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4,1 Millionen für Top-ForscherInnen der Infektionsbekämpfung

Die zukünftigen Top-ForscherInnen in der Bekämpfung „opportunistischer Infektionen“, einer der weltweit häufigsten Todesursachen, sollen von der Medizin Uni Innsbruck in Kooperationen mit Einrichtungen in ganz Europa ausgebildet werden: Im Dezember startet das innovative Doktoratsprogramm CORVOS an zehn Universitäten. Ziel ist es, WissenschafterInnen auszubilden, die neue Wege in der Infektionsbekämpfung entwickeln. Die Ausschreibung war hochkompetitiv.

Viele Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten können einem gesunden Menschen nichts anhaben. Ist das Immunsystem allerdings geschwächt, kann es zu einer Erkrankung kommen. MedizinerInnen sprechen hier von einer sogenannten opportunistischen Infektion, da die Erreger die geschwächte Verfassung des Körpers ausnutzen. Solche Infektionen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Der Kampf gegen Infektionen ist daher eine zentrale Herausforderung in der Medizin. Um neue Methoden und Strategien entwickeln zu können, wird eine neue Generation von ForscherInnen benötigt. Von der Medizinischen Universität Innsbruck koordiniert, werden diese im Rahmen eines „European Joint Doctorate“ ab Frühjahr 2020 europaweit ausgebildet. Das zukunftsorientierte Ausbildungsprogramm CORVOS (COmplement Regulation and Variations in Opportunistic infectionS) wird mit 4,1 Millionen Euro von der Europäischen Kommission gefördert. Zehn Universitäten, drei biomedizinische Unternehmen, zwei Forschungseinrichtungen und drei Kliniken in Europa sind beteiligt. Auch die tirol kliniken sind durch die Univ.-Klinik für Innere Medizin II (Direktor: Günter Weiss) Teil des Netzwerkes. Die Studierenden bekommen einen Doktortitel von jeweils zwei beteiligten Universitäten.

„Wir sind sehr stolz, als erste und einzige österreichische Medizinuniversität, ein solches Top-Ausbildungsprogramm koordinieren zu können“, freuen sich Rektor Wolfgang Fleischhacker und die Vizerektorin für Forschung und Internationales, Christine Bandtlow. „Wir gratulieren Reinhard Würzner und seinem Team zum exzellenten Erfolg.“ Die Ausschreibung war hochkompetitiv, weniger als 12 Prozent der Anträge werden auch gefördert. Darüber hinaus ist die Medizin Uni Innsbruck die einzige österreichische Universität, die im Rahmen dieses Calls die Koordination für ein Life Science Projekt zugesprochen bekommen hat. Zu den Gratulanten gehört auch Gesundheits- und Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg. „Diese erfolgreiche Mitteleinwerbung durch Reinhard Würzner und seinem Team bedeutet eine enorme Aufwertung für den Forschungs- und Medizinstandort Tirol. Es freut mich ganz besonders, dass die Medizinische Universität Innsbruck auf europäischer Ebene überzeugen konnte und dieses richtungsweisende Projekt steuern wird. Ein herausragender Erfolg!“, zeigt sich Tilg erfreut.  

Neue Generation von ForscherInnen zur Infektionsbekämpfung
 „Wir wollen gemeinsam mit unseren europäischen Partnern die nächste Generation von kreativen und innovativen Forschenden ausbilden“, erklärt Projektkoordinator Reinhard Würzner vom Institut für Hygiene und Med. Mikrobiologie (Direktorin: Cornelia Lass-Flörl). „Insgesamt werden in den nächsten vier Jahren 15 PhDs zu exzellenten ForscherInnen ausgebildet unter anderem auch von meiner Kollegin Doris Wilflingseder, die auch einen Doktoranden betreut.“ Die Förderung erfolgt im Rahmen der Marie Skłodowska-Curie Maßnahmen des EU-Förderungsprogramms Horizon 2020. Die EU fördert die verbesserte Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs. Das European Joint Doctorate (EJD) ist eines von mehreren Formaten in diesem Bereich. Im Rahmen der aktuellen Ausschreibung werden europaweit neun EJDs unterstützt.

Erforschung des „zweiten“ Immunsystems
Die ExpertInnen in dem europäischen Doktoratsprogramm CORVOS werden sich in erster Linie mit dem Komplementsystem beschäftigen. Dieses nicht-zelluläre Immunsystem ist Teil des angeborenen Immunsystems. Es bekämpft eindringende Krankheitserreger sofort und zerstört sie im Idealfall. Schafft es das nicht, dann markiert es diese Erreger, damit andere Verteidigungsmechanismen des Körpers diese gezielt angreifen können.

„Die Eiweiße des Komplementsystems haben eine wichtige Funktion für den Schutz des Körpers vor Viren und anderen Erregern: Sie werden für die Immunantwort benötigt, bevor sich Antikörper gebildet haben“, präzisiert Würzner. „Regulatorproteine verhindern, dass die Aktivierung des Komplementsystems übers Ziel hinausschießt und dann auch viele eigene Zellen zerstört werden.“ WissenschafterInnen weltweit hoffen, durch die bessere Erforschung dieses bisher noch zu wenig berücksichtigten Komplementsystems völlig neue Strategien in der Infektionsbekämpfung entwickeln zu können. Das Netzwerk CORVOS soll dazu beitragen, dass innerhalb der EU das entsprechende Knowhow für diese Forschungsaufgabe vorhanden ist.

Die Medizinische Universität Innsbruck besitzt bereits eine große Expertise in der Erforschung des Komplementsystems. „Infektion, Immunität und Transplantation” ist einer der Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Universität Innsbruck. Reinhard Würzner fungiert derzeit zudem als Präsident des European Complement Networks.

Rabe hat CORVOS-Antrag Flügel verliehen
Der Rabe, auf lateinisch Corvus corax, ist Namens- und Symbolgeber für das innovative Trainings-Netzwerk. „Da die Ausschreibung extrem kompetitiv ist und bisher noch nie eine österreichische Universität Koordinator eines Doktoratsprogramms im Life-Science Bereich war, haben wir uns im Vorfeld eine PR-Strategie überlegt und ein Identifikationssymbol gesucht“, erklärt Reinhard Würzner. Der Infektions-Experte wurde so in der Antragsphase zum Paten eines Raben im Innsbrucker Alpenzoo und auch das Logo des europäischen Doktoratsprogramms zeigt einen Raben. „Der Rabe hat unserem Antrag offenbar erfolgreich Flügel verliehen“, freut sich Marco Grasse, designierter Administrator von CORVOS über die hohe Auszeichnung für den Life-Sciences-Standort Innsbruck.

Zur Person: Koordinator Reinhard Würzner
Reinhard Würzner wird als Sprecher und Koordinator von „CORVOS“ fungieren. Der Impfexperte hat Medizin (MD) und „Medical Sciences“ (Immunpathologie, PhD) in Deutschland, den USA, Österreich und Großbritannien studiert und ist Facharzt für Labormedizin sowie Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie. Würzner ist seit 1993 in Innsbruck tätig. Seit 2014 leitet Würzner das FWF-PhD Doktoratsprogramm „HOROS“ (host response in opportunistic infections). HOROS und CORVOS stützen somit mit insgesamt über 9 Millionen den bestehenden Forschungsschwerpunkt der Medizinischen Universität Innsbruck, „Infektion, Immunität und Transplantation“, der sich aus klinischen sowie präklinischen Arbeitsgruppen zusammensetzt.

(B. Hoffmann-Ammann)

Weitere Informationen:

Horos

 

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