Kooperationsprojekt aus Jubiläumsfonds und Dr.-Otto-Seibert Preise vergeben
Die Claudiana in der Innsbrucker Altstadt bot am 18. Dezember des vergangenen Jahres den festlichen Rahmen für die Auszeichnung herausragender wissenschaftlicher Leistungen an den beiden Innsbrucker Universitäten mit den Dr. Otto Seibert Preisen und für die Vergabe des Kooperationsprojektes aus dem Jubiläumsfonds. Aus der Dr. Otto Seibert-Stipendien-Schenkung wurden außerdem ausgewählte Studierende mit Stipendien für ihre hervorragenden Studienleistungen belohnt.
Die Verleihung der Dr. Otto Seibert Preise und die Vergabe der Fördermittel aus dem Jubiläumsfonds und der Stipendien-Schenkung übernahmen in diesem Jahr die Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck, Ulrike Tanzer, sowie als Vertreterin der Medizinischen Universität Innsbruck, Senatsmitglied Alexandra Lusser. Die PreisträgerInnen und FörderungsempfängerInnen der Medizinischen Universität Innsbruck sind David Riedl von der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie, dessen gemeinsames Projekt mit Karin Labek von der LFUI aus dem Jubiläumsfonds gefördert wird, Barbara Kollerits (Sektion für Genetische Epidemiologie), die mit dem Dr. Otto Seibert-Preis zur Förderung von Forschung für Gesellschaftlich Benachteiligte ausgezeichnet wurde sowie die beiden Humanmedizin-Studierenden Stefanie Thaler und Gregor Fischer, die eine Stipendien-Schenkung erhielten.
Kooperationsprojekt: Psychische Schmerzen bei chronischen Schmerzpatienten
Aus dem Jubiläumsfonds der Leopold-Franzens-Universität und der Medizinischen Universität Innsbruck sind seit 2011 Forschungsmittel für wissenschaftliche Kooperationsprojekte ausgeschrieben, mit denen interdisziplinäre Forschungsprojekte, die Institute oder auch Personen beider Universitäten in enger Zusammenarbeit durchführen, gefördert werden. In diesem Jahr wird das Kooperationsprojekt „Validierung eines Paradigmas zur Untersuchung psychischer Schmerzen bei chronischen SchmerzpatientInnen für funktionelle Bildgebungsstudien“ von David Riedl und Karin Labek gefördert. Ziel dieses an der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie (MUI) und dem Institut für Psychologie (LFUI) angesiedelten und interdisziplinär angelegten Projektes ist es, die neuronalen Repräsentationen von bindungs- und trauerrelevanten Szenen bei PatientInnen mit chronischen Schmerzen eingehender zu verstehen. Die funktionelle Bildgebung ist eine nicht invasive Methode, die eine Möglichkeit bietet, die neuronale Verarbeitung während der Exposition von Szenen mit schmerzrelevanten affektiven Inhalten, wie z.B. Trennungs- und Trauersituationen im Gehirn zu untersuchen. „Mit diesem Forschungsprojekt beabsichtigen wir einen Beitrag zur Erforschung der Relevanz psychischer Schmerzen im Sinne der Bindungstheorie zu leisten, um diese spezifische Schmerzerfahrung bei chronischen SchmerzpatientInnen besser verstehen, charakterisieren und behandeln zu können“, so Karin Labek und David Riedl, deren Forschungsvorhaben mit 12.000 Euro gefördert wird. David Riedl hat an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Psychologie studiert und forscht seit 2016 an der Medizinischen Universität Innsbruck schwerpunktmäßig in den Bereichen Psychotraumatologie, Psychosomatik und Psychoonkologie. Die Psychologin Karin Labek forscht am Institut für Klinische Psychologie der LFUI in den Bereichen Neurowissenschaften, Bindungsforschung und Klinische Psychologie.
Afamin und Typ-2-Diabetes
Barbara Kollerits, Epidemiologin an der Sektion für Genetische Epidemiologie wurde für ihre im hochrangigen Fachjournal Diabetes Care veröffentlichte Forschungsarbeit zur Relevanz des Glykoproteins Afamin als Biomarker für die Entwicklung von Typ-2 Diabetes mit dem Dr. Otto Seibert-Preis zur Förderung von Forschung für Gesellschaftlich Benachteiligte ausgezeichnet. Die Erkenntnisse von Barbara Kollerits und ihren KollegInnen basieren auf direkt in Innsbruck durchgeführten Afamin-Messungen und der Analyse von Daten aus insgesamt acht prospektiven Kohorten-Studien im Rahmen einer internationalen Kooperation. „Wir haben das Protein in den vergangenen sieben Jahren bei mehr als 20.000 Probanden aus acht prospektiven Studien gemessen, den Zusammenhang mit Typ-2 Diabetes, Prädiabetes und Insulinresistenz analysiert und dabei nachweisen können, dass Afamin ein eindeutiger, von anderen bekannten Risikoparametern unabhängiger prognostischer Marker für die Entwicklung eines Typ-2 Diabetes ist“, so Kollerits. Die Innsbruckerin forscht nach Abschluss ihres Psychologiestudiums an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und des postgradualen Studiengangs „Öffentliche Gesundheit und Epidemiologie“ in München sowie ihres Doktorats im Programm „Genetik und Genomik“ an der Sektion für Genetische Epidemiologie zur Rolle von genetischen Varianten, Lebensstil- und Umweltfaktoren, sowie Laborparametern bei der Entstehung von komplexen Erkrankungen.
