Kardio-MRT: Neue Erkenntnisse im Infarktgeschehen und bei Aortenklappenstenose
Der ST-Hebungsinfarkt (STEMI) als auch der Transkatheter-Aortenklappenersatz (TAVI) bei Aortenstenose stehen im Fokus der Arbeitsgruppe um Bernhard Metzler von der Univ.-Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie). Zu diesem Schwerpunkt gibt es nun mehrere neue Forschungserkenntnisse, die nicht zuletzt auf der optimalen Zusammenarbeit zwischen Kardiologie und Radiologie basieren.
Nach einem akuten Myokardinfarkt besteht für PatientInnen ein erhöhtes Risiko für weitere kardiovaskuläre Ereignisse, weshalb eine frühe Risikostratifizierung nach dem Akutereignis entscheidend für eine optimale Anpassung sekundärpräventiver Maßnahmen und für das Überleben der PatientInnen ist. Die Magnetresonanztomographie (MRT) des Herzens ist heute die Methode der Wahl, um das geschädigte Infarktareal im Detail darzustellen. Dieses bildgebende Verfahren, mit dem sich der Infarkt charakterisieren und neue prognostische Marker evaluieren lassen, steht auch im Mittelpunkt des Forschungsinteresses des Teams um den Kardiologen Bernhard Metzler. Das MRT war auch die zugrundeliegende Methode gleich mehrerer neuer Forschungsarbeiten aus seiner Arbeitsgruppe, die jeweils in hochrangigen Journalen publiziert werden konnten. „Unsere Forschungserkenntnisse sind nicht zuletzt das Ergebnis der sehr gut funktionierenden Zusammenarbeit mit der Univ.-Klinik für Radiologie unter der Leitung von Werner Jaschke“, betont Bernhard Metzler.
LDL-Cholesterin und mikrovaskuläre Schädigung
Der junge Kardiologe Martin Reindl konnte in seiner rezenten Forschungsarbeit erstmalig einen klinisch relevanten Zusammenhang zwischen dem LDL-Blutspiegel und der Entstehung von mikrovaskulärer Schädigung (MVI) bei 235 PatientInnen mit akutem STEMI nachweisen. Die LDL-Bestimmung bei Aufnahme könnte sich folglich als geeignetes Tool zur sehr frühen Risikostratifizierung von STEMI-PatientInnen eignen und auch als Grundlage für die Entwicklung neuer therapeutischer Konzepte gegen MVI verstanden werden.
Kein Zusammenhang von Vorhofflimmern und Myokardschädigung
In einer im Journal Circulation – Cardiovascular Imaging veröffentlichten Forschungsarbeit untersuchte Sebastian Reinstadler den Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern – eine der häufigsten Rhythmusstörungen – und dem Ausmaß der Myokardschädigung. Man weiß, dass PatientInnen mit Vorhofflimmern während des STEMI eine schlechtere Regeneration und höhere Sterblichkeit aufweisen. Mittels MRT-Bildgebung konnte nachgewiesen werden, dass ein Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern und atrialer als auch ventrikulärer Myokardfunktion besteht, es jedoch keine Unterschiede in der Effektivität der perkutanen Koronarintervention und Ausprägung der Infarktschädigung gibt.
Infarkt-Zeitpunkt und Outcome
Der Zeitpunkt des Myokardinfarkts und dessen Relevanz für die Behandlungsqualität und für das Outcome stand im Fokus einer weiteren Forschungsarbeit von Sebastian Reinstadler, welche kürzlich im JACC: Cardiovascular Interventions publiziert wurde. „Ob PatientInnen mit STEMI während der herkömmlichen Arbeitszeit zwischen 8:00 und 17:00 oder außerhalb bzw. während der Nachtdienstzeit akut behandelt werden, hat keine Auswirkung auf die finale Infarktgröße und den weiteren klinischen Verlauf. Der myokardiale Salvage, also jener Teil des Herzmuskels, der von der Minderdurchblutung des Gewebes gerettet werden konnte, diente dabei als wesentlicher Vergleichsparameter. „Wir können festhalten, dass Intervention und Therapie 24 Stunden lang von gleicher Qualität sind und auch die Sterblichkeit unbeeinflusst bleibt – vorausgesetzt, die Behandlung erfolgt in einer Klinik innerhalb eines STEMI-Netzwerks“, so Reinstadler.
Stipendium der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft
Über ein Forschungs-Stipendium der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft freut sich Christina Tiller, die seit einem Jahr als Clinical PhD Studentin im Programm Cardiovascular Medicine in der Arbeitsgruppe von Bernhard Metzler zu linksventrikulären Thromben nach Herzinfarkt forscht. Nachdem mehrere Studien belegen, dass das MRT eine sehr genaue Darstellung der Thromben erlaubt, will Tiller nun mögliche Entstehungsmechanismen und Prädiktoren für das Auftreten von Blutgerinnseln identifizieren.
Multizentrische TAVI-Studie
Die Zusammenarbeit von Kardiologie und Radiologie lässt noch weitere neue Erkenntnisse erwarten. So wird demnächst in Zusammenarbeit mit der Radiologin Agnes Mayr eine Forschungsarbeit zum Thema TAVI veröffentlicht. Die Aortenklappen-Stenose ist der häufigste erworbene Klappenfehler. PatientInnen mit dieser Diagnose erhalten zunehmend eine Behandlung mittels TAVI, wenn etwa eine Operation am offenen Herzen zu risikoreich wäre. Die prä-interventionelle Planung des Eingriffes erfolgt üblicherweise mittels Computertomografie (CT), was für PatientInnen mit Niereninsuffizienz aufgrund des erforderlichen Einsatzes von Kontrastmitteln allerdings eine wesentliche Einschränkung darstellt. In einer Pilotstudie konnte nun erstmals die Tauglichkeit des MRTs als gute Alternative nachgewiesen werden. Folglich wird nun in einer bereits begonnen prospektiv randomisierten Multicenterstudie mit Zentren in Österreich und der Schweiz untersucht, ob die MRT im Rahmen der TAVI-Planung in der klinischen Routine einsetzbar ist.
(D. Heidegger)
Links:
Relation of Low-Density Lipoprotein Cholesterol With Microvascular Injury and Clinical Outcome in Revascularized ST-Elevation Myocardial Infarction. J Am Heart Assoc. 2017 Oct 10
https://doi.org/10.1161/JAHA.117.006957
Impact of Atrial Fibrillation During ST-Segment-Elevation Myocardial Infarction on Infarct Characteristics and Prognosis. Circ Cardiovasc Imaging. 2018 Feb; http://dx.doi.org/10.1161/CIRCIMAGING.117.006955
Impact of Off-Hours versus On-Hours Primary Percutaneous Coronary Intervention on Myocardial Damage and Clinical Outcomes in ST-elevation myocardial infarction.
JACC: Cardiovascular Interventions – In Press.
Univ.-Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie und Angiologie
https://www.i-med.ac.at/patienten/kliniken/innere_medizin_3.htm
Österreichische Kardiologische Gesellschaft
http://www.atcardio.at/de/