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Junge ForscherInnen an der MUI: Sabine E. Hofer

Im Rahmen der Reportageserie „Junge ForscherInnen an der MUI“ werden NachwuchswissenschafterInnen der Medizinischen Universität Innsbruck vor den Vorhang geholt. Ihre Gemeinsamkeit: Sie betreiben seit Jahren erfolgreich medizinische (Grundlagen)Forschung – das belegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und die Einwerbung von Drittmitteln – und sind mit ihrem Wissen in der Lehre tätig*.

Diesmal portraitieren wir Assoz.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Sabine E. Hofer – Leiterin der Diabetes-Ambulanz an der Univ.-Klinik für Pädiatrie I. Die Diabetologin forscht bereits seit vielen Jahren zum Thema Diabetes im Kindesalter. Es sind nicht zuletzt ihr großes Engagement und ihre langjährige Expertise auf dem Gebiet der pädiatrischen Diabetologie, die aktuell zur Beteiligung an einem großen internationalen Forschungsprojekt und der Ausrichtung des größten weltweiten Kongresses zu Diabetes im Kindes- und Jugendalter im Oktober 2017 in Innsbruck beitragen.

In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Kinder mit Diabetes Typ 1 verdoppelt. Bei dieser Stoffwechselerkrankung handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, in deren Rahmen die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr erzeugt, sodass dieses Defizit zeitlebens medikamentös ersetzt werden muss. „Auch wenn Typ 1 Diabetes zwar eine unheilbare, jedoch gut behandelbare Erkrankung ist, stellt die Erstdiagnose Kinder, Eltern und andere Betreuungspersonen vor große Herausforderungen“, betont Sabine Hofer, an deren Diabetes-Ambulanz besonderer Wert auf eine umfassende und gezielte Schulung gelegt wird, um sowohl akute Komplikationen als auch gefürchtete Langzeitschäden bestmöglich einzudämmen. An erster Stelle steht dabei der richtige Umgang mit intensivierten Behandlungsmethoden – Insulinpens oder Insulinpumpen –, um bei neu erkrankten Kindern und Jugendlichen eine optimierte und im Normbereich liegende Stoffwechseleinstellung zu erreichen.  „Vor allem Kleinkinder leiden häufig unter Blutzuckerschwankungen, nehmen Unterzuckerungen nicht richtig wahr oder können diese ihren Eltern nicht richtig vermitteln. In dieser Altersgruppe zeigt die Therapie mit Insulinpumpe,  die technisch ständig weiterentwickelt wird, deutliche Vorteile“, so die Expertin.

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Assoz.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Sabine E. Hofer (Mitte) mit ihren Mitarbeiterinnen von der Diabetes-Ambulanz der Pädiatrie I.

Um eine solche Weiterentwicklung handelt es sich auch bei der sogenannten Künstlichen Bauchspeicheldrüse (artificial pancreas) – ein modernes System, das Sabine Hofer im Rahmen des EU-Projekts KidsAP (Kids artificial pancreas) genauer unter die Lupe nehmen wird. „Bei dieser zukunftsweisenden Behandlungsmethode kommt ein kontinuierlich messender Glucosesensor zur Bestimmung des interstitiellen Zuckerwertes, eine Pumpe zur gezielten Insulinabgabe sowie ein mobiles Gerät (smart phone), das die Messdaten des Sensors auswertet und den Glukose-Insulin-Regelkreises der Pumpe steuert, zum Einsatz“, erklärt Sabine Hofer. Vorrangiges Ziel dieses groß angelegten und in einer mehrwöchigen Pilot- und einer einjährigen Hauptstudie durchgeführten EU-Projektes ist es, die Anwendungs- und Alltagstauglichkeit des artificial pancreas im Hinblick auf die Vermeidung von Blutzuckerschwankungen  bei sehr jungen Kindern im Alter von einem bis sieben Jahren zu überprüfen. „In diesem Kreislaufsystem wird die Basalrate, also der Grundbedarf an Insulin innerhalb von 24 Stunden alle zehn Minuten neu berechnet und bedarfsgerecht angepasst. Damit soll die Zeit im Glukosezielbereich (80 – 150 mg/dl) optimiert und gefürchtete Unterzuckerungen, wie sie in der Altersgruppe von Eins bis Sieben schwer zu handhaben sind,  vermieden werden“, so Hofer, die das KidsAP-Teilprojekt für die Medizinische Universität Innsbruck leitet.

Das Projekt, das neben biomedizinischen auch psychosoziale und kostenrelevante Aspekte von individualisierten künstlichen Bauchspeicheldrüsen bei Kindern untersuchen wird, hat ein Gesamtbudget von knapp 4,64 Mio. €, der Anteil der Medizinischen Universität Innsbruck beträgt etwa 400.000 Euro. Weitere Projektpartner in dem von der Universität Cambridge koordinierten EU-Projekt sind neben den Med Unis Graz und Wien weitere Diabeteszentren in Deutschland, Luxemburg und Großbritannien. Erste Studienergebnisse werden nach dem kürzlich in Cambridge abgehaltenen Kick-Off-Meeting schon im Sommer erwartet.