Stipendien für Studienleistung
Aus der Dr. Otto Seibert-Stipendien-Schenkung erhalten in diesem Jahr auch wieder zwei Studierende der Medizinischen Universität Innsbruck, ein mit jeweils 3.600 Euro dotiertes Stipendium für ihre hervorragenden Studienleistungen. Über die Auszeichnung können sich die beiden Südtiroler Humanmedizin-Studierenden Stefanie Thaler, die ihre Diplomarbeit zum metastasierenden Prostatakarzinom verfasst und Gregor Fischer, der den Fokus seiner Diplomarbeit auf die postoperative Behandlung von gutartigen atypischen Hirntumoren legt, freuen. Antragsberechtigt für diese Förderung sind Südtiroler Studierende, die als ordentliche Studierende von Bachelor-, Master- oder Diplomstudien in Humanmedizin, Zahnmedizin oder Molekulare Medizin eingeschrieben sind.
Alle PreisträgerInnen:
Jubiläumsfonds der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck
Mag.a Karin Labek, PhD, Institut für Psychologie
Mag. David Riedl, PhD, Universitätsklinik für Medizinische Psychologie
Dr. Otto Seibert-Wissenschafts-Förderungs-Preis
Mag.a Dr.in Sigrid Zobl, Institut für Zoologie
Dr. Martin Kurt Schmitt, MSc, Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie
Mag.a Dr.in Gabriella Koltai, Institut für Geologie
Petar Jurcevic, PhD, Institut für Experimentalphysik
Dr. Otto Seibert-Paper Award
Dr.in Marlis Hofer, Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften
Christine Maier, MSc, Institut für Experimentalphysik
Jessica Keil, MA, Institut für Archäologien
Mag.a Dr.in Magdalena Atzl, Institut für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie
Dr. Otto Seibert-Stipendien-Schenkung
Michael Lang, Institut für Pharmazie
Juliane Oberrauch, Institut für Pharmazie
Elias Eccli, Institut für Ionenphysik u. Angewandte Physik
Philipp Rossi, Institut für Italienisches Recht
Stefanie Thaler, Humanmedizin - Medizinische Universiät Innsbruck
Gregor Fischer, Humanmedizin - Medizinische Universität Innsbruck
Dr. Otto Seibert-Preis zur Förderung von Forschung für Gesellschaftlich Benachteiligte
Univ.-Prof. Dr. Michael Ganner, Institut für Zivilrecht
Assoz. Prof.in Mag.a Barbara Kollerits PhD, Sektion für Genetische Epidemiologie
Der Stifter Otto Seibert
Der aus Deutschland stammende Dr. Otto Seibert war Arzt und wurde 1902 geboren. Bei einer Bergwanderung in Südtirol überanstrengte sich der Mediziner offenbar etwas. Der damalige Vizebürgermeister der Gemeinde Klobenstein, Dr. Hans Gamper, der zufällig in der Nähe war, brachte Seibert daraufhin in das nächstgelegene Krankenhaus. Seinem Helfer zutiefst dankbar gebar Dr. Seibert die Idee, eine Stiftung für Südtiroler Studierende anzulegen. Seibert nahm Kontakt mit dem damaligen Rektor der Universität Innsbruck, Prof. Rainer Sprung, auf und erzählte ihm von seinem Vorhaben. Gemeinsam arbeiteten sie einen „Stiftbrief“ aus. Otto Seibert verstarb im Jahr 1988. Der Arzt stiftete den Wissenschaftsförderungspreis, den Preis für Forschung zur Förderung gesellschaftlich Benachteiligter, den Preis zur Förderung wissenschaftlicher Publikationen sowie Stipendien für Südtiroler Studierende. Der Dr. Otto Seibert Wissenschaftspreis geht nach dem Willen des Stifters jedes Jahr an Forschende aus den Fachbereichen Rechtswissenschaften und Naturwissenschaften.
(D. Heidegger)