Mind and Genes: Über den Zusammenhang von Genen und Psyche
Im Mittelpunkt des „4. Innsbrucker Dialoges: Mind and Genes“ mit über 30 ReferentInnen standen die Psyche und die Gene. Interdisziplinäre Diskurse beschäftigten sich mit dem Einfluss der Gene auf somatische und psychische Krankheiten oder Befindlichkeiten sowie mit genetischen und psychologischen Beratungskonzepten in unterschiedlichen Bereichen.
Welche Bedeutung kommt genetischen Befunden im Rahmen der klinischen Behandlung zu und wie können die genetischen Informationen interdisziplinär auch mit Blick auf emotionale Herausforderungen und die Bedeutung in der Familie vermittelt werden? Diese und andere Fragestellungen wurden anhand der Bereiche Onkologie, psychische und neurologische Krankheiten sowie Kinderwunsch und Schwangerschaft beim 4. Innsbrucker Dialog „Mind and Genes“ beleuchtet. Der von der Univ.-Klinik für Psychiatrie II und der Sektion für Humangenetik gemeinsam abgehaltene Kongress fand Mitte Juni im Haus der Begegnung in Innsbruck statt.
„Der Einfluss unserer Gene auf das Gehirn und damit auf psychische Befindlichkeit und psychiatrische sowie neurologische Erkrankungen findet in der Forschung große Berücksichtigung. Gleichzeitig wächst die Herausforderung, das Wissen über genetische Zusammenhänge sowohl in der medizinischen Betreuung, als auch im Gespräch mit den Betroffenen, verantwortungsvoll umzusetzen“, weiß Barbara Sperner Unterweger, Direktorin des Department Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Besonders in der Psychosomatik und in der Konsiliar-/Liaison-Psychiatrie würde eine interdisziplinäre Denkweise eine notwendige Herangehensweise darstellen. Dies treffe, so Sperner-Unterweger, sowohl für die klinische Versorgung, als auch für wissenschaftliche Fragestellungen zu.
Beratung und Abklärung
Auch bei anderen Krankheiten, denen eine genetische Veranlagung zugrunde liegt, spielen emotionale Faktoren eine wichtige Rolle. „Habe ich ein erhöhtes Brustkrebsrisiko und was würde es bedeuten, wenn ich mir die Brust entfernen lasse? Habe ich ein familiäres Risiko für einen neurodegeneratives Krankheitsbild?“ Solche und ähnliche Fragestellungen können bei entsprechender familiärer Belastung an der Innsbrucker Universitätsklinik beantwortet werden. „Die Betreuung in Innsbruck erfolgt interdisziplinär in drei Stationen“, erläutert Johannes Zschocke, Direktor der Sektion für Humangenetik und des Zentrums medizinische Genetik Innsbruck. Zunächst werden in der genetischen Sprechstunde die eigene und familiäre Vorgeschichte erhoben und die medizinisch-genetischen Zusammenhänge erläutert. Anschließend folgt eine psychiatrische/psychologische Beratung sowie die Vorstellung in einer für das eigentliche Krankheitsbild klinisch zuständigen Ambulanz. Oft ist eine vorhersagende genetische Diagnostik möglich, allerdings muss vorher immer abgeklärt werden, welchen Nutzen dies für die betroffene Person hat, und ob die Untersuchung wirklich gewünscht wird“, erklärt Zschocke die Abläufe. In Innsbruck finden neben neuen Therapiestrategien auch die Prävention im Sinne der gesundheitsbezogenen Beratung und Information besondere Beachtung.
Vor diesem Hintergrund wurden beim 4. Innsbrucker Dialog unter dem Titel „Mind and Genes“ speziell das Interaktionsfeld zwischen Genetik und Psychiatrie/Psychologie von unterschiedlichen Gesichtspunkten aus gemeinsam beleuchtet und diskutiert. In Ergänzung zu aktuellen Forschungsergebnissen standen auch praxisrelevante Behandlungskonzepte im Mittelpunkt der Veranstaltung.
(db)
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