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IDEA-FAST: Auf der Suche nach digitalen Markern zur Beurteilung von Krankheitslast und Therapieerfolg

Schlafstörungen und Fatigue, eine quälende Form von Müdigkeit und Antriebslosigkeit, zählen zu den belastenden Begleitsymptomen vieler chronischer Erkrankungen. Bislang fehlen jedoch praktikable Methoden, um diese Krankheitsfolgen zuverlässig und objektiv messen zu können. Ziel eines neuen europäischen Forschungsprojekts ist es, diese diagnostische Lücke zu schließen. Die Innsbrucker Neurologie ist maßgeblich daran beteiligt.

IDEA-FAST („Identify Digital Endpoints to Assess FAtigue, Sleep and acTivities of daily living“) nennt sich das Anfang Februar in Newcastle, dem Sitz der koordinierenden Universität, gestartete EU-Projekt, an dem 46 Zentren aus 14 europäischen Ländern, darunter auch die Univ.-Klinik für Neurologie, beteiligt sind.

Sensoren messen Aktivitäten und Schlafqualität

Die aktuellen fragebogenbasierten Ansätze zur Erfassung von Fatigue und Schlafstörungen sind oft ungenau und stark tagesformabhängig und daher als Endpunkte für klinische Studien nicht gut geeignet. Im Rahmen von IDEA-FAST sollen nun digitale Endpunkte identifiziert werden, mit denen Fatigue, Schlaf und Aktivitäten des täglichen Lebens bei verschiedenen neurodegenerativen und chronisch entzündlichen Erkrankungen beurteilt werden können. Dazu werden in einer ersten Projektphase verschiedene tragbare Sensoren, wie sie etwa in Smartwatches und Fitnessarmbändern zu finden sind, sowie auch in einer Art digitalem Stirnband zur Erfassung der Nachtschlafaktivität des Gehirns, getestet. Solche kontinuierlich gemessenen Daten eröffnen womöglich neue Möglichkeiten, um die tatsächliche Krankheitslast und den Erfolg von Therapien ganzheitlich beurteilen zu können.
Im Fokus des Projekts stehen neurologische und chronisch entzündliche Krankheiten: das Idiopathische Parkinsonsyndrom, die Huntington-Krankheit, rheumatoide Arthritis, der systemische Lupus erythematodes, das primäre Sjögren-Syndrom sowie die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.  Fatigue und Schlafstörungen sind weit verbreitete Symptome dieser Krankheiten, die sich auf die täglichen Aktivitäten von Betroffenen auswirken und Hauptfaktoren für eine verminderte Lebensqualität und erhöhte Krankheitskosten sind.

Innsbrucker Beteiligung

An die Pilotstudie schließt sich eine große Längsschnittstudie mit 2.000 Patientinnen und Patienten an, in der die Ergebnisse für die vielversprechendsten digitalen Endpunkte validiert werden sollen. Bei der Planung der Studien werden einerseits die Empfehlungen der europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) berücksichtigt, andererseits ist durch Beteiligung von Patientenorganisationen auch die Perspektive der Betroffenen vertreten. Eingeschlossen in diese Studie sind auch knapp 100 Patientinnen und Patienten mit M. Parkinson und M. Huntington aus der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie, an der es mit einer eigenen, jeweils von Klaus Seppi geleiteten Parkinson- und Huntington-Spezialsprechstunde sowie international beachteten Forschungsbeiträgen eine besonders hohe klinische und wissenschaftliche Expertise gibt. „Die internationale Vernetzung und die hochranginge Verankerung in der MDS (International Parkinson and Movement Disorders Society) erleichtern nicht nur das Einbringen unseres Zentrums in internationale Verbünde, sondern auch das Einbinden der Medizinischen Universität Innsbruck in internationale, multizentrische, klinische und epidemiologische Projekte sowie Medikamentenstudien“, betont Klaus Seppi.

Hintergrund

Das Projekt hat eine Laufzeit von 66 Monaten und wird von der Innovative Medicines Initiative 2 Joint Undertaking (JU) mit insgesamt 42 Millionen Euro finanziert. Das gemeinsame Projekt erhält Unterstützung vom Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union sowie von der Europäischen Vereinigung der pharmazeutischen Industrie und ihrer Verbände (EFPIA) und der Parkinson's Disease Society of the United Kingdom LBG. Akademische Co-Leiter sind die University of Newcastle, Großbritannien, und das UKSH in Kiel. Industrielle Co-Leiter sind Janssen Pharmaceuticals NV und Takeda Pharmaceuticals International.

Die Innovative Medicines Initiative (IMI) ist Europas größte öffentlich-private Initiative mit dem Ziel, die Entwicklung besserer und sichererer Medikamente für Patientinnen und Patienten zu beschleunigen. Die Initiative unterstützt gemeinschaftliche Forschungsprojekte und baut Netzwerke von industriellen und akademischen Experten auf, um die pharmazeutische Innovation in Europa zu fördern. Sie ist ein gemeinsames Unternehmen der Europäischen Kommission und der Europäischen Vereinigung der pharmazeutischen Industrie und ihrer Verbände (EFPIA).

(20.02.2020, Text: red / D. Heidegger, Bild: MUI/F. Lechner)

Links:

IDEA-FAST

Univ.-Klinik für Neurologie

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