Junge ForscherInnen an der MUI: Iris Eder-Neuwirt
Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen-) Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.
Diesmal portraitieren wir Assoz. Prof.in Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Iris Elisabeth Eder-Neuwirt. Das Prostatakarzinom ist ihr zentrales Forschungsgebiet. Die Mikrobiologin forscht an der Abteilung für Experimentelle Urologie der Universitätsklinik für Urologie.
„Eigentlich gehöre ich in diesem Labor schon zum Inventar!“ lacht Iris Eder-Neuwirt auf die Frage nach ihrem Werdegang und ihrem Beginn im Labor der Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie (Leiter: A. Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut Klocker; Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger). Bereits im Jahr 1993, unmittelbar nach dem Studium der Mikrobiologie begann die Tirolerin hier mit ihrer Doktorarbeit. „Nach der Diplomarbeit war mir klar, dass ich in der klinisch angewandten Forschung arbeiten möchte. Im Urologielabor habe ich schließlich eine Forschungsprojektstelle bekommen und dort im Rahmen meiner Dissertation die Rolle der Wachstumsfaktoren TGF-ß und bFGF in Blasenkarzinomzellen untersucht.“ Die Ergebnisse dieser Dissertation wurden mit einem Dissertationspreis der Österreichischen Krebshilfe ausgezeichnet.
Nach Abschluss der Doktorarbeit bekam Iris Eder-Neuwirt im Urologie-Labor die Möglichkeit, als Postdoktorandin weiter zu arbeiten. Thematisch wechselte sie allerdings vom Blasen- zum Prostatakarzinom. Im Fokus des neuen Forschungsprojektes stand der Androgenrezeptor, der als Schlüsselmolekül der androgenen Signalkette die Wirkung der Androgene vermittelt. Ziel des Projektes war das zielgerichtete Ausschalten des Androgenrezeptors zur Hemmung von Prostatakarzinomzellen mit Hilfe sogenannter Antisense-Moleküle. Um die Anreicherung dieser Antisense-Moleküle in vivo nach systemischer Verabreichung im Prostatatumor zu optimieren, wurde Kontrastmittel-verstärkter Ultraschall verwendet. Die dafür verwendete Technologie erlernte Eder-Neuwirt im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes an der Kardiologischen Abteilung der Universität von Virginia in Charlottesville (USA). Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden international (NIH, National Institute of Health, AACR, American Association for Cancer Research) ausgezeichnet und waren schließlich Grundlage der Habilitation im Fach Zellbiologie im Jahr 2005.
Zwei Jahre später erhielt die Forscherin schließlich eine Stelle als Universitätsassistentin an der Univ. Klinik für Urologie. Nach der Geburt ihres Sohnes nahm sie das Wiedereinstiegsmodell der Medizinischen Universität Innsbruck in Anspruch. „Dieses Programm ist eine tolle Möglichkeit für Frauen, nicht den Anschluss zu verlieren und am aktuellen Stand der Forschung zu bleiben.“ erklärt sie, fügt jedoch auch hinzu: „Mein Mann hat mich in dieser Zeit sehr unterstützt und seine drei Monate Väterkarenz auch sehr genossen.“
Heute arbeitet die mittlerweile assoziierte Professorin gemeinsam mit einer Dissertantin an einem Forschungsprojekt, das sich mit Veränderungen im Stoffwechsel beschäftigt, die es Prostatatumorzellen ermöglichen, trotz geringem Sauerstoff- und Nährstoffgehalt zu überleben und sich weiter zu vermehren. Parallel dazu steht die Implementierung neuer Technologien im Urologielabor im Vordergrund wie beispielsweise die Isolierung von zirkulierenden Tumorzellen aus dem Blut oder die Etablierung eines 3-dimensionalen Zellkulturmodells für in vitro Studien. „Die Entwicklung und Austestung neuer Therapien wird üblicherweise an einer limitierten Zahl von Zelllinien durchgeführt, die auf Plastikuntergrund in Zellkulturflaschen oder Petrischalen gezüchtet werden. Dies entspricht nicht der Gewebesituation in der Prostata, welche neben Prostataepithelzellen auch noch einen signifikanten Anteil an Stroma beinhaltet. Im dreidimensionalen Kokulturmodell werden Tumorzellen und stromale Zellen ähnlich dem Gewebeverband in der Prostata gemeinsam kultiviert und ermöglichen damit zuverlässigere Forschungsergebnisse.“
Die Abwicklung und Organisation dieser Projekte gelingt der engagierten Forscherin insbesondere aufgrund des für sie optimalen Umfeldes: „Durch die enge Anbindung an die Klinik erhalten wir wertvolle Proben, die wir verwenden können, um unsere Ergebnisse aus der Zellkultur auch in vivo zu verifizieren. Dies ist für die klassische translationale Forschung von extremer Bedeutung. Auch die Interaktion mit den Ärztinnen und Ärzten ist insbesondere bei klinischen Fragestellungen von großem Vorteil.“
Neben der klassischen Forschungsarbeit im Labor und ihrer Tätigkeit in der Lehre ist Eder-Neuwirt im Urologielabor für das Qualitätsmanagement verantwortlich (das Urologielabor ist seit 2000 ISO-zertifiziert) und als Ersatzmitglied im Arbeitskreis für Gleichbehandlung (AKGl) und in der Habilitationskommission der Medizinischen Universität Innsbruck als beratendes Mitglied tätig. Neben all diesen Aufgaben und Tätigkeiten blieb sie ihrer großen Leidenschaft, dem Balletttanz, treu: „Tanzen hilft, den Kopf freizubekommen und neue Ideen zu gewinnen!“
(A. Schönherr)
Weitere Informationen:
Universitätsklinik für Urologie - Labor (Leiter: A. Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut Klocker)
Universitätsklinik für Urologie (Leiter: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger)
Weitere Reportagen über NachwuchswissenschafterInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck
*Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck. Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.