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Neuer Professor für Experimentelle Psychiatrie: Christian Humpel

Rektor W. Wolfgang Fleischhacker hat mit 1. Jänner 2019 den Neurobiologen Christian Humpel zum Professor für Experimentelle Psychiatrie (§ 99 Abs 3 UG) berufen. Der Innsbrucker Wissenschafter und Leiter des Psychiatrischen Labors ist gleichsam das Gesicht zum Forschungsschwerpunkt Alzheimer, den er an der Univ.-Klinik für Psychiatrie vor mehr als 20 Jahren erfolgreich etabliert hat.

WissenschafterInnen und LäuferInnen haben eines gemeinsam: einen langen Atem. Christian Humpel ist Wissenschafter und Läufer und konnte seine Ausdauer sowohl sportlich als auch im Labor unter Beweis stellen. Schon seit mehr als 20 Jahren steht das Thema Alzheimer im Fokus seiner Forschungstätigkeit. „Damals habe ich sehr viel Unterstützung von Prof. Hartmann Hinterhuber erfahren, der an meine Forschungsansätze geglaubt und mir 1998 die Leitung des Psychiatrischen Labors übertragen hat“, erzählt Humpel, der sich schon in der Schule für die Naturwissenschaften begeistern konnte und schließlich in Innsbruck Biologie studierte. Nach seiner Dissertation bei Alois Saria und einem Schrödinger-Stipendium mit Forschungsaufenthalt am schwedischen Karolinska-Institut im Labor von Prof. Lars Olson habilitierte er sich 1996.

Protein-Plaques im Fokus

Im Zentrum seiner Forschungstätigkeit im Psychiatrischen Labor für Experimentelle Alzheimer Forschung, das 2010 mit großer Unterstützung von Stefan Deflorian (Tirol Kliniken) komplett renoviert und umgebaut wurde, stehen die Pathologien von Alzheimer: die extrazellulären Ablagerungen (Plaques) des Peptids beta-Amyloid und intraneuronale Einschlüsse des Eiweißes Tau. Christian Humpel hat aber auch die vaskuläre Beteiligung im Visier, da Blutplättchen ebenfalls das beta-Amyloid bilden können. „Mich interessiert vor allem“, so Humpel , „wie diese Ablagerungen entstehen und wie sie verhindert werden könnten. Dazu zählen auch transmigrierende Monozyten, die sich im Gehirn in phagozytierende Mikrogliazellen umwandeln können“.

Biomarker bei Alzheimer

Schon in einer frühen Krankheitsphase sind die Pathologien von beta-Amyloid und Tau als Veränderungen im Liquor (Cerebrospinalflüssigkeit) nachweisbar und damit für die Diagnostik relevant. "Gemeinsam mit Prof. Josef Marksteiner habe ich bereits vor zehn Jahren Liquor-Biomarker gemessen, die nun in der klinischen Routine etabliert sind, bisher 3.000 Analysen“, berichtet Humpel, der auf diesem Gebiet auch mit dem Unternehmen Fujirebio zusammenarbeitet, das ein Gerät auf den Markt gebracht hat, mit dem diese vier Parameter (beta-Amyloid-40 und -42; Tau und phospho-Tau-181) innerhalb von 35 Minuten gemessen werden können – das einzige dieser Art in Österreich steht in Innsbruck. Daneben ist die Identifizierung von Blut- und Speichelmarker ein neuer innovativer Forschungsansatz.

Das organotypische Gehirnschnittmodell - die Alternative zum Tierversuch

Seit 20 Jahren entwickelt Christian Humpel das organotypische Gehirnschnittmodel, für dessen Arbeiten er mit dem österreichischen Staatspreis zur Förderung von Ersatzmethoden zum Tierversuch ausgezeichnet wurde und das einen markanten Beitrag zu den 3Rs der Tierversuchsalternativen leistet. „Wir wissen heute, dass der Wachstumsfaktor NGF (nerve growth factor) bei Alzheimer vor Zelltod schützen kann“, spricht Humpel ein therapeutisches Potential an, welches er in dem Gehirnschnittmodel testen konnte. Im Rahmen der Pathogenese der Alzheimerschen Krankheit kommt es durch das Absterben von Azetylcholin produzierenden Nervenzellen zu einem Mangel an diesem essentiellen Botenstoff, der eine maßgebliche Rolle bei Lern- und Erinnerungsvorgängen spielt.

Diese und weitere Forschungsleistungen – im Rahmen von immerhin 210 Publikationen, 12 eingeworbenen FWF- und vier OeNB-Projekten sowie der Beteiligung am Sonderforschungs-bereich „Cell signaling in chronic CNS disorders“ und in zwei EU-Projekten – waren es auch, die dem Neurowissenschafter so renommierte Auszeichnungen wie 1997 den Novartis Forschungspreis oder 2001 den Otto-Loewi-Preis der Österreichischen Neuro-wissenschaftlichen Gesellschaft (ANA) einbrachten. Und erst dieses Jahr erhielt er für die Abbildung von Astrozyten, die an beta-Amyloid Plaques anheften, den best picture award der ANA.

Dass das Leben eines Wissenschafters aber nicht immer erfolgreich, sondern durchaus hart und steinig sein kann, versucht Humpel in seiner Lehrtätigkeit zu vermitteln. „Es ist mir wichtig, meinen Dissertantinnen und Dissertanten die oft fordernden Rahmenbedingungen eines Forscherlebens zu vermitteln, um sie auf die Realität vorzubereiten und sie andererseits zu motivieren, gute Publikationen zu verfassen“, weist Humpel, der im PhD-Programm, aber auch in Modulen des Studiums Molekulare Medizin unterrichtet, den Studierenden den Weg. Weiters ist es ihm ein Anliegen Basiswissen an Schulen zu bringen, weshalb er  GymnasiastInnen bei Vorwissenschaftlichen Arbeiten unterstützt. Privat ist Christian Humpel seit 30 Jahren verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und ist zweifacher Großvater. "Meine Leidenschaft für den Orientierungslauf ermöglicht mir komplett abzuschalten, wenn ich mit Kompass und Karte querfeldein durch den Wald laufe", schließt Humpel.

(D. Heidegger)

Links:

Univ.-Klinik für Pschiatrie I
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_psychiatrie1.html

 

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