Muskelschäden durch Covid-19 nur in Ausnahmefällen
Eine retrospektive Studie der Medizinischen Universität Innsbruck belegt, dass eine Coronainfektion nur in Einzelfällen zu Schädigungen der Muskulatur führt.
Beim Vergleich der CK-Werte, ein Marker für Muskelschädigung von Influenza- und Corona-Patienten zeigte sich gar, dass Corona weniger myotoxisch als eine Grippeerkrankung sei, gab Studienleiter Wolfgang Löscher im APA-Interview Entwarnung.
Erhöhte Entzündungswerte seien für Viruserkrankungen typisch und keinesfalls ein Covid-19-Spezifikum. "Ausgangspunkt unserer Erhebung waren vereinzelte Berichte von schweren Muskelschädigungen durch Covid-19", erzählte Löscher, der den Bereich Neuromuskulärer Erkrankungen am Institut für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck leitet. Um eine Aussage treffen zu können, ob solche Konsequenzen nur vereinzelt auftreten, oder ob es sich bei den Muskelschädigungen um ein Corona-Spezifikum handle, seien CK-Werte von 351 Covid-19 und 258 Influenza Patienten retrospektiv verglichen worden. "Die untersuchten Covid-19 Patientinnen und Patienten waren zwischen März und Juni erkrankt und an der Innsbrucker Klinik, im Krankenhaus St. Vinzenz in Zams oder im Coronazentrum der Klinik Favoriten in Wien behandelt worden", beschrieb Löscher die Studienpopulation.
Verletzungsgrad der Muskulatur gemessen
Im Rahmen der Studie wurde bei den PatientInnen der CK-Wert gemessen, das heißt die Menge des Enzyms Creatinkinase im Blut, erklärte der Neurologe. Dieses Enzym würde den Verletzungsgrad der Muskulatur angeben, so Löscher. Beim Gesamt-CK lägen die Werte bei Männern unter 170 U/l (Units per Liter = Einheiten pro Liter) im Normalbereich, bei Frauen unter 145 U/l. "Kurzfristig kann dieser Wert nach einer großer Belastung, etwa einem Marathonlauf, auf bis zu 10,000 U/l steigen, wobei das von Mensch zu Mensch verschieden ist. Wichtig ist: Er sinkt dann wieder", erläuterte Löscher.
Bei den Erhebungen zeigte sich, dass der CK-Wert bei ähnlich vielen Grippe- wie Corona-PatientInnen erhöht war - 27 Prozent aller Grippepatienten und 28 Prozent aller an Covid-19 Erkrankten wiesen erhöhte Werte auf. "Der CK-Wert war bei Influenza allerdings stärker erhöht als bei Covid-19", betonte Löscher, "vor allem schwere CK-Auslenkungen (über 1000 U/l) waren bei Influenza häufiger nachzuweisen". Daraus könne man ableiten, dass Corona weniger myotoxisch ist als eine Grippe. Stark erhöht waren die Werte bei 1,4 Prozent der Covid- und 5,4 Prozent der Influenza-PatientInnen.
Erwartungsgemäß schien auch die Schwere der Viruserkrankung eine Rolle zu spielen: "Das CK bei Intensivpflichtigen war höher als bei den nicht-intensivpflichtigen PatientInnen", berichtete der Mediziner. Ebenso hätten sie eine deutliche Korrelation zwischen den CK-Werten und anderen Entzündungswerten festgestellt. "In Bezug auf Muskelschädigungen durch Corona kann Entwarnung gegeben werden", schlussfolgerte Löscher, "viele gängige Viruserkrankungen können in Einzelfällen zu einer Schädigung der Muskulatur führen."
(red. APA, 14.12.2020)
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