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Pulswellengeschwindigkeit: Kardiovaskulärer Risikomarker mit spezifischem Mehrwert für Frauen

Eine neue, im Rahmen des Forschungszentrums VASCage gemeinsam mit einem chinesischen Forschungsteam durchgeführte Studie, liefert ein wichtiges Ergebnis für die Schlaganfallprognose, aber auch für die Gendermedizin: Demnach besitzt die Bestimmung der Gefäßsteifigkeit bei Frauen nach der Menopause mittels Messung der Pulswellengeschwindigkeit großes prognostisches Potenzial für das Risiko von Gefäßerkrankungen.

Schlaganfall und Herz-Kreislauferkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Im Prozess der Gefäßalterung, die allen kardiovaskulären Erkrankungen zugrunde liegt, stellt die Gefäßsteifigkeit einen zentralen Parameter dar. Mit zunehmender Steifigkeit der Aorta erhöht sich auch das Risiko für Schlaganfall und kardiovaskuläre Erkrankungen. Dass sich die Gefäßsteifigkeit im Lauf des Lebens je nach Geschlecht und Alter unterschiedlich entwickelt, konnte nun in einer großen Populationsstudie mit mehr als 80.000 eingeschlossenen ProbandInnen unter der Federführung von Stefan Kiechl, Direktor der Univ.-Klinik für Neurologie und wissenschaftlicher Leiter von VASCage, eindrucksvoll dargestellt werden. In dieser Studie wurde erstmals die Entwicklung der Gefäßsteifigkeit über eine breite Lebensspanne, also von der Jugend bis ins höhere Alter, in einer großen chinesischen Population mit Fokus auf Geschlecht und Alter untersucht.

Geschlechtsspezifische Risikoanalyse

„Die zentrale Erkenntnis dabei: Der Grad der Gefäßsteifigkeit steigt bei Frauen nach der Menopause steil an, sodass Frauen einige Jahre nach der Menopause sogar steifere Gefäße als Männer aufweisen. Dies erklärt, warum das Gefäßrisiko bei Frauen nach der Menopause rapid ansteigt und sich dem von Männern annähert bzw. teilweise sogar übertrifft (z.B. bei der Herzinsuffizienz“, so Erstautor und Neurologe Raimund Pechlaner aus dem Team um Stefan Kiechl. Damit bestätigt sich die Gefäßsteifigkeit als innovativer Messwert zur Beurteilung der Herz-Kreislauf-Gesundheit. Bestimmt wird der Wert mittels Messung der Pulswellengeschwindigkeit (PWG), einer einfachen, standardisierten und für die klinische Anwendung geeigneten Methode, die die Ausbreitungsgeschwindigkeit der vom Herzschlag ausgelösten Welle entlang der Aorta und der Arterien beschreibt: Je steifer die Gefäße, desto höher die Pulswellengeschwindigkeit. In die klinische Routine hat die PWG-Messung allerdings noch nicht Eingang gefunden. „Unsere Ergebnisse sprechen dafür, dass sich die Messung der Pulswellengeschwindigkeit vor allem bei Frauen nach der Menopause für eine geschlechtsspezifische und damit gezielte Risikoanalyse eignet. Das Ziel wäre es, die PWG-Messung im kardiovaskulären Risikoscore und damit als Untersuchungsstandard zu etablieren“, betont Studienleiter Stefan Kiechl auch im Hinblick auf eine gezielte Therapieentscheidung. Denn der Grad der Gefäßsteifigkeit kann durch Lebensstilverbesserungen oder Medikamente zumindest teilweise rückgängig gemacht werden.

Die im renommierten Journal of the American College of Cardiology veröffentlichten Studienergebnisse sind das Ergebnis einer erfolgreichen Kooperation zwischen VASCage-ForscherInnen, der Medizinischen University Innsbruck, dem King´s College London, der Zhejiang University und dem Third Xiangya Hospital of Changsha, der größten medizinischen Einrichtung in Zentralchina. Das Forschungszentrum VASCage nimmt Gefäßalterung und Schlaganfall gemeinsam unter die Lupe und entwickelt verbesserte Strategien zur Vorbeugung, Diagnose, Therapie und Rehabilitation von Gefäßerkrankungen.

(23.03.2020, Text: D. Heidegger, Bild: L. Domnig)

Links:

Trajectories of Age-Related Arterial Stiffness in Chinese Men and Women. Journal of the American College of Cardiology

VASCage

Univ.-Klinik für Neurologie

 

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