search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

fwf_oenb_2016.jpg

Acht neue Drittmittel-Projekte für die Medizinische Universität Innsbruck

In der 58. und 59. Kuratoriumssitzung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich (FWF) wurden an der Medizinischen Universität Innsbruck insgesamt fünf Einzelprojekte, ein KLIF-Projekt sowie ein Forschungsvorhaben aus dem Firnberg-Programm bewilligt. Weitere Drittmittel kommen aus dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank.

Der FWF, Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung, zielt im Besonderen auf die Förderung von Spitzenforschung ab. Über die Förderung von Forschungsvorhaben entscheidet das Kuratorium, das sich aus dem Präsidium des FWF und den FachreferentInnen zusammensetzt. In der 58. Kuratoriumssitzung wurde das Einzelprojekt von Dr. Timon Adolph PhD aus der Universitätsklinik für Innere Medizin I genehmigt. Weitere vier Einzelprojekte von Priv.-Doz.in Dr.in Ira Skvortsova (Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie), Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. David Teis (Sektion für Zellbiologie), Univ.-Prof. Mag. Dr. Andreas Villunger (Sektion für Entwicklungsimmunologie) und ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Ernst Werner (Sektion für Biologische Chemie), sowie ein Projekt aus dem Programm zur Klinischen Forschung von ao.Univ.-Prof. Dr. Romuald Bellmann (Universitätsklinik für Innere Medizin I) wurden in der 59. Sitzung bewilligt; außerdem auch das Vorhaben von Dipl.-Biol.in Marta Campiglio PhD (Sektion für Physiologie), das im Postdoc-Programm Hertha Firnberg – ein Karriereentwicklungsprogramm für hoch qualifizierte Wissenschafterinnen – gefördert wird.

Das Forschungsprojekt von Georgi Diakov, BSc, MSc, PhD (Univ-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde) wird durch Mittel des Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank unterstützt, die nach der Vergabesitzung im ersten Halbjahr 2016 im Bereich Medizinische Wissenschaften insgesamt 1,59 Mio. Euro für 16 Projekte vergibt.

Fünf Einzelprojekte (in alphabetischer Reihenfolge):

P 29379 - Die Rolle epithelialer GPX4 für die Darmhomöostase, Dr. Timon Adolph PhD:

Glutathion Peroxidase 4 (GPX4) ist ein Enzym, das Zellen vor oxidativem Stress und Lipid Peroxidation schützt. Dadurch gewährleistet GPX4 die Funktion von Nervenzellen, Haut- und Nierenepithel zu erhalten. Genetische Studien geben Grund zur Annahme, dass GPX4 in der Krankheitsentstehung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen und speziell bei Morbus Crohn bedeutsam ist. „Wir wollen untersuchen, welchen Einfluss GPX4 auf die Funktion des Darmepithels hat und ob GPX4 Defekte zu chronischer Darmentzündung führt“, beschreibt Projektleiter Adolph das Forschungsziel, das in Kollaborationen mit Arbeitsgruppen der Medizinischen Universität Innsbruck erreicht werden soll. Mit einem besseren Verständnis der genetischen Grundlagen sollen neue therapeutische Ansätze entwickelt werden.

P29457 - Teilchenstrahlung – Sensitivität von Brustkrebs-Stammzellen, Priv.-Doz.in Dr.in Ira Skvortsova:

Brustkrebs ist trotz ständig verbesserter Therapien die häufigste Krebs-assoziierte Todesursache bei Frauen. Radiotherapie spielt eine wichtige Rolle in der Behandlung und reduziert das lokale Rezidivrisiko deutlich. Gegenüber der aktuell eingesetzten Photonenstrahlung sind jedoch nicht alle Brustkrebszellen gleichermaßen empfindlich. Vermutlich sind überlebende Tumorzellen, sog. „Krebs-Stammzellen“ (cancer stem cells; CSC,) für das Fortschreiten des Tumors verantwortlich. „Um die Empfindlichkeit der Photonen-resistenten Brustkrebs-Zellen (inklusive CSC) zu untersuchen, wollen wir die molekularen Signaturen von Brustkrebs CSC, die resistent gegen Strahlung mit niedrigem linearen Energie-Transfer (LET), wie bei Photonen-  und Protonen-Strahlung, sowie hohem LET, wie bei Kohlenstoffionen-Strahlung sind, analysieren“, erklärt Projektleiterin Skvortsova.

P29583 - Wie Nährstoffe die Oberfläche von Zellen regulieren, Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. David Teis

Damit Zellen wachsen, müssen sie Zucker und Aminosäuren über Nährstoff-Transporter an der Zell-Oberfläche aufnehmen. Je nachdem welche Nährstoffe vorhanden sind, werden bestimmte Nährstoff-Transporter an die Oberfläche transportiert, während gleichzeitig andere selektiv von der Oberfläche entfernt werden und im Lysosom abgebaut werden. Wie diese Prozesse reguliert werden, wenn sich die Wachstum-Bedingungen für Zellen ändern, ist überraschenderweise weitgehend unklar. Um diese Prozesse besser zu verstehen, verwenden wir Bäckerhefe als das bestgeeignete eukaryotische Model-System. Vor kurzem konnten wir zeigen, dass Nährstoff-Mangel den Abbau von Nährstoff-Transportern, die nicht mehr gebrauch werden, stimuliert. Dieser Prozess ist essentiel für das Überleben von Zellen. „Nun werden wir die molekularen Mechanismen erforschen, die zum selektiven Abbau der Nährstoff-Transporter im Lysosom führen“, berichtet David Teis.

