Neuer Professor für Molekulare Mikrobiologie
Seit 30 Jahren beschäftigt sich Hubertus Haas mit den molekularen Grundlagen von Pilzen. Dem Mikrobiologen und seinem Team ist es unter anderem gelungen, neue Erkenntnisse über den Eisenstoffwechsel von Pilzen zu gewinnen. Neben der Grundlagenforschung ist das Ziel die Diagnose und Therapie von Pilzinfektionen zu verbessern. Rektor W. Wolfgang Fleischhacker hat Hubertus Haas mit 1. Januar 2019 zum Universitätsprofessor für Molekulare Mikrobiologie berufen.
Pilze sind überall in unserer Umwelt zu finden und spielen beispielsweise in der Produktion von Lebensmitteln und Medikamenten eine entscheidende, positive Rolle. Für Menschen mit einem eingeschränkten Immunsystem können Pilze aber zur tödlichen Gefahr werden. Wirksame Medikamente gegen Pilzinfektionen sind daher lebensnotwendig. Um diese zu entwickeln, müssen die grundlegenden, molekularen Mechanismen von Pilzen verstanden werden. „Wir suchen nach Stoffwechselwegen bei Pilzen, die für die Infektion wichtig sind aber im Menschen nicht vorkommen. Anschließend analysieren wir, ob sich diese Mechanismen als Biomarker für die Diagnose oder als Ansatzpunkt für neue Therapien eignen.“, erklärt Hubertus Haas einen Aspekt seiner Forschungsarbeit an der Sektion für Molekularbiologie (Direktor: Peter Loidl) am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck.
Neue Erkenntnisse zu den „Eisenfängern“
Einer dieser essentiellen Vorgänge, die der Wissenschafter gemeinsam mit seinem Team untersucht, ist der Eisenstoffwechsel von Pilzen. „Ohne Eisen gibt es kein Leben, allerdings zu viel davon kann toxisch wirken und deshalb muss der Eisenstoffwechsel präzise reguliert werden. Die Eisenaufnahme bei Pilzen funktioniert ganz anders als im Menschen, erklärt Haas. Genau untersucht hat der Forscher insbesondere das Siderophor-System. „Siderophore sind kleine Moleküle, die zum „Einfangen“ von Eisen ausgeschieden werden. Das Siderophor-System von Pilzen haben wir maßgeblich hier in Innsbruck erforscht und zum ersten Mal gezeigt, dass es essentiell für die Virulenz von Pilzen ist.“ Siderophore, griechisch für „Eisenträger”, können aber nicht nur Eisen, sondern auch andere Metalle wie Gallium binden. Diese Erkenntnisse sollen zukünftig für die Verbesserung der Diagnostik von Pilzinfektionen genutzt werden. Clemens Decristoforo von der Univ.-Klinik für Radiologie will die Forschungsergebnisse von Haas und seinem Team nutzen, um Pilzinfektionen mit Hilfe der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie (PET) „sichtbar“ zu machen. Dabei nehmen Pilze ein Gallium Isotop über das Siderophorsystem auf und können so im Rahmen der PET-Untersuchung nachgewiesen werden. Studien in Zusammenarbeit mit der Gruppe von Herbert Lindner von der Sektion für Klinische Biochemie zeigten zudem das große Potential von Siderophoren als Biomarker für Pilzinfektionen auf.
„Wissen fusionieren“: Zusammenarbeit als wichtiger Erfolgsfaktor
Zusammenarbeit ist für Haas ein wesentlicher Aspekt seiner Arbeit. „Ich verwende gerne den Begriff, Wissen fusionieren.“ Am Medizincampus in Innsbruck findet der gebürtige Wildschönauer dafür beste Bedingungen. Mit zahlreichen KollegInnen aus dem klinischen und wissenschaftlichen Bereich vor Ort als auch international, hat Haas enge Kooperationen. Ebenfalls ein großes Anliegen ist dem Universitätsprofessor für Molekulare Mikrobiologie die Lehre. „Ich schätze den spannenden Austausch mit den Studierenden und sehe hier vor allem die Chance, direkt den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und für die Mikrobiologie zu begeistern.“
Hubertus Haas hat an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Mikrobiologie studiert. Zunächst führte ihn sein Berufsweg allerdings weg von der Universität, hin zur angewandten Forschung. Die Diplomarbeit bei Sandoz, dem ersten Hersteller von oralem Penicillin, initiierte sein Interesse für Pilze, denn natürliche Penicilline werden von Schimmelpilzen produziert. Nach der Promotion entschied sich Haas für eine wissenschaftliche Karriere und begann seine Arbeit am damaligen Institut für Mikrobiologie in Innsbruck. Seine wissenschaftliche Karriere hat ihm so manches Highlight ermöglicht. So war Haas als EMBO-Stipendiat zur Zeit des Mauerfalls in Berlin und mit einem Erwin-Schrödinger Stipendium an der Ohio State University. Der Familienvater fühlt sich aber an seine Heimat Tirol gebunden und kam daher gerne zurück nach Tirol. „Ich schätze die Kombination aus exzellentem Forschungsstandort und hohem Grad an Lebensqualität in Innsbruck.“
(B. Hoffmann-Ammann)
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