Junge ForscherInnen an der MUI: Stefan Höfer
Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.
Diesmal portraitieren wir Assoz. Prof. Priv.-Doz. Stefan Höfer. Der Gesundheitspsychologe erforscht was uns glücklich sowie zufrieden macht und wie das gesunde Verhalten von Menschen gefördert werden kann. Derzeit beschäftigen sich der gebürtige Oberösterreicher und sein Team an der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie (o.Univ.-Prof. Dr. G. Schüssler) mit den Faktoren, die das Wohlbefinden und die Gesundheit von Medizinstudierenden und ÄrztInnen in Ausbildung steigern.
„Was macht Menschen glücklich und zufrieden?“. Stefan Höfer geht an der Medizinischen Universität Innsbruck mit wissenschaftlichen Methoden dieser Frage auf den Grund. Ziel der Lebensqualitätsforschung, einem der Forschungsschwerpunkte von Höfer, ist es, herauszufinden, was Menschen brauchen, um glücklich zu sein. „Jeder von uns will glücklich sein, zu mindestens ein bisschen“, sagt Höfer. „Was Menschen glücklich macht, ist allerdings ganz individuell.“ Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit, nämlich körperliches, soziales und seelisches Wohlbefinden.“ Auch wenn die Forschung keine pauschalen Antworten auf die Glücksfrage geben kann, so konnte die Wissenschaft bereits zeigen, dass verschiedenste Faktoren, Rahmenbedingungen und individuelle persönliche Stärken für die Zufriedenheit verantwortlich sind. Mittels wissenschaftlicher Fragebögen wird die Zufriedenheit von ProbandInnen erhoben.
Aktuell beschäftigt sich Höfer und seine Forschungsgruppe mit der Zufriedenheit von Medizinstudierenden und ÄrztInnen in Ausbildung. In dem von Höfer geleiteten FWF Projekt „Wohlbefinden und Gesundheit von MedizinerInnen“ geht es darum zu verstehen, welche Faktoren für die Medizinstudierenden und zukünftigen ÄrztInnen wirklich wichtig sind, damit sie zufrieden sind. Die Evaluation und Förderung der Zufriedenheit mit den Studien- und Arbeitsbedingungen ist ein Beitrag zur Burn-out Prophylaxe. Bekannt ist bereits, das Geld dabei keine alleinig ausschlaggebende Rolle spielt. „Wir wissen, das Geld alleine nicht glücklich macht. Kein Geld macht allerdings unglücklich.“
Die Arbeitsgruppe von Stefan Höfer:
Vorne: Mag.a Alexandra Huber, Assoz. Prof. Dr. Stefan Höfer, Cornelia Strecker, MSc (v. li. n. re.)
zweite Reihe: Dr. Thomas Höge, Miriam Brenner, BSc, Melanie Hausler, MSc ( v. li. n. re.)
Das gesunde Verhalten von PatientInnen mit Herz-/Kreislauferkrankungen fördern
Dass Höfer als Gesundheitspsychologe forscht und lehrt, war nicht von Anfang an klar: Eigentlich hatte der gebürtige Oberösterreicher begonnen Betriebswirtschaftslehre (BWL) in Wien zu studieren. Aber bereits im ersten Semester bemerkte der gebürtige Linzer, dass er die Frage, warum Menschen ein bestimmtes Verhalten zeigen und wie WissenschafterInnen zu dieser Erkenntnis kommen, viel spannender findet. Deshalb wechselte Höfer die Studienrichtung und kurz darauf auch den Studienort: Höfer absolvierte schließlich sein Psychologiestudium an der Universität Innsbruck, auch weil ihn die Universitätsstadt Innsbruck bei einem Besuch sofort faszinierte. In seiner Diplomarbeit beschäftigte sich der 40-Jährige damit, wie die Lebensqualität von PatientInnen mit Herz-Kreislauferkrankungen gefördert werden kann. Die Dissertation und Habilitation erfolgte ebenfalls in diesem Bereich. „Da Herz-Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache sind und eine kardiologische Erkrankung einen massiven Einschnitt in der Lebensqualität der PatientInnen bedeutet, hat mich dieses Thema interessiert.“
Netzwerken international wie national
Seine Forschungen zur Lebensqualität haben mittlerweile auch international Beachtung gefunden. So wurde Höfer 2015 zum Leiter des Standing Comitee Psychology and Health der Europäischen PsycholgInnen-Vereinigung, einer Organisation die rund 300.000 PsycholgInnen vertritt, gewählt. 2014 fungierte Höfer als Kongresspräsident der 28. Konferenz der „Europäischen Gesellschaft für Gesundheitspsychologie“ in Innsbruck, zu der rund 800 TeilnehmerInnen aus 61 Ländern kamen. Enge Verbindungen pflegt er mit dem Royal College of Surgeons in Dublin. An dem für Lebensqualitätsforschung renommierten Institut verbrachte er nach seiner Promotion ein zweijähriges Marie Curie Post-Doc Research Fellowship. Die Pflege und der Aufbau von wissenschaftlichen Netzwerken ist Höfer ein großes Anliegen. „Allerdings geht es nicht nur darum, international Kontakte zu knüpfen, auch innerhalb der Medizinischen Universität ist die Zusammenarbeit wichtig“, sagt Höfer. „Wissensaustausch ist ein Beschleunigungsfaktor für die Forschung. Gerade die Rückmeldung von anderen ist wichtig, um sich weiterzuentwickeln.“
Herzensangelegenheit: Lehre
Mit großem Herzblut ist Höfer in der Lehre tätig. „Die Ausbildung der Studierenden macht mir sehr viel Spaß!“ Gemeinsam mit KollegInnen der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie unterrichtet Höfer Gesprächsführung. „Studierende lernen dabei zum Beispiel das Überbringen schlechter Nachrichten oder Rückmeldungen im Team zu geben“, erklärt Höfer. „Kommunikation ist wie eine Sportart. Jeder kann das erlernen, muss aber üben, üben, üben.“ Darüber hinaus leitet Höfer die Anamnese-Station beim sogenannten „OSCE Test (objective structured clinical examination)“, eine Prüfungsform bei der die praktischen Kenntnisse von Studierenden überprüft werden.
Privates Glück
Sein persönliches Glück hat Höfer in Innsbruck gefunden. „Ich bin jedenfalls immer wieder glücklich und zufrieden“, meint Höfer schmunzelnd auf die Frage, ob er denn selbst glücklich ist. Besonders glücklich macht ihn seine zweijährige Tochter. Das Familienleben mit seiner Lebenspartnerin dominiert dementsprechend auch die Freizeit. Wenn es die Zeit zulässt kann Höfer beim Hochseesegeln entspannen. Dieses Hobby führte ihn unter anderem schon in die Ägäis und die Karibik.
Lieblingszitat von Stefan Höfer:
„Jeder Mensch möchte glücklich sein. Dies gilt ohne Ausnahme, wir streben alle nach diesem Ziel. Die einen ziehen in den Krieg, die anderen nicht, aber es ist das gleich Verlangen, das in beiden lebt: Dies ist der Grund aller Handlungen aller Menschen, auch bei denen, die sich erhängen wollen.“
Blaise Pascal (Französischer Mathematiker & Philosoph)
(B. Hoffmann-Ammann)
Weitere Informationen:
Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie
FWF Projekt Wellmed
European Federation of Psychological Associations (EFPA)
Lebensqualität bei Herzkreislauferkrankungen
Weitere Reportagen über NachwuchswissenschafterInnen an der Medzinischen Universität Innsbruck
* Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck. Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.