MUI animalFree research cluster: Auf dem besten Weg zur Forschung ohne Tierversuche
Wenn es um die Förderung und Entwicklung tierversuchsfreier Ansätze für die theoretische und klinische Forschung geht, nimmt die Medizin Uni Innsbruck eine führende Rolle in Österreich ein. Das unter der Federführung der Immunologin Doris Wilflingseder initiierte und kürzlich eröffnete „MUI animalFree research cluster“ will die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich Alternativen zu Tierversuchen fördern und diesen zukunftsweisenden Weg in der Forschung wie auch in der Lehre gehen.
Im Rahmen des 2017 an der Medizin Uni Innsbruck gegründeten MUI animalFree research clusters soll die 3R (Replacement-Reduction-Refinement/Ersatz-Reduktion-Verbesserung)-Expertise der Region Tirol aufgebaut und gestärkt werden. „Eine Intensivierung der Forschung und Zusammenarbeit auf diesem Gebiet wird einen wesentlichen Fortschritt bezüglich Tierversuchsersatz und -reduktion am Standort Innsbruck mit sich bringen“, ist Doris Wilflingseder, Immunologin und Sprecherin des neuen Wissenschafts-Clusters überzeugt.
Großes Interesse an neuen Wegen
Das offizielle Kick-off der richtungsweisenden Initiative erfolgte am 14. Juni im CCB und wurde durch Doris Wilflingseder, LR Bernhard Tilg, Rektor Fleischhacker und VRin Christine Bandtlow eröffnet. Anschließend bot die Veranstaltung mit einer Lecture von Thomas Hartung, Professor an der Johns-Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore und Leiter des Center for Alternatives to Animal Testing (CAAT), gleich zu Beginn ein Highlight. Nach seiner Gratulation an Doris Wilflingseder und das Sprecherteam zur Schaffung des MUI animalFree Research Clusters hielt er einen inspirierenden Vortrag über neue Ansätze und Computer-unterstützte Möglichkeiten zur tierversuchsfreien Forschung.
„Ich freue mich über die rege Teilnahme so vieler Forscherinnen und Forscher und bin zuversichtlich, dass wir auf unserem Weg zur tierversuchsfreien Forschung innovative Methoden und neuartige Ansätze verwirklichen werden. Ein Umdenken auf diesem Gebiet wird von der Medizin Uni Innsbruck begrüßt und unterstützt. Wir haben uns auch mit der Unterzeichnung der Basler Deklaration sowie der ‚Grundsatzerklärung zu Tierversuchen und der Entwicklung alternativer Methoden‘ zur aktiven Anwendung der 3R-Prinzipien und zur Entwicklung alternativer, tierversuchsfreier Methoden verpflichtet“, so Forschungs- Vizerektorin Christine Bandtlow in ihrer Begrüßung zur Auftaktveranstaltung, zu der mehr als 30 Abstracts eingereicht worden waren.
Im Anschluss boten Forscherinnen und Forscher der MUI in Flash Talks prägnante Einblicke in neue tierversuchsfreie Modelle, ehe in der Finalrunde in zwei Vorträgen über die Entwicklung von Kosmetika ohne Tierversuche sowie über ethische Gesichtspunkte der tierversuchsfreien Forschung referiert wurde. Beim tags darauf abgehaltenen Workshop ging es schließlich zum Thema „Alternativen zu Tierversuchen“ konkret zur Sache.
Basis für tierversuchsfreie Zukunft
Im Wirkstoff-Screening Bereich arbeitet der neue Forschungsverbund eng mit dem ADSI (Austrian Drug Screening Institute) zusammen. „Innovative Modelle menschlicher Zell- und Gewebeorgankulturen sind am ADSI bereits etabliert und werden in einem speziell entwickelten vollautomatisierten Zellkultursystem in großer Probenzahl analysiert“, so der Zellbiologe Lukas Huber aus dem SprecherInnenteam. „Konkrete Ziele des MUI animalFree Research Clusters sind die Weiterentwicklung alternativer Modelle wie Organoide, Stammzellen- und 3D-Kulturen sowie von Ersatzreagenzien mithilfe modernster Technologien. Diese sollen die Basis der wissenschaftlichen Forschung darstellen, um valide Alternativen zu Tierversuchen voranzutreiben – so kann man zukünftig Tierversuche ersetzen oder drastisch reduzieren“, betont Wilflingseder.
In Seminaren, Vorträgen und Praktika soll auch der wissenschaftliche Nachwuchs über Alternativmethoden zu Tierversuchen und Möglichkeiten der Reduktion beziehungsweise der allgemeinen Verbesserung der Situation für die Versuchstiere aufgeklärt werden. Außerdem dient das Forschungscluster als Netzwerk für alle ForscherInnen, die an der Arbeit mit physiologisch relevanteren und personalisierten Infektions-, Neuro- und Tumormodellen interessiert sind.
Auf dem Plan des Forschungsclusters stehen darüber hinaus eine Seminarreihe mit externen und lokalen ExpertInneen, eine Themensammlung am Campus, um die Innsbrucker Forschungsaktivitäten zu Alternativen zu Tierversuchen sichtbar zu machen und Kooperationen anzuregen sowie die Erstellung eine interaktiven Homepage über die Innsbrucker Aktivitäten bezüglich Alternativen zu Tierversuchen.
Hintergrund
Mit der Etablierung des MUI animalFree research clusters entspricht die Medizinische Universität Innsbruck nicht nur der EU-Tierversuchs-Richtlinie 2010/63/EU, die Tierschutzstandards europaweit verbessert und das Konzept der „3Rs“ europaweit eingeführt hat. Der Forschungscluster will darüber hinaus mit einem zukunftsweisenden Gesamtkonzept grundlegende Wissenslücken bezugnehmend auf vor allem Alternativen zu Tierversuchen – in der Grundlagenwissenschaft wie in der angewandten Forschung – füllen und den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft fördern. Schon 2017 wurde mit der Einrichtung des Austrian Biomimetic Centers 3Rs (ABC3Rs) ein wichtiger Schritt in Richtung neuer, tierversuchsfreier oder -reduzierender Forschungsmethoden in der Wissenschaft wie in der Lehre gesetzt. Das ebenfalls unter der Leitung von Doris Wilflingseder und außerdem auch von Gerhard Gstraunthaler und Cornelia Lass-Flörl stehende Zentrum vereint die Medizinische Universität Graz, die Universität für Bodenkultur Wien, und die Medizinische Universität Innsbruck in ihrem Bestreben, die tierversuchsfreie Forschung und Ausbildung österreichweit zu fördern.
Das SprecherInnenteam:
Doris Wilflingseder
Gerhard Gstraunthaler,
Lukas A. Huber
Thomas Müller
Judith Lechner
Zlatko Trajanoski
Gabriele Werner-Felmayer
Walter Pfaller (extern)
(D. Heidegger)
Links:
MUI animalFree research cluster
https://www.i-med.ac.at/muianimalfree/
Center for Alternatives to Animal Testing
http://caat.jhsph.edu/
myPoint-Archiv: Forschungsinfrastruktur-Projekt Austrian Biomimetic Centers 3Rs (ABC3Rs)
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/711150.html
Grundsatzerklärung der Medizinischen Universität Innsbruck zu Tierversuchen und der Entwicklung alternativer Methoden
https://www.i-med.ac.at/recht/docs_rs/Grundsatzerklaerung-Tierversuche-MUI.pdf
Artikel zum Thema in der Tiroler Tageszeitung
http://www.tt.com/lebensart/gesundheit/14493137-91/eine-lobby-f%C3%BCr-die-labormaus.csp