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BU: Andreas Kronbichler mit Klinikdirektor Gert Mayer und Forschungskollege Johannes Leierer. (v. re. n. li) Foto: MUI/B.Hoffmann-Ammann.

Innsbrucker Forschungsarbeit verbessert Therapie von seltener Gefäßerkrankung

Die Erforschung von Begleiterkrankungen der seltenen, ANCA-assoziierten Gefäßentzündung ist eines der Ziele von Dr. Andreas Kronbichler. Der Assistenzarzt forscht im Team von Direktor Univ.-Prof. Dr. Gert Mayer an der Univ.-Klinik für Innere Medizin IV (Nephrologie und Hypertensiologie). Die Erkenntnisse verbessern die Therapiemöglichkeiten und geben Hinweise für die Behandlung anderer Nierenkrankheiten. Innsbruck ist ein Zentrum für die Diagnose und Erforschung seltener Erkrankungen.

Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes der Medizinischen Universität Innsbruck, Infektion, Immunität und Transplantation, wird an der Univ.-Klinik für Innere Medizin IV zur so genannten ANCA-assoziierten Vaskulitis (Gefäßentzündung) geforscht. Nur zehn von einer Million Einwohnern sind von dieser seltenen Erkrankung betroffen. Die Gefäßentzündung häufig erst im Alter auf und ist unter anderem genetisch bedingt. Auch Umweltfaktoren und Bakterien spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung. Die klinischen Symptome, wie Nasenbluten, Bluthusten oder Nierenversagen sind abhängig von den jeweils betroffenen Organen. Bis zur Verwendung von Cylcophosphamid, einem Wirkstoff aus der Onkologie, war die Mortalität sehr hoch. „Bei einer längeren Behandlung mit diesem Zytostatikum hat sich allerdings gezeigt, dass das Risiko an einem Malignom zu erkranken stark erhöht ist“, erklärt Dr. Andreas Kronbichler.  Seit 2010 steht mit Rituximab ein neues Medikament zur Verfügung, das ebenfalls für PatientInnen mit einer ANCA-assoziierten Gefäßentzündung, eingesetzt wird und für diese Indikation zugelassen ist. „Die Zulassungsstudien haben allerdings nicht eindeutig gezeigt, ob das Risiko für Malignome dadurch wirklich signifikant gesenkt wird“, so Kronbichler. Der Assistenzarzt war an einer europäischen Studie beteiligt, bei der die Daten von 323 PatientInnen ausgewertet wurden. Die Ergebnisse wurden im renommierten Journal „Annals of the Rheumatic Diseases“ veröffentlicht. Da für eine seltene Erkrankung verhältnismäßig viele PatientInnen eingeschlossen wurden, konnte valide gezeigt werden, dass bei der Therapie mit Cylcophosphamid das Risiko an einem Malignom zu erkranken, um 4,58 Mal höher ist als in der Normalbevölkerung. Im Vergleich dazu haben die Rituximab behandelten PatientInnen ein geringeres Risiko ein Malignom zu entwickeln (SIR 0,67). Da Rituximab auch bei anderen Erkrankungen der Niere, wie beispielsweise dem nephrotischen Syndrom in Ermangelung anderer Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt wird, sind die Studienergebnisse von großem Interesse.

Auch Thrombose als Begleiterkrankung wurde untersucht
Das gilt auch für die erst kürzlich von Kronbichler als Erstautor veröffentlichten Studienergebnisse in der Fachzeitschrift „Rheumatology“. In dieser Arbeit beschäftigten sich Kronbichler und seine KollegInnen mit einer weiteren Begleiterkrankung der ANCA-assoziierten Gefäßentzündung, den Thrombosen. Der Anteil der PatientInnen eine Thrombose zu erleiden, liegt bei acht bis 12 Prozent. Zur Analyse lagen die Daten von 41 PatientInnen vor, die eine Thrombose als Begleiterkrankung dieser spezifischen Gefäßentzündung gehabt haben. „Wir haben aufgezeigt, dass das Risiko für eine Thrombose insbesondere in der Zeit nach der Diagnose, wenn die Krankheit aktiv ist, am höchsten ist“, sagt Kronbichler. Auch PatientInnen, bei denen Hautgefäße und der Gastrointestinaltrakt von der seltenen Erkrankung betroffen sind, gehören zu einer höheren Risikogruppe für eine Thrombose. Da die PatientInnen wegen ihrer Grunderkrankung eine erhöhte Blutungsneigung haben, ist die Therapie und Prophylaxe einer Thrombose eine spezielle Herausforderung. „Wir möchten mit unserer Forschungsarbeit eine Möglichkeit finden, eine Thrombose möglichst vorherzusagen, um rechtzeitig intervenieren zu können“, erklärt Kronbichler. Diese Forschungsarbeit ist auch für andere PatientInnen, die eine Thrombose und eine erhöhtes Blutungsrisiko haben, wie das beispielsweise bei Lebererkrankung oder IntensivpatientInnen der Fall ist, relevant.

Zentrum für Seltene Erkrankungen
Die Innsbrucker Universitätskliniken sind ein anerkanntes Zentrum zur Behandlung und Erforschung von seltenen Krankheiten. Die genetischen Ursachen von zahlreichen seltenen Erkrankungen, wie beispielsweise dem Smith-Lemli-Opitz Syndrom (SLOS), der Mikrovillus Einschlusserkrankung (MVID) oder dem Kohlschütter-Tönz-Syndrom (KTS), wurden in Innsbruck geklärt. Erkenntnisse über die Ursachen der zu 80 Prozent genetisch bedingten Erkrankungen sind ein wichtiger Schritt für die Verbesserung von Therapiemöglichkeiten und Prognosen.

Publikationen:

Clinical associations with venous thromboembolism in anti-neutrophil cytoplasm antibody-associated vasculitides” (Rheumatology) AutorInnen: Andreas Kronbichler, Johannes Leierer, Gisela Leierer, Gert Mayer, Alina Casian, Peter Höglund, Kerstin Westman and David Jayne.

Effect of rituximab on malignancy risk in patients with ANCA-associated vasculitis” (Annals of the Rheumatic Diseases) AutorInnen: Emma E van Daalen, Raffaella Rizzo, Andreas Kronbichler, Ron Wolterbeek, Jan A Bruijn, David R Jayne, Ingeborg M Bajema, Chinar Rahmattulla.

(B. Hoffmann-Ammann)

Weitere Informationen:

- Univ.-Klinik für Innere Medizin IV

- Forum Seltene Erkrankungen

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