Österreichischer Mikrobiologiepreis 2016 für Wilfried Posch
Im Rahmen der 35. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP) Anfang Juni in Zell am See wurde der Österreichische Mikrobiologie-Preis 2016 an Dr. Wilfried Posch von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie vergeben. Mit dem alle zwei Jahre verliehenen und mit 4.000 Euro dotierten Preis wird im Besonderen die Forschung junger WissenschafterInnen gewürdigt.
Das Wechselspiel zwischen Pathogenen und dendritischen Zellen (DCs) in der Akutphase der HIV-Infektion steht im Fokus der Forschung des Molekularbiologen Wilfried Posch. Gemeinsam mit Assoz. Prof.in Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Doris Wilflingseder konnte er in zahlreichen Untersuchungen bereits nachweisen, dass die HIV-1-Komplementopsonisierung – also die Bedeckung und damit Markierung des Krankheitserregers durch Komplementfragmente wie auch Antikörper – deutlich effektivere Immunreaktionen via dendritischer Zellen auslöst und somit eine unterstützende Rolle zur Erkennung des Virus spielt.
Auf der Suche nach effektiveren Immunantworten
In der nun mit dem Mikrobiologiepreis ausgezeichneten Arbeit gelang es dem jungen Molekularbiologen, den Effekt der Umgehung von Restriktionsmechanismen in dendritischen Zellen nachzuweisen. „Die kovalente Bindung von Komplementfragmenten an HIV-1 führt dazu, dass Restriktionsmechanismen in dendritischen Zellen umgangen werden und dadurch eine starke Stimulierung effektiver Immunantworten gegen das Virus ausgelöst wird“, erklärt Wilfried Posch das weitreichende Forschungsergebnis. Sogenannte Restriktionsfaktoren bezeichnen zelluläre Verteidigungsmechanismen, um die HIV-1 Vermehrung in den Zellen zu blockieren. Ein von einer französischen Arbeitsgruppe erstmals mit HIV assoziierter Faktor, der die HIV-Replikation in dendritischen Zellen hemmt, ist SAMHD1. Dieser bedingt nur eine sehr schwach produktive Infektion dendritischer Zellen mit HIV-1, was mit einem Entkommen des Virus vor einer effizienten Immunantwort assoziiert ist. "Im Labor gelang es uns schließlich, nachzuweisen", so Wilfried Posch, "dass komplement-opsonisiertes HIV-1 SAMHD1 in DCs phosphoryliert, wodurch die Restriktion aufgehoben und eine stärkere Immunantwort induziert wird. Diese Phosphorylierung von SAMHD1 wurde bisher nur in proliferierenden Zellen, nicht jedoch DCs beschrieben".
Der Preisträger
Dr. Wilfried Posch wurde 1981 in Kufstein geboren, studierte an der Leopold-Franzens Universität Innsbruck Molekularbiologie und begann, nach abgeschlossenen Diplomstudium, 2007 das Doktoratsstudium der Naturwissenschaften am früheren Department für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin. Nach einen mehrmonatigen Forschungsaufenthalt am University College London verfasste Wilfried Posch seine Doktorarbeit zum Thema „Complement opsonization as potential DC vaccination strategy for HIV-1“. Derzeit arbeitet und forscht er als Senior Scientist an der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie (Direktorin Univ.-Prof.in Dr.in Cornelia Lass-Flörl) und untersucht im Zuge seines FWF-Einzelprojektes T-Zellantworten, die während einer HIV Infektion durch antigenpräsentierende Zellen induziert werden. Für seine Forschungen wurde Wilfried Posch bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis des Fürstentums Liechtenstein.
(D. Heidegger)
Links:
Ausgezeichnete Forschungsarbeit:
Complement-Opsonized HIV-1 Overcomes Restriction in Dendritic Cells.
Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie