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Antikörper-Studie in Ischgl: Neue Forschungsergebnisse zur SARS-CoV-2 Infektionen

SARS-CoV-2 Antikörpertests sind bisher keine Routineverfahren. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie des Instituts für Virologie der Medizin Uni Innsbruck wird aktuell ein Testverfahren zur Bestimmung von Antikörpern validiert, um gesicherte Informationen über die Verbreitung von Infektionen in Ischgl zu erhalten. Die Bevölkerung wurde eingeladen, an der Studie teilzunehmen. Nach sorgfältiger, wissenschaftlicher Analyse sollen die Ergebnisse in der zweiten Maihälfte veröffentlicht werden.

Im April wurde an der Medizin Uni Innsbruck eine Studie gestartet, die weitere, wichtige Aufschlüsse über die Infektionsrate von SARS-CoV-2 liefern soll. In einem der von der aktuellen Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Orte in Österreich hat die Ethikkommission die Durchführung einer wissenschaftlichen Studie genehmigt, die ein genaueres Bild über die Durchseuchung und den Verlauf der Erkrankung bei den BewohnerInnen in Ischgl liefern soll. Zu diesem Zweck ist die Bevölkerung eingeladen, unter Einhaltung der Sicherheitsvorgaben, sowohl Blutproben für eine Untersuchung auf Antikörper abzugeben, als auch einen Rachenabstrich vornehmen zu lassen. Die Rückmeldungen auf die Studie waren für die Leiterin der wissenschaftlichen Untersuchung und Direktorin des Instituts für Virologie, Dorothee von Laer, bisher überwältigend. „Die positiven Reaktionen der Bevölkerung, die auch selbst von der Epidemie sehr betroffen ist, und die vielen Helferinnen sowie Helfer vor Ort und von unserer Universität haben dazu beigetragen, dass wir sehr gute Rahmenbedingungen für die Durchführung hatten. Es ist mir hier ein großes Anliegen, allen besonders dafür zu danken. Jeder, der durch seine Teilnahme oder durch die Unterstützung der Durchführung einen Beitrag geleistet hat, unterstützt damit, dass wir verlässliche, neue medizinische Forschungsergebnisse zu SARS-CoV-2 erhalten.“

„Was wir jetzt brauchen, sind valide wissenschaftliche Daten“

Das große Interesse und der Zuspruch der Bevölkerung sind aber gleichzeitig auch ein Auftrag für die Virologin. „Was wir jetzt brauchen, sind valide wissenschaftliche Daten, damit wir mehr gesicherte Erkenntnisse gewinnen können. Die Ergebnisse der Antikörperstudie benötigen wir so rasch wie möglich, aber wir müssen auch wissenschaftliche Kriterien einhalten.“ Es soll eine möglichst umfassende Charakterisierung der Infektionen erfolgen, dementsprechend müssen verschiedene Ergebnisse ausgewertet, verglichen und in einen Gesamtzusammenhang gestellt werden. Daher werden keine Zwischenergebnisse veröffentlicht werden. Sobald alle Auswertungen vorliegen, soll die Studie als Gesamtes in einem wissenschaftlichen Portal veröffentlicht werden. „Damit machen wir dann für andere Forscherinnen und Forscher auch Vorgangsweise und wissenschaftliche Methodik transparent und erleichtern somit die wissenschaftliche Einordnung.“ Der wissenschaftliche Diskurs ist wichtig, denn er trägt zum Erkenntnisgewinn bei. „Wir möchten valide Ergebnisse zu den Antikörpertests liefern und nicht durch Teilergebnisse, die unter Umständen weitere Spekulationen hervorrufen, zur einer weiteren Verunsicherung beitragen.“ Die Veröffentlichung ist derzeit für die zweite Maihälfte geplant, im Anschluss erfolgt dann auch eine Information der Öffentlichkeit über die Ergebnisse.

Leiterin des Institut für Virologie, Dorothee von Laer. Foto: MedUniIBK

Testverfahren zur Bestimmung von Antikörpern: Wichtige Hinweise für Anwendungssicherheit

Die Ergebnisse sollen auch dazu dienen, das verwendete Testverfahren zur Bestimmung von Antikörpern zu validieren und damit wichtige Hinweise auf die Anwendungssicherheit liefern. Bisher wurde zur Feststellung einer SARS-CoV-2 Infektion ein molekulares Testverfahren eingesetzt, das zur Feststellung verschiedenster Infektionskrankheiten etabliert ist. Durch die sogenannte Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) kann festgestellt werden, ob eine getestete Person aktuell mit dem Virus infiziert ist. „Wir müssen aber davon ausgehen, dass eine bisher nicht bekannte Anzahl von Menschen eine SARS-CoV-2-Infektion ohne oder nur mit ganz milden Symptomen durchgemacht hat“, erklärt Dorothee von Laer. Mit der bisher verwendeten Methode kann nicht festgestellt werden, ob eine Testperson zu einem früheren Zeitpunkt bereits eine Covid-19-Erkrankung durchgemacht hat. Dies soll aber durch die Bestimmung von Antikörpern, sogenannten Immunglobulinen, möglich sein. Diese Eiweißmoleküle werden vom Immunsystem zur Bekämpfung von Krankheitserregern und anderen Fremdstoffen gebildet. Der deutsche Hersteller von Labordiagnostika, „Euroimmun“, hat zu diesem Zweck ein zertifiziertes Messverfahren entwickelt, das SARS-CoV-2 spezifische Immunglobuline IgA und IgG im Blut nachweisen kann und damit vergangene Infektionen anzeigt. „Mit spezifischen Testmethoden werden wir die Ergebnisse des Testverfahrens überprüfen und damit validieren“, erklärt von Laer. Die vorliegenden Proben werden dafür verschiedenen aufwändigen, wissenschaflichen Analysen unterzogen, dafür sind rund zwei Wochen eingeplant. Die Studie des Instituts für Virologie in Innsbruck wird damit nicht nur wichtige Informationen über das Infektionsgeschehen in Ischgl liefern, sondern auch wichtige Erkenntnisse für die Anwendungssicherheit dieses neuen Testverfahrens zur Antikörperbestimmung für SARS-CoV-2 .

(B. Hoffmann-Ammann, 27.04.2020)

Weitere Informationen:

- Science.apa.at: Coronavirus: Ischgler Antikörpertests liegen in zweiter Maihälfte vor

- Institut für Virologie

 

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