WEWALKA-Gedächtnispreis 2018 für Romana Gerner und Christoph Grander
Die beiden JungforscherInnen Romana Gerner und Christoph Grander von der Univ.-Klinik für Innere Medizin I (Direktor: Herbert Tilg) wurden im Rahmen der 51. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) im Juni in Salzburg mit dem Friedrich WEWALKA-Gedächtnispreis 2018 ausgezeichnet. Beide Forschungsarbeiten bieten einen wichtigen Ansatz zur Entwicklung innovativer Therapien bei chronisch entzündlichen Darm- und Lebererkrankungen.
Die Entzündungsbiologie von Darmerkrankungen und alkoholisch wie nicht alkoholisch bedingter Lebererkrankungen bildet einen besonderen Forschungsschwerpunkt an der von Herbert Tilg geleiteten Univ.-Klinik für Innere Medizin I. Auf diesem Gebiet forschen auch die beiden diesjährigen Wewalka-PreisträgerInnen Romana Gerner und Christoph Grander.
Romana Gerner: Neues therapeutisches Angriffsziel für akute Colitis
Die Entwicklung und Untersuchung neuer antibiotischer und antimikrobieller Substanzen steht im Fokus der Forschungstätigkeit von Romana Gerner, die derzeit als PostDoc an der University of San Diego in Kalifornien forscht. Die nun prämierte Arbeit entstand jedoch noch in dem an der Univ.-klinik für Innere Medizin I angesiedelten CD-Labor für Mukosale Immunologie unter der Leitung von Alexander Moschen. Dort hat Jungforscherin Gerner das proinflammatorische, intrazelluläre Enzym NAMPT (Nicotinamide phosphoribosyltransferase) unter die Lupe genommen, das eine essentielle Rolle in zellmetabolischen Prozessen spielt und den Geschwindigkeitsbestimmenden Schritt des NAD (Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid) „salvage pathways“ darstellt. Das intrazelluläre Enzym NAMPT wurde von Alexander Moschen bereits 2007 im Serum und im Gewebe von CED-PatientInnen in erhöhtem Ausmaß nachgewiesen. In ihrer aktuellen, im angesehenen Fachjournal GUT veröffentlichten Arbeit konnte Romana Gerner nun auch in einem Mausmodell für akute Colitis nachweisen, dass die Hochregulierung von NAMPT mit einem hohen Entzündungsgrad korreliert. Da es für NAMPT einen Inhibitor gibt (FK866), setzten die Innsbrucker ForscherInnen diesen nun erstmals im Colitis-Modell ein. „Wir konnten sehen“, so Gerner, „dass vor allem Zellen des angeborenen Immunsystems, welche am Entzündungsort – in diesem Fall im Colon – starke Entzündung hervorrufen, hoch sensitiv auf die NAMPT-Blockade reagieren und Mäuse in der Folge keine schwere Colitis mehr entwickelten“. FK866 zeigte auch in Biopsie Proben aus Routine-Untersuchungen von PatientInnen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eine hohe anti-entzündliche Wirksamkeit und könnte sich somit als potentieller neuer Therapieansatz bei akuter Colitis erweisen (NAD metabolism fuels human and mouse intestinal inflammation).
Christoph Grander: Darmbakterium als Hoffnungsträger für schwere Lebererkrankung
Den Darmkeim „Akkermansia muciniphila“ hat der Jungforscher Christoph Grander in seiner nun prämierten, im renommierten Forschungsmagazin „GUT“ erschienenen Forschungsarbeit unter die Lupe genommen. Neben seiner Funktion in der Behandlung von Übergewicht und anderen Stoffwechselerkrankungen spielt der Keim nämlich auch beim Fortschreiten der alkoholbedingten Lebererkrankung eine entscheidende Rolle, wie Grander herausfand. Aus Untersuchungen im Mausmodell wie auch aus Stuhlproben von PatientInnen konnte Christoph Grander nun bestätigen, dass Alkoholkonsum, sowohl beim Menschen, als auch bei Mäusen, mit einer Reduktion von „Akkermansia muciniphila“ vergesellschaftet ist. Doch der Keim scheint wichtige Funktionen in der Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Darmbarriere zu haben, die sich wiederrum günstig auf die Leber auswirkt. „Neben neuen Details zum Wirkmechanismus des Bakteriums konnten wir im Tiermodell zudem zeigen“, so Grander, „dass durch die Verabreichung von Akkermansia muciniphila dieser Keim sich wieder im Darm ansiedelt und damit auch die Erkrankung der Leber positiv beeinflusst wird“. Die Erkenntnisse dieser Forsschungsarbeit bieten damit auch einen Ansatz für die Entwicklung neuer Therapien. „Es besteht die Hoffnung, dass das Fortschreiten der gravierenden Lebererkrankung durch die Behandlung mit Darmkeimen verzögern können“, meint Assistenzarzt Christoph Grander, der sein Studium an der Medizinischen Universität Innsbruck absolviert hat und an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Innere Medizin I zum Thema alkoholische Lebererkrankung weiterforschen will (Recovery of ethanol-induced Akkermansia muciniphila depletion ameliorates alcoholic liver disease).
(D. Heidegger)
Link:
Univ.-Klinik für Innere Medizin I
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_inneremedizin1.html
Österreischische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie, ÖGGH
http://www.oeggh.at/