MUI Scientist to watch: Victoria Klepsch
Um herausragende Wissenschafterinnen und Wissenschafter vor den Vorhang zu holen, hat die Medizinische Universität Innsbruck das Programm „MUI Scientist to watch“ etabliert. Damit haben ForscherInnen die Möglichkeit, alle drei Monate ihre jeweils beste Arbeit einzureichen und von einem unabhängigen Komitee bewerten zu lassen. Ein Portrait der erfolgreichen KandidatInnen und die Hintergründe ihrer Forschung lesen Sie in jedem Quartal auf myPoint.
Victoria Klepsch heißt jene junge Wissenschafterin, deren Forschungsarbeit im Rahmen der ersten Ausschreibung des neuen Programms MUI Scientist to watch als die Herausragendste gekürt worden war. Die 31jährige Biologin forscht derzeit im Labor des Zellgenetikers Gottfried Baier zu Funktion und Potenzial des nukleären Hormonrezeptors NR2F6 in der Immuntherapie für Krebs und hat mit der Tumorimmunologie „das spannendste und faszinierendste Forschungsfeld“ für sich gefunden.
In der Forschung zählt die Idee
Dabei hatte Victoria Klepsch nach absolvierter HAK-Matura ein Betriebswirtschaftsstudium inskribiert, aber bald schon festgestellt, dass Biologie und Laborarbeit „eigentlich viel cooler“ sind. „Im Biologie-Studium an der Uni Innsbruck bin ich dann voll aufgegangen“, erzählt sie begeistert. Es folgte die Masterarbeit bei Andreas Villunger an der Sektion für Entwicklungsimmunologie inklusive Forschungsaufenthalt in Kanada und der Erkenntnis, dass auch in den Top-Laboren „nur mit Wasser gekocht“ werde. Was in der Forschung wirklich zähle, sei die Idee. Diese Idee hat Victoria Klepsch an der Sektion für Zellgenetik gefunden. Gemeint ist der intrazelluläre Immun-Checkpoint NR2F6, mit dem der Zellgenetiker Gottfried Baier einen neuen Angriffspunkt für die Weiterentwicklung der vielversprechenden Krebsimmuntherapie gefunden hat. Schon seit Jahrzehnten fokussiert sich Baier mit seinem Team auf Immun-Checkpoints im Inneren von Zellen und hat damit einen eigenen Weg der Krebsimmuntherapie begründet, der erst kürzlich mit der erfolgreichen Einwerbung eines ERC Advanced Grants, aber auch mit der Vergabe des diesjährigen Medizin-Nobelpreises an zwei Immuntherapie-Forscher bestätigt wurde. Diesen Weg geht Victoria Klepsch seit Beginn ihres PhD-Studiums, das sie im Programm „Molecular Cell Biology and Oncology“ (MCBO) an der Sektion für Zellgenetik absolvierte, mit Überzeugung mit. Schon in ihrer Dissertation beschäftigte sich Victoria Klepsch mit der Immuntherapie und konnte gemeinsam mit Natascha Kleiter nachweisen, dass das Immunsystem durch die Hemmung des nukleären Hormonrezeptors NR2F6 wieder gegen das Tumorwachstum aktiviert werden kann.
Bewiesene Wirksamkeit
In der nun eingereichten Arbeit gelang Victoria Klepsch und ihren KollegInnen rund um Gottfried Baier mit dem Nachweis der präklinischen Wirksamkeit des Checkpoint-Inhibitors der nächste Coup. „Indem wir das Protein genetisch unterdrückten – in Maus-Tumormodellen in vivo, in humanen T-Zellen ex vivo und in menschlichen Lungenkrebs-Biopsieproben – lieferten wir einen breiten und direkten Beweis für die therapeutische Wirksamkeit, die den Vorteil besitzt, dass nicht das gesamte Immunsystem angekurbelt wird, sondern als Signalverstärkung nur in aktivierten Immunzellen in unmittelbarer Tumornähe wirkt. Systemische Nebenwirkungen werden dadurch weitestgehend verhindert“, erklärt Klepsch die Effizienz eines potenziellen neuen NR2F6 Inhibitors, der darüber hinaus mit einer Kostenreduktion in der pharmakologischen Herstellung punkten würde.
Von der translationalen Ausrichtung ihrer Arbeit ist Victoria Klepsch angetan: „Auch wenn ich Biologin bin, gefällt mir bei meiner Forschung, dass sie nahe am Patienten ist. Natürlich ist es wichtig, die Grundlagen zu verstehen und zu wissen, wie T-Zellen funktionieren. Besonders spannend ist es aber zu sehen, wie unsere Erkenntnisse von den Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten, in die Anwendung gebracht werden“.
Neben der greifbar nahen Verbesserung immun-onkologischer Therapien durch NR2F6-Inhibitoren stellt die Identifikation weiterer intrazellulärer Checkpoints das nächste große Ziel des Labors für Zellegenetik dar. „Mit der innovativen CRISPR/CAS9 Gen-Schere und unserem transgenen Mausmodell ist vieles möglich“, so Klepsch, die nach der Geburt ihres Sohnes Alexander vor 15 Monaten inzwischen wieder an drei Tagen in der Woche Laborluft atmet. „Der Switch vom Kinderzimmer ins Labor gelingt mir eigentlich ganz gut. Doch ohne Oma ginge das nicht“, gesteht Klepsch, die ihre Arbeit im Team von Gottfried Baier gern fortsetzen würde und gerade an einem Hertha-Firnberg-Antrag arbeitet.
Übrigens: Ambitionierte Forscherinnen und Forscher können sich noch bis zum 31.12.2018 für die zweite Ausschreibung im Programm MUI Scientist to watch bewerben.
(D. Heidegger)
Links:
Nuclear Receptor NR2F6 Inhibition Potentiates Responses to PD-L1/PD-1 Cancer Immune Checkpoint Blockade. Klepsch V, Hermann-Kleiter N, Do-Dinh P, Jakic B, Offermann A, Efremova M, Sopper S, Rieder D, Krogsdam A, Gamerith G, Perner S, Tzankov A, Trajanoski Z, Wolf D, Baier G.Nat Commun. 2018 Apr 18;9(1):1538.
http://dx.doi.org/10.1038/s41467-018-04004-2
Sektion für Zellgenetik
http://baierlab.com/
MUI Scientist to watch
https://www.i-med.ac.at/forschung/fo_foerderung.html