P29499 - Zelltodkontrolle nach mitotischem Arrest, Univ.-Prof. Mag.Dr. Andreas Villunger

Mitglieder der BCL2 Protein Familie sind zentrale Regulatoren des programmierten Zelltods und bei Krebs oft stark in ihrer Funktion beeinträchtigt. Erhöhte Niveaus von BCL2 oder des verwandten MCL1 können die Entstehung von Krebs begünstigen bzw. die Effizienz von Chemotherapie mindern. Chemotherapeutika, welche die Ausbildung der Kernspindel während der Zellteilung hemmen, sind seit vielen Jahren in der Tumortherapie im Einsatz. Diese Substanzen hemmen die normale Zellteilung und führen dabei in der Regel, über schlecht verstandene Mechanismen, zum Tod der Tumorzelle. „Wir zielen auf ein besseres Verständnis der molekularen Mechanismen, um diese Form der Therapie zu optimieren“, so Projektleiter Villunger. Dabei soll abgeklärt werden, ob die Expression von MCL1 oder anderer Mitglieder der BCL2 Familie als Biomarker dienen könnten, um das Ansprechen auf diese Form der Tumor-Therapie besser vorhersagen zu können.

P29551 - Auffindung des fehlenden Gens der Plasmalogenbiosynthese, ao.Univ.-Prof. Dr. Ernst R. Werner

Unser Körper stellt eine faszinierende Vielfalt von Fettstoffen (Lipiden) her, die er zum Aufbau von Wänden in und zwischen unseren Zellen, zur Herstellung von Botenstoffen, und zur Zwischen-Speicherung der Energie aus der Nahrung benötigt. Plasmalogene sind eine besondere Klasse von Fettstoffen, die einen Hauptanteil an den Lipiden in unserem Gehirn und den Zellwänden unserer Immunzellen bilden. „Überraschenderweise ist das Gen, das den Bauplan für das entscheidende Enzym zur Herstellung der Plasmalogene enthält, noch nicht bekannt“, erklärt Projektleiter Ernst Werner den Forschungshintergrund. Ziel des FWF-Projektes ist es deshalb, dieses Gen unter den tausenden menschlichen Genen mit Bauplänen für Proteine unbekannter Funktion zu finden.

Projekt aus dem Programm Klinische Forschung:

KLI00565 - Wirkort-Pharmakokinetik und -Aktivität von Echinocandinen, ao.Univ.-Prof. Dr. Romuald Bellmann

Echinocandine werden zur Behandlung schwerer Pilzinfektionen eingesetzt. Dabei sind die Konzentrationen, die am Ort der Infektion erreicht werden, von großer Bedeutung. Auch die Zeit bis zum Erreichen wirksamer Spiegel und die Dauer, während der das Medikament auf den Erreger einwirkt, sind für den Therapieerfolg maßgeblich. „In diesem Projekt wollen wir Echinocandin-Spiegel in verschiedenen Körperflüssigkeiten und Geweben messen, sowie in Körperflüssigkeiten ihre Pharmakokinetik und ihre Aktivität untersuchen. Zudem soll geklärt werden, ob bei der Behandlung charakteristische Leberveränderungen auftreten“, berichtet Projektleiter Romuald Bellmann. Die Ergebnisse sollen eine wirksamere, sicherere und individuellere Behandlung von Pilzinfektionen ermöglichen.

Projekt aus dem Hertha-Firnberg-Programm:

T00855 - Molekulare Mechanismen der STAC3/CaV1.1 Interaktion in elektromechanischen Kopplung der Skelettmuskulatur, Dipl.-Biol.in Marta Campiglio PhD

Dieses Forschungsvorhaben untersucht den molekularen Mechanismus der elektromechanischen Kopplung im Skelettmuskel. Insbesondere soll die spezifische Funktion von STAC3 – ein neu entdeckter, wesentlicher Bestandteil dieses Signaltransduktions-Prozesses – entschlüsselt werden. STAC3 gehört zu einer Familie von Adapterproteinen, welche Protein-Protein-Interaktionen und die Bildung von makromolekularen Signalkomplexen ermöglichen. „Herauszufinden, wie STAC3 in diesem Signalkomplex verankert ist und welche Moleküle seine Interaktionspartner darstellen, ist von großer Bedeutung für unser Verständnis dieser zentralen Muskelfunktion“, beschreibt Projektleiterin Marta Campiglio Forschungshintergrund und Projektziel.

Projekt aus dem Jubiläumsfonds der OeNB:

16903 - Trifokale Rekonstruktion durch Gesichtsmerkmale zur automatisierten Navigation der HNO-Chirurgie, Georgi Diakov, BSc, MSc, PhD

Die Registrierung von PatientInnen für navigierte HNO-Chirurgie ist manuell sowie in der Computer-Erstellung von 3D-Modellen fehleranfällig. Verfahren zur Stereo-Rekonstruktion von intraoperativ erfassten Patientendaten erfordern spezielle Fähigkeiten des Bedieners, zusätzliche Lichtquellen und Unterbrechungen des chirurgischen Ablaufs. „Um eine automatisierte, zuverlässige und klinisch genaue Registrierung zu erreichen, soll ein Verfahren zur optischen Rekonstruktion des Patientengesichts entwickelt werden, das Merkmale, wie Augenwinkel, Augäpfel und Nasenkonturen, trotz Glanzlichter und Bedeckung durch chirurgische Instrumente zuverlässig identifiziert“, berichtet Georgi Diakov. Das an Schädel-Phantomen und menschlichen Kadavern auf Genauigkeit überprüfte Verfahren wird in eine trifokale Konfiguration von hochauflösenden Kameras implementiert.

(D. Heidegger)

Links:

FWF

Jubiläumsfonds der OeNB

Aktuell