Medizin Uni Innsbruck eröffnet Christian Doppler Labor für Eisen- und Phosphatbiologie
In Innsbruck wurde das „CD-Labor für Eisen- und Phosphatbiologie“ unter der Leitung des Gastroenterologen und Hepatologen Heinz Zoller eröffnet. Das bereits siebente CD-Labor, das die Medizinische Universität Innsbruck seit 2015 einwerben konnte, erforscht den Zusammenhang von Eisenmangel, der Behandlung mit intravenösem Eisen und der bei bestimmten Präparaten daraus resultierenden unerwünschten Senkung des Phosphatspiegels.
Die feierliche Eröffnung des neuen Christian Doppler Labors für Eisen- und Phosphatbiologie fand heute in Anwesenheit von LR Bernhard Tilg, dem Präsidenten der Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG), Martin Gerzabek und Christine Bandtlow, Vizerektorin für Forschung und Internationales statt. An der Medizinischen Universität Innsbruck gibt es damit bereits sieben dieser von öffentlicher Hand und beteiligten Unternehmen geförderter Einrichtungen für anwendungsorientierte Grundlagenforschung.
Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort fördert Grundlagenforschung
Christian Doppler Labors (CD-Labors) werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert, wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW).
„Grundlagenwissen zum Patienten zu bringen ist ein wichtiges Thema in der medizinischen Forschung“, sagt Wirtschaftsministerin Dr. Margarete Schramböck. „CD-Labors leisten dazu einen wertvollen Beitrag. Der hier erforschte Eisenstoffwechsel betrifft unter anderem Knochengesundheit, Eisenmangel, Knochenmetastasen oder seltene Stoffwechselerkrankungen. Mehr Grundlagenwissen aus dem CD-Labor kann hier entscheidende Fortschritte bringen. Davon profitieren vor allem die Patientinnen und Patienten, aber auch unsere Universitäten sowie der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Österreich.“
Exzellent und anwendungsorientiert
CD-Labors sind Stätten herausragender Forschung, deren Einrichtung grundsätzlich an zwei Voraussetzungen geknüpft ist: Einerseits muss der konkrete Bedarf eines Unternehmens an Wissen und Know-how aus der anwendungsorientierten Grundlagenforschung bestehen, andererseits braucht es die Bereitschaft einer Wissenschafterin oder eines Wissenschafters, sich diesem unternehmerischen Bedarf langfristig zu öffnen. Diese Bedingungen sind im Fall des neuen CD-Labors für Eisen- und Phosphatbiologie, das in den kommenden sieben Forschungsjahren mit rund 800.000 Euro (davon etwa 400.000 von der öffentlichen Hand) gefördert wird, gegeben.
„Das neue Labor ist in ein exzellentes wissenschaftliches und klinisches Umfeld eingebettet und besitzt mit Heinz Zoller eine herausragende Expertise auf dem Gebiet des Eisenstoffwechsels. Das sind ideale Voraussetzungen für anwendungsorientierte Forschung. Wir dürfen innovative Erkenntnisse erwarten, die den Patientinnen und Patienten direkt zu Gute kommen“, betont Vizerektorin Christine Bandtlow.
Sicherere Wirkstoffe für intravenöse Eisengabe
Im Fokus des neuen CD-Labors für Eisen- und Phosphatbiologie unter der Leitung des Gastroenterologen und Hepatologen Heinz Zoller von der Univ.-Klinik für Innere Medizin I (Direktor: Herbert Tilg) steht der Zusammenhang von Eisenmangel, Behandlung mit intravenösen Eisenpräparaten und Phosphatspiegel. Eine durch die Gabe von bestimmten Eisenpräparaten bedingte unerwünschte Absenkung des Phosphatspiegels ist mit schwerwiegenden Folgen wie Muskelschwäche und Knochendegenerationen verbunden. Ein besseres Verständnis des zugrundeliegenden Mechanismus ist das Ziel des neuen CD-Labors.
Dem im Knochen produzierten Peptidhormon FGF23 (Fibroblasten-Wachstumsfaktor-23) kommt hier eine Schlüsselrolle zu, denn es kontrolliert als Hormon die Konzentration von Phosphat im Blut. Steigt die Phosphat-Konzentration im Blut, kommt es zum Anstieg von FGF23 und dadurch zur vermehrten Ausscheidung von Phosphat über den Urin. „Auch Eisenmangel – die häufigste Ursache für eine Anämie in Mittel- und Westeuropa – erhöht die Bildung von FGF23, das bei Eisenmangel jedoch sofort gespalten wird. Weil Eisenmangelanämien aber häufig mit intravenösem Eisen behandelt werden und manche dieser Eisenpräparate die Spaltung des FGF23 unterbinden, gelangt FGF23 ins Plasma und senkt damit den Phosphatspiegel“, erklärt Heinz Zoller die problematische Nebenwirkung. Immerhin kommen diese vorübergehenden Hypophosphatämien bei weit über 50 Prozent der PatientInnen unter intravenöser Eisengabe vor. Das Risiko, nach bestimmten Eisenpräparaten eine Hypophosphatämie zu erleiden, scheint dabei hauptsächlich von den speziellen Eigenschaften des spezifischen Arzneimittels bestimmt zu werden.
Gemeinsam mit seinem Industriepartner Pharmacosmos A/S zielt Heinz Zoller nun in den kommenden Jahren darauf ab, potenzielle neuartige Wirkstoffe für seltene Stoffwechselerkrankungen, für die Knochengesundheit und gegen Knochenmetastasen zu identifizieren. „Mittels detaillierter molekularer Studien wollen wir die Regulation, die Spaltung und die Rezeptorbindung von FGF23 untersuchen und somit nicht nur eine sicherere klinische Anwendung von intravenösen Eisenpräparaten und eine sicherere molekulare Wirkstoffentwicklung erreichen, sondern auch neue Einblicke in die Eisen- und Phosphatbiologie gewinnen“, so Zoller.
Hintergrund CD-Labors
In Christian Doppler Labors wird anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende WissenschafterInnen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel. Christian Doppler Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW).
(27.02.2020, Text: Doris Heidegger; Foto: Robert Schober)