Ein Ziel definieren und dran bleiben
Dass der kindliche Diabetes einmal so im Zentrum ihrer wissenschaftlichen und klinischen Tätigkeit stehen würde war zwar nicht von vorn herein geplant, hängt aber trotzdem mit Sabine Hofers Zielstrebigkeit und ihrem Willen „an einer Sache dranzubleiben“ zusammen. Die in Bad Häring geborene und aus einer Arbeiterfamilie stammende begeisterte Forscherin ist ihren Eltern noch heute dankbar, ihr ein Medizinstudium in Innsbruck ermöglicht zu haben. Schon während ihres Studiums lernte sie im Rahmen der Physiologie und Balneologie Ausbildung beim damaligen Institutsvorstand Prof. Paul Deetjen das wissenschaftliche Arbeiten und als „Demonstratorin“ auch den Umgang mit Studierenden kennen. Der Physiologie blieb sie nach Studienabschluss ein Jahr lang als Assistentin treu, ehe sie an die Innsbrucker Kinderklinik zu Prof. Endres wechselte. „Die Kinderheilkunde hat es mir dann angetan, sodass ich meine Facharztausbildung in Pädiatrie gemacht habe. Um molekularbiologische Forschungsmethoden zu erlernen bin ich anschließend an das Institut Pasteur in Lille und dann für ein Jahr an das Westmead Children´s Hospital in Sydney gegangen“, erzählt die Diabetologin, die während dieser Forschungsaufenthalte auch schon ihrem Habilitationsthema „Diabetes im Kindesalter“ näher kam. Und nicht nur das: „Für die persönliche Entwicklung sind Auslandsaufenthalte immer wertvoll“, ist Hofer, die sich seit damals ein enges und internationales Netzwerk mit PädiaterInnen, EndokrinologInnen und DiabetologInnen aufbauen konnte, überzeugt.

Weitblick mit Bodenhaftung
Dieses Netzwerk, ihre jahrelange diabetologische Expertise und ihr großes Engagement waren es wohl, die Sabine Hofer heute in die Funktion der Kongresspräsidentin für das weltweit größte pädiatrische Diabetes-Meeting, die Jahreskonferenz der ISPAD (International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes), gebracht haben. „Als ich im Jahr 2000 das erste ISPAD Meeting in San Francisco besuchte und dort mein erstes Abstract vorstellte hätte ich natürlich nicht gedacht, dass ich die Konferenz jemals selbst in Innsbruck ausrichten würde“, erinnert sich Hofer, die im Oktober dieses Jahres mehrere tausend ExpertInnen bei der ISPAD 2017 in Innsbruck erwarten darf. „Reaching for the Summit in Diabetes Research and Care“ lautet dabei nicht nur das Motto des Jahrestreffens, sondern spiegelt auch das berufliche Selbstverständnis der ehrgeizigen Diabetologin wider, die ihre internationalen Kontakte stets pflegt und soziale Kompetenz für sehr wichtig im Berufsleben hält – wahrscheinlich, weil sie an den Wochenenden während ihres Studiums  immer im Lebensmittelgeschäft ihrer Mutter aushelfen musste. Dass sie so etwas wie Berührungsängste nicht kennt, kommt ihr als Forscherin und Ärztin, aber auch als Lehrende durchaus zugute. Als solche will sie nicht nur die Fächer Endokrinologie und Pädiatrie vermitteln, sondern auch Werte wie Engagement und Durchhaltevermögen. „Wenn ich etwas anfange, möchte ich es auch zu Ende bringen und mich so lange kümmern, wie es nötig ist“, sagt Hofer, die ihre StudentInnen genauso zu motivieren vermag wie ihr Team an der Diabetes-Ambulanz. Die Begeisterung für die Medizin ist der Ärztin ohnehin nie ab Handen gekommen, im Gegenteil. „Sobald man einer Forschungshypothese auf den Grund geht, ergeben sich neue Perspektiven und Fragen. In der Medizin ist einfach alles interessant. Wäre nicht der kindliche Diabetes in mein Blickfeld gerückt, würde ich mich mit demselben Interesse für ein anderes medizinisches Thema begeistern können.“

Zugegeben, bei so viel Einsatz kommen eigene Bedürfnisse und Hobbys manchmal zu kurz. Sabine Hofer versteht es aber auch in ihrer Freizeit Prioritäten zu setzen. „Meine Familie ist mir sehr wichtig. An einem freien Wochenende mit gutem Schnee gehe ich am liebsten mit meinem 12jährigen Sohn Skifahren!“ – im Tiroler Unterland natürlich.

(D. Heidegger)

*) Die im Rahmen dieser Reportageserie portraitierten WissenschafterInnen besetzen eine A2-Laufbahnstelle als Assoziierte ProfessorInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck.  Voraussetzung dafür ist die Erfüllung einer Qualifizierungsvereinbarung, die unter anderem erfolgreiche Forschungsleistung, Lehre und Einwerbung von Drittmitteln umfasst.

 

Links:

Pädiatrie I
https://kinderzentrum.tirol-kliniken.at/page.cfm?vpath=paediatrie-i

Bereich Diabetologie
https://kinderzentrum.tirol-kliniken.at/page.cfm?vpath=paediatrie-i/spezialbereiche/diabetologie

ISPAD 2017
http://2016.ispad.org/wp-content/uploads/2015/08/final_ISPAD-2017_1st-Announcement.pdf

Weitere Reportagen über NachwuchsforscherInnen an der Medizinischen Universität Innbsruck
https://www.i-med.ac.at/forschung/nachwuchsforschung.html

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