Prostatakarzinom: NOX4 könnte Schlüssel für Therapieverbesserung sein
Die jüngsten Forschungsarbeiten von Natalie Sampson von der Univ.-Klinik für Urologie (Direktor: W. Horninger) geben Anlass zur Hoffnung: Eine jüngst veröffentlichte Studie auf Basis eines Zellmodells zeigt, dass eine gezielte Unterdrückung des Proteins NOX4 direkten Einfluss auf das Tumorwachstum hat. In weiteren Arbeiten soll jetzt der Nachweis gelingen, dass es sich um einen neuen, zusätzlichen Therapieansatz handeln könnte.
p>Die sogenannte NADPH Oxidase 4 (NOX4) spielte eine große Rolle bei der Entwicklung von Prostatakarzinomen. Es ist vor allem in der Tumormikroumgebung erhöht exprimiert. Das sogenannte Stromagewebe um den Tumor wird bisher allerdings nicht gezielt therapiert. Die Ergebnisse aus Innsbruck zeigen allerdings, dass es sich um ein potentielles, neues Target für eine zusätzliche Behandlung bei dieser Krebserkrankung handeln könnte. Das Stromagewebe hat direkten Einfluss auf die Tumorzellen und das Wachstum. Ein erhöhtes Vorkommen von NOX4 im Umfeld des Tumors ist mit einer erhöhten Mortalität, Therapieresistenz und rascherem Tumorwachstum assoziiert. „Das Stroma ist ein zusätzlicher Schutzschild des Körpers und ermöglicht es dem Tumor, die Einflüsse einer Chemotherapie besser zu überstehen. Daher glauben wir, das eine gezielte Behandlung in diesem Bereich, eine zusätzliche Verbesserung der Therapie von Prostatakarzinomen bedeuten könnte“, erklärt Natalie Sampson das Ziel ihrer Forschungsarbeit.
Erkenntnisse sehr nahe am Patienten
Die Arbeit wurde kürzlich im „International Journal of Cancer“ veröffentlicht. Die Erkenntnisse beruhen auf einem primären Zellkulturmodell, das in Zusammenarbeit mit Georg Schäfer vom Institut für Pathologie der Medizinischen Universität Innsbruck erstellt wurde. „Die Bearbeitung der Probe des Patienten erfordert eine spezielle, wissenschaftliche Handhabung“, erklärt Georg Schäfer. Es werden spezielle Zellen isoliert und dann gezielt im Labor gezüchtet. Der Vorteil bei dieser Vorgangsweise ist, dass damit auch die genetische Heterogenität der verschiedenen Patienten erfasst werden kann. „Die Ergebnisse haben daher eine größere Chance anwendbar zu sein“, sagt Natalie Sampson und betont daher die hohe Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit der Pathologie. Die gebürtige Engländerin hatte in Manchester und Notthingham Molekularbiologie studiert, bevor sie 2005 nach Innsbruck kam.
Die Studienergebnisse zeigen, dass die Verwendung eines Nox4-Inhibitors, der bereits in klinischen Studien bei fibrotischen Erkrankungen getestet wird, dazu führt, dass die Verbindung zwischen dem Stromagewebe und dem Tumor vermindert wird. Der Tumor kann das Stromagewebe nicht mehr steuern und umgekehrt, damit kommt es auch nicht mehr zu einem geförderten Wachstum des Prostatakarzinoms. „Es könnte sich hier also um eine adjuvanten Therapieansatz handeln“, sagt Natalie Sampson. In Folgestudien untersucht sie jetzt weitergehend die Effekte eines NOX4 Inhibitors. In einer Folgestudie, die derzeit läuft, arbeiten die Forscherin und ihre KollegInnen mit einer umfassenderen Gewebekultur, vergleichbar einem Mikrostück des krebsbefallenen Organs.
Publikation:
AutorInnen: Natalie Sampson, Elena Brunner, Anja Weber, Martin Puhr, Georg Schäfer, Cedric Szyndralewiez, Helmut Klocker
(B. Hoffmann-Ammann)
Weitere Informationen:
- Univ.-Klinik für Urologie – Labore
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