Auszeichnung für Innsbrucker Prostatakrebs-Forschung
Die Molekularbiologin Natalie Sampson und der Biologe Martin Puhr forschen an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Urologie (Direktor Wolfgang Horninger) zur Pathologie und zur Verbesserung der Diagnose und Therapie von Prostatakarzinomen. Für ihre innovativen Forschungsergebnisse wurden Sie kürzlich im Rahmen großer urologischer Kongresse ausgezeichnet.
Ende September fand in Dresden der 70. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) statt, der mit rund 10.000 TeilnehmerInnen zu den größten Tagungen für translationale und klinische urologische Forschung in Europa zählt. Der begehrte Science and Innovation Preis ging an Martin Puhr für seine im renommierten Journal Clinical Cancer Research Forschungsarbeit zu Glukokortikoiden, die beim metastasierenden Prostatakarzinom zusätzlich zu verschiedenen Standardtherapeutika häufig zum Einsatz kommen.
Innovative Therapieforschung
Martin Puhr konnte mit seinem Team nachweisen, dass eine erhöhte Glukokortikoidrezeptor (GR) Aktivität mit einem verkürzten Ansprechen auf das Therapeutikum Abirateron einhergeht – eine Beobachtung, die eine US-amerikanische Forschungsgruppe bereits für Enzalutamid belegen konnte und mit den Erkenntnissen von Martin Puhr nun auf einer breiten Basis steht. „Eine Steigerung der GR Expression und Aktivität scheint eine generelle Überlebensstrategie von Prostatatumorzellen auf die Behandlung mit verschiedenen Antiandrogenen zu sein, die wesentlich zur Therapieresistenz beitragen kann“, meint Martin Puhr, der seine Untersuchungen nicht nur in Krebs-Zelllinien, sondern auch in primär isolierten Gewebeproben von Patienten durchführt. In zukünftigen Versuchsansätzen wird auch die stromale GR Aktivität und deren Auswirkung auf die Tumorprogression untersucht.
Hier zeigt sich auch der Zusammenhang zum Forschungsthema seiner Kollegin Natalie Sampson, das auf das Stromagewebe, also die Tumormikroumgebung fokussiert, das aufgrund seiner Wirkung auf die Tumorzellen ein potentiell neues Target in der Krebstherapieforschung darstellt. Ihr Vortrag zum Thema „Heterogenität der Tumor-assoziierten Fibroblasten beim Prostatakarzinom“ im Rahmen der ESUR18-Tagung der Europäischen Sektion für Urologische Forschung (ESUR) Anfang Oktober in Athen geht ebenfalls in diese Richtung und brachte ihr den Forschungspreis der ARTP (Französische Gesellschaft für Prostatakarzinomforschung) ein – ein Preis, den auch Martin Puhr bereits erhalten hat. Bei diesem erst kürzlich begonnenen Forschungsprojekt ist es Sampson und ihrem Team bereits gelungen, unterschiedliche Subtypen von Tumor-assoziierten Fibroblasten (Carcinoma-asssciated fibroblasts, CAFs) beim Prostatakarzinom zu identifizieren. Aufgrund der unterschiedlichen molekularen und funktionellen Merkmale, ist zu erwarten, dass die CAF Subtypen auch die Progression des Prostatakarzinoms unterschiedlich beeinflussen. „Diese Bindegewebszellen könnten somit auch prognostische Verwendung finden“, blickt Sampson auf potentielle neue Ansätze der personalisierten Medizin.
Um weitere innovative Ergebnisse zu gewinnen, wollen Martin Puhr und Natalie Sampson in Zukunft verstärkt zusammenarbeiten. „Unsere Versuche gehen weg von der reinen Zelllinie hin zur primären Gewebekultur aus chirurgischen Proben als Testumgebung“, verraten die beiden ForscherInnen, die mit diesem „Mikrostück aus dem Patienten“ eine noch umfassendere und effizientere Gewebekultur schaffen wollen und mit der Nähe von Klinik und Forschung am Campus Innsbruck ideale Rahmenbedingungen dafür vorfinden. Mit ihren Plänen stoßen Puhr und Sampson jedenfalls bereits auf großes Interesse von außen. Internationale Forschungsteams haben ihr Interesse an vielversprechenden Kollaborationen bereits angekündigt.
(D. Heidegger)
Links:
Univ.-Klinik für Urologie
https://urologielabor-innsbruck.tirol-kliniken.at/page.cfm?vpath=index
NEWS-Archiv: Prostatakrebs: Die Rolle des Glukokortikoid-Rezeptors im Brennpunkt der Therapieforschung
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/715132.html
NEWS-Archiv: Prostatakarzinom: NOX4 könnte Schlüssel für Therapieverbesserung sein
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/718151.html
ESUR 18
https://esur.uroweb.org/