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Covid-19 und Schwangerschaft: „Beim Geburtsvorgang ändert sich nichts.“

Derzeit gibt es keinen Hinweis, dass gesunde Schwangere ohne Vorerkrankung durch das neuartige Virus SARS-CoV-2 gefährdeter sind, als die allgemeine Bevölkerung. Die große Mehrheit der schwangeren Frauen zeigt nur leichte oder mittelschwere Symptome. Wie schaut es aber dabei mit dem Schwangerschaftsverlauf und dem Kind aus? Ein Gespräch mit Christian Marth, Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Derzeit geht man davon aus, dass Schwangere das Virus SARS-CoV-2 nicht auf ihr ungeborenes Kind übertragen können. Es ist dabei aber hauptsächlich von fortgeschrittenen Schwangerschaften die Rede.

Christian Marth: Es gibt einige Fallstudien, in denen keine vertikale Transmission, das heißt Übertragung des Virus, zwischen Mutter und ungeborenem Kind nachzuweisen ist. Sowohl im Fruchtwasser als auch in der Muttermilch wurden bisher keine SARS-CoV-2 nachgewiesen. Über diesen Weg ist also eine Übertragung unwahrscheinlich. Es gibt im Moment auch keine Hinweise, dass es zu einer Übertragung des Virus in der Frühschwangerschaft kommt. Doch derzeit sind unserer Erfahrungen nicht ganz ausreichend, um genau sagen zu können, welche langfristigen Auswirkungen das Virus auf die Kinder bei einer Infektion der Mutter in der Frühschwangerschaft hat. Die meisten Fallstudien beziehen sich auf Daten aus China, wo alle Kinder von infizierten Müttern mittels Kaiserschnitt geboren wurden.

„Sowohl im Fruchtwasser als auch in der Muttermilch wurden bisher keine SARS-CoV-2 nachgewiesen.“

Ist ein Kaiserschnitt bei Covid-19 denn notwendig?

Wir empfehlen, sofern medizinisch nichts dagegen spricht, einen normalen Geburtsvorgang.

Neugeborene haben noch kein sehr ausgeprägtes Immunsystem. Wie gefährlich wäre es, wenn sich das Kind unmittelbar nach der Geburt bei der Mutter mit dem Virus ansteckt?

Kinder bekommen von der Mutter einiges an Antikörpern bereits mit. Das Immunsystem reagiert sehr wohl und wird durch das Stillen ausgebaut. Kinder sind also bereits von Beginn an gegen viele Infektionskrankheiten geschützt. Bisher wurde nur bei einem Neugeborenen eine Covid-19 Infektion diagnostiziert. Die Ansteckung scheint also sehr selten und meist unproblematisch zu sein. Im Falle einer Ansteckung mit dem neuen Virus zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass der Krankheitsverlauf bei infizierten Kindern nach der Neugeborenenphase durchwegs mild ist.

„Der Krankheitsverlauf bei infizierten Kindern nach der Neugeborenenphase ist durchwegs mild.“

Es gibt Ärzte, die empfohlen haben, Kinder zwei Wochen nach der Geburt von der Mutter zu trennen. Was halten Sie davon?

Es hängt natürlich vom Zustand der Mutter ab. Bei einem schweren Verlauf der Erkrankung ist es schon ratsam, die Mutter für einige Zeit vom Kind zu trennen. Allerdings reicht bei einem milden Verlauf, der mehr die Regel ist, die Einhaltung von Hygienemaßnahmen, wie Mundschutz, Händewaschen usw. aus. Es gilt das Risiko abzuschätzen. Prinzipiell ändert sich beim Geburtsvorgang nichts. Das Stillen und der enge Hautkontakt sind wichtig für das Kind.

Christian Marth, Direktor der Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Link:

Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

(18.03.2020; Interview: David Bullock, Fotos: MUI/Lackner, Symbolbild Gorodenkoff/AdobeStock)

 

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