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Prof. Ernst Brandl-Preis für Zellgenetikerin Natascha Kleiter

Vergangene Woche wurde im Rahmen einer feierlichen Vergabesitzung im Rathaus Schwaz der Prof. Ernst Brandl-Preis an die Biologin Natascha Kleiter von der Sektion für Zellgenetik verliehen. In ihrer ausgezeichneten, im renommierten Magazin GUT veröffentlichten Forschungsarbeit ist es gelungen, eine völlig neue, schützende Funktion des intrazellulären, immunregulierenden Proteins NR2F6 bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen aufzuklären.

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) mit stark ansteigenden Erkrankungsraten, in vielen Fällen steht keine dauerhaft befriedigende Therapie zur Verfügung. In der Kommunikation zwischen Nährstoffen, Mikrobiota-Metaboliten und den intrazellulären Vorgängen im Darmepithel oder in Immunzellen sind nukleäre Rezeptoren wichtige Vermittler und spielen eine maßgebliche Rolle in der Aufrechterhaltung der Darm-Homöostase. Einen dieser sogenannten Immun-Checkpoints, die eine überschießende Immunreaktion wie etwa bei einer Autoimmunitätserkrankung im Inneren der Zelle verhindern, ist NR2F6. Seine Funktion in hämatologischen Zellen und damit als innovativer Angriffspunkt für die Weiterentwicklung der Krebsimmuntherapie wurde an der Sektion für Zellgenetik (Direktor Gottfried Baier) bereits erfolgreich nachgewiesen.

Neue Schutzschalter-Funktion von NR2F6
In der nun mit dem Prof. Brandl-Preis ausgezeichneten Forschungsarbeit, hat Natascha Kleiter mit ihrem Team, insbesondere Victoria Klepsch, die Rolle von NR2F6 in der Entstehung von chronischen Darmerkrankungen im Mausmodell unter die Lupe genommen. Dabei konnte eine völlig unerwartete Rolle des Transkriptionsfaktors NR2F6 in der Barriere Funktion des Darms identifiziert werden. „Das Fehlen des Schutzfaktors NR2F6 verursacht, dass die muköse Schutzschicht, die auf den Darmepithelzellen aufliegt, zu dünn ist, wodurch es zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmbarriere schon in gesunden Tieren kommt. Im Krankheitsmodell führt dies zu einer stark erhöhten Entzündung, weiterem Abbau der Schleimhaut, und erhöhtem Gewichtsverlust“, erklärt Kleiter. Mit diesen neuen Erkenntnissen liefert der nukleäre Rezeptor NR2F6 neben seinem Potential als innovatives Zielmolekül zur Bekämpfung von Tumoren nun auch eine weitere therapeutische Angriffsfläche bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

Die Preisträgerin
Natascha Kleiter studierte an der Universität Salzburg Zoologie und promovierte auch dort. Bis 1999 arbeitete sie als PostDoc am Institut für Molekularbiologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder forscht die Biologin seit 2003 im Labor des Zellgenetikers Gottfried Baier an der Medizinischen Universität Innsbruck, wo sie sich 2013 auch habilitierte. Seit der Erfüllung der Qualifizierungsvereinbarung forscht sie als Assoziierte Professorin mit ihrem Team an den zellulären Mechanismen, die zur Aktivierung, Aufrechterhaltung und Beendigung einer Immunantwort führen. Für ihre Forschungsleistungen wurde Natascha Kleiter bereits mit dem Otto Seibert Preis und dem Preis der Stadt Innsbruck ausgezeichnet.

Prof. Ernst Brandl-Stiftung
Der mit 4.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis der Prof. Ernst Brandl-Stiftung wird jährlich alternierend für Arbeiten aus dem Bereich der Medizinischen Universität Innsbruck sowie den Nachfolgefakultäten der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Leopold-Franzens Universität Innsbruck vergeben und besteht aus zwei Teilen: Der erste, wissenschaftliche Teil richtet sich vor allem an Arbeiten im Bereich der Life Sciences, die das Wohlergehen der Menschheit zum Ziel haben, einen umweltschonenden Umgang mit Ressourcen ermöglichen, die Ernährung für Menschen und Tiere sicherstellen oder die Lösung von Umweltproblemen beinhalten. Der zweite Teil des Preises wird für soziale Einrichtungen vergeben. In diesem Jahr wurden dabei das SOS Kinderdorf Imst, die Lebenshilfe Tirol, der Sozialfonds der Stadt Schwaz, das Franziskaner-Ordens-Konvent in Schwaz, die Dekanatskirche Maria Himmelfahrt in Schwaz und die Pfarrkirche St. Barbara in Schwaz bedacht. Die Stiftung geht zurück auf den 1997 verstorbenen Prof. Ernst Brandl, der im Jahre 1952 gemeinsam mit Dr. Hans Margreiter säurestabiles Penicillin entwickelt hat, dies erst ermöglichte die Verabreichung des Antibiotikums in Form von Tabletten oder Sirup.

(D. Heidegger)

Links:

Nuclear orphan receptor NR2F6 as a safeguard against experimental murine colitis. Klepsch V, Gerner RR, Klepsch S, Olson WJ, Tilg H, Moschen AR, Baier G, Hermann-Kleiter N., Gut. 2017 Aug 4. [Epub ahead of print]
http://dx.doi.org/10.1136/gutjnl-2016-313466   

Sektion für Zellgenetik
http://baierlab.com/

 

 

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