische Erkrankungen zu den weltweit führenden Teams. Nun ist es dem Neurologen ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Markus Reindl gelungen, ein neues BRIDGE 1 Projekt für die AG Neuroimmunologie einzuwerben, das auf die Entwicklung eines routinetauglichen diagnostischen Testkits für neurologische Autoimmunerkrankungen fokussiert.
Die Häufigkeit neurologischer Autoimmunerkrankungen, wie etwa Multiple Sklerose (MS, 1:1.000) und autoimmune Enzephalitiden (seltenere Formen der Gehirnentzündung, 1: 100.000), ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Ihr gemeinsames Merkmal zeigt sich darin, dass sich das Immunsystem gegen körpereigene Antigene richtet, ein Spezifikum der seltenen autoimmunen Enzephalitiden ist ihr akuter Verlauf. Da unbehandelte Autoimmunerkrankungen durch schwere Entzündungsreaktionen zur Zerstörung der betroffenen Organe und in bestimmten Fällen sogar zum Tod führen können, ist eine frühzeitige Diagnose und Therapie von großer Bedeutung. „Neurologische Autoimmunerkrankungen präsentieren sich klinisch nicht immer eindeutig, deshalb hat die immunologische Diagnostik zentrale und therapieentscheidende Bedeutung. Es braucht validierbare Antikörpertests, auch und vor allem für eine klare Indikation. Nur so können Theorie und Klinik Hand in Hand agieren“, weiß Prof. Markus Reindl von der AG Neuroimmunologie (Leiter ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger) der Univ.-Klinik für Neurologie, die in den vergangenen 20 Jahren bereits zahlreiche wissenschaftliche Beiträge zu verschiedenen Autoantikörpern und deren translationale Entwicklungen zu diagnostischen Labortests liefern konnte. Hierzu gehört beispielsweise das Adhäsionsmolekül Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG), ein spezifischer diagnostischer Marker für bestimmte seltenere neurologische, MS-ähnliche Autoimmunerkrankungen. Die hier entwickelten und weltweit stark nachgefragten MOG-Tests werden derzeit nur in wenigen Laboren eingesetzt. Das von Prof. Reindl 1997 aufgebaute und geleitete Neurologische Forschungslabor ist daher gemeinsam mit dem Neurologischen Routinelabor (Leitung: Ao. Univ. Prof. Dr. Florian Deisenhammer) auch Österreichs Referenzlabor mit jährlich durchschnittlich über 1.000 Probenuntersuchungen auf spezifische neuroimmunologische Antikörper. Die hohe klinische Expertise am Standort basiert außerdem auf der unter der Leitung von ao.Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger stehenden Behandlung von etwa 3.000 „klassischen“ MS-PatientInnen und rund 100 PatientInnen, die an einer seltenen Unterformen von entzündlich-entmarkenden Erkrankungen leiden.
Entwicklung diagnostischer Marker
„EDNA - Entwicklung eines diagnostischen Testkits für neurologische Autoimmunerkrankungen“ heißt das neue BRIDGE 1 Projekt an der Medizinischen Universität Innsbruck, das unter der Leitung von Prof. Reindl nun gemeinsam mit dem Lübecker Industriepartner EUROIMMUN im März dieses Jahres starten wird. „Vor dem Hintergrund, dass die Bewilligung eines BRIDGE 1 Projekts an der Medizin Uni Innsbruck schon länger zurückliegt, darf die Aufnahme in das hochkompetitive Brückenschlagprogramm der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft als besondere Anerkennung unserer neurologischen, anwendungsorientierten und industrietauglichen Grundlagenforschung gesehen werden“, freut sich auch Forschungs-Vizerektorin Univ.-Prof.in Dr.in Christine Bandtlow. „Die erfolgreiche Antragstellung kam nicht zuletzt auch mit der kompetenten Beratung und Unterstützung durch Mag. Dr. Wolfram Rieneck vom SC Forschung zustande“; fügt Projektleiter Reindl hinzu.
Ziel des Forschungsprojektes ist die Entwicklung eines universell einsetzbaren und validierten zellbasierten Testsystems zum Nachweis von MOG Autoantikörpern als diagnostische Marker für entzündlich-entmarkende neurologische Erkrankungen, das schließlich allen relevanten Laboren zur Verfügung stehen sollen. „Neben einem optimierten Testsystem zum Nachweis von MOG Autoantikörpern erwarten wir uns die Klärung wichtiger offener Fragen der Grundlagenforschung“, so Prof. Reindl. Nach erfolgter Standardisierung und überprüfter Routinetauglichkeit soll in einer abschließenden Projektphase ein internationaler Validierungsversuch gestartet werden, an dem alle, auch internationale Labore, eingeschlossen werden sollen. In enger und nachhaltiger Zusammenarbeit zwischen der Medizinischen Universität Innsbruck und EUROIMMUN wird nach Projektabschluss schließlich die Weiterentwicklung eines kommerziellen MOG Autoantikörper Testsystems zur Marktreife angestrebt.
(D. Heidegger)
Links:
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