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Zwei Otto-Kraupp-Preise für die Medizinische Universität Innsbruck

Am 6. Juni 2017 wurde im Rahmen der Wissenschaftlichen Sitzung der Gesellschaft der Ärzte in Wien / Billrothhaus bereits zum 19. Mal der Otto-Kraupp-Preis vergeben. Der erste Preis für die beste Habilitationsschrift ging an Priv.-Doz.in Dr.in Anja Wilmes PhD von der Sektion für Physiologie, die Habilitation von Assoz.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Claudia Lamina von der Sektion für Genetische Epidemiologie wurde mit dem zweiten Preis ausgezeichnet.

Die Gesellschaft der Ärzte in Wien vergibt den Otto-Kraupp-Preis für die beste über ein medizinisches Thema verfasste Habilitation seit 1999 jährlich in Erinnerung an die außerordentlichen Leistungen von Univ.-Prof. DDr. Otto Kraupp als Ordinarius für Pharmakologie und Toxikologie sowie als langjähriger Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität. Die Auswahl unter den KandidatInnen trifft eine unabhängige Jury. In Zusammenarbeit mit den Medizinischen Universitäten Österreichs sowie der Gesellschaft der Ärzte in Wien stellte die Siemens Healthcare Österreich AG für den Otto-Kraupp-Preis den Betrag von 6.000 Euro zur Verfügung.

Chemischer Stress für die Niere
„Molecular investigations of chemical stress induction in the renal proximal tubule“ ist der Titel der Habilitationsschrift, mit der die Biologin Anja Wilmes die Jury überzeugen und sich sowohl den ersten Platz als auch die Auszeichnung für den besten Vortrag des Jahres 2017 sichern konnte. Im Fokus ihrer Arbeit stand die Niere, die besonders anfällig für Schädigungen ihrer Organfunktion durch toxische Chemikalien oder Medikamente ist. Die Vorhersage solcher Schädigungen wird momentan in Tierversuchen getestet, welche allerdings nicht immer 1:1 auf den Menschen übertragen werden können. „In dieser Arbeit haben wir Zellkulturmodelle humaner Nierenzellen auf deren Anwendbarkeit in Toxikologie-Screens getestet. Durch die Identifizierung sogenannter ‚Stress Response Pathways‘ konnten gezielt die Wirkmechanismen verschiedener Nierengifte aufgezeigt und somit eine Vorhersage über deren Toxizität gemacht werden“, erklärt die Preisträgerin. Des Weiteren konnte dargestellt werden, dass ein wichtiges Protein, nämlich Claudin 2, welches für den Wassertransport im proximalen Tubulus wichtig ist, oftmals durch Toxine herunterreguliert wird.

Die in Gelsenkirchen geborene Priv.-Doz.in Dr.in Anja Wilmes PhD absolvierte an der Universität Heidelberg ein Diplomstudium in Biologie mit Auslandssemestern an der University of Swansea (Wales/UK) und an der University of Wollongong (Australien). Nach ihrem PhD-Studium an der Victoria University of Wellington in Neuseeland forscht Anja Wilmes seit 2009 an der Sektion für Physiologie in der Arbeitsgruppe von Assistenzprofessor Priv.-Doz. Paul Jennings PhD. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen derzeit auf der Entwicklung von Zellkulturmodellen der Niere aus humanen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC) und der Verwendung dieser Modelle in Toxikologie Tests im Rahmen der Projekte StemBANCC (IMI) und EU-TOXRISK (Horizon 2020) sowie auf dem Gebiet der  Claudin 2 Regulation durch oxidativen Stress im Rahmen eines TWF-Projekts.

Kombination genomweiter Ergebnisse mit bioinformatischen Daten
Die Statistikerin Claudia Lamina befasste sich in ihrer Habilitationsschrift primär mit Genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK), Adipositas, Fettverteilung und Lipide, für die jeweils mehr als 2 Millionen genetische Varianten untersucht wurden. Mittlerweile konnten über 100 Genregionen für Adipositas/Fettverteilung und auch Lipide identifiziert werden. Trotzdem wird dadurch nur ein kleiner Bruchteil der geschätzten Heritabilität (=Vererbbarkeit) der untersuchten Phänotypen erklärt. Zu dieser sogenannten „fehlenden Heritabilität“ könnten bisher unbekannte Gen-Umwelt-Interaktionen beitragen. So variiert etwa die genetische Empfindlichkeit bezüglich HDL-Cholesterin mit dem Maß des Übergewichts. „In dem wir genomweite Daten mit bioinformatischen Datenbanken und biologischem Vorwissen kombinierten, konnten wir darüber hinaus Gene identifizieren, die mit klassischen genomweiten Verfahren nicht signifikant gewesen wären“, beschreibt Claudia Lamina eine weitere wichtige Erkenntnis ihrer Forschungsarbeit. Die Kombination genomweiter Ergebnisse mit Informationen aus frei verfügbaren Datenbanken und funktionellen Studien wird dabei auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, um neue genetische Varianten zu entdecken – wie etwa für die PAVK – und die ‚Heritabilitäts-Lücke‘ zu schließen.

Assoz. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Claudia Lamina wurde 1977 in Augsburg geboren und hat an der Ludwigs-Maximilians-Universität München und der Kansas State University, KS, USA, Statistik studiert. Nach ihrer Beschäftigung als Wissenschaftliche Assistentin am Helmholtz Zentrum München und ihrer Promotion an der Ludwigs-Maximilians-Universität München forscht sie seit 2009 an der Sektion für Genetische Epidemiologie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Florian Kronenberg). Genetische Assoziationsstudien und statistische Methoden in der Genetischen Epidemiologie stehen dabei im Zentrum ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit.

Der 3. Platz des Otto-Kraupp-Preises ging an Dr. Georg Kranz von der Univ.-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Universität Wien.

(D. Heidegger)

Links:

Gesellschaft der Ärzte
https://www.billrothhaus.at/

Sektion für Physiologie
https://www.i-med.ac.at/dpmp/physiologie/

Sektion für Genetische Epidemiologie
http://www3.i-med.ac.at/genepi/

 

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