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Ein zu großer Bauchumfang ist Teil des metabolischen Syndroms

Massiv erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko bei PatientInnen mit Nierenleiden und metabolischem Syndrom

Ein Team am Institut für Genetische Epidemiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck konnte anhand einer großangelegten Studie zeigen, dass zwei Drittel aller PatientInnen mit moderater Nierenfunktionseinschränkung auch ein metabolisches Syndrom aufweisen. Dieses Syndrom ist in weiterer Folge mit einem deutlich erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und einem erhöhten Risiko zu versterben verbunden.

Mehr als jeder Zehnte in der Bevölkerung, hat eine Nierenfunktionseinschränkung. Das ist kaum bekannt, auch weil die Funktionseinschränkung bei den meisten Betroffenen lange Zeit unbemerkt bleibt. Dabei ist diese jedoch mit einem massiv erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden. „Eine verminderte Nierenfunktion gehört neben Bluthochdruck, hohem Cholesterin, Diabetes und Übergewicht ganz klar zu den ,Big Five‘ des kardiovaskulären Risikos", stellt Projektleiter Florian Kronenberg fest.

Ein so genanntes metabolischen Syndrom ist gegeben, wenn eine Kombination aus mindestens drei kardiovaskulären Risikofaktoren - z.B. erhöhter Bauchumfang, Bluthochdruck, niedriges HDL-Cholesterin, erhöhte Triglyzeride und erhöhte Glukosewerte – vorliegt. Zu Beginn, der unlängst im Journal of Internal Medicine veröffentlichten Studie, musste Erstautor Lorenz Pammer allerdings feststellen, dass es „bisher kaum Daten zum Auftreten eines metabolischen Syndroms bei Patientinnen und Patienten mit moderater Nierenfunktionseinschränkung gegeben hat.“

In dieser Hinsicht kamen die Daten aus der German Chronic Kidney Disease Study (Deutsche Kohortenstudie zu chronischer Nierenerkrankung; GCKD) gerade recht, in der Kronenberg als Co-Principal Investiagtor mitarbeitete. In diese Studie wurden mehr als 5000 PatientInnen eingeschlossen und über einen Zeitraum von sechseinhalb Jahren beobachtet. „Wir waren vollkommen überrascht, als wir erkannten, dass fast zwei Drittel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Studienbeginn die Kriterien für ein metabolisches Syndrom aufwiesen", sagt Pammer. Die Tragweite dieser Ergebnisse wurde den ForscherInnen noch bewusster, als sie feststellten, dass dadurch das Risiko in den kommenden sechseinhalb Jahren zu versterben um 26 Prozent anstieg und die Gefahr, einen kardiovaskulären Zwischenfall, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleben, um fast 50 Prozent zunahm. „Dies ist natürlich beträchtlich, wenn man bedenkt, dass das Risiko für diese Endpunkte durch die Nierenerkrankung ohnehin schon recht deutlich erhöht ist“, erklärt Pammer.

Claudia Lamina, Lorenz Pammer und Institutsleiter Florian Kronenberg (v.l.n.r.) haben die Daten von 5000 NierenpatientInnen analysiert. Claudia Lamina, Lorenz Pammer und Institutsleiter Florian Kronenberg (v.l.n.r.) haben die Daten von 5000 NierenpatientInnen analysiert.

In der Folge nahmen die StudienautorInnen die einzelnen Komponenten des metabolischen Syndroms genauer unter die Lupe. „Dabei zeigte sich, dass vor allem die Glukose-Komponente den stärksten Einfluss auf das Risiko für die klinischen Endpunkte hat", schildert Claudia Lamina. Dort liege auch der wichtigste therapeutische Ansatzpunkt in dieser Patientengruppe. „Eine optimierte Einstellung des Blutzuckers oder noch besser die vorbeugende Vermeidung, dass sich ein Patient in Richtung Glukoseintoleranz und Diabetes entwickelt, sind wichtige Ansatzpunkte, um das Risiko für leidvolle Endpunkte zu verringern“, leitet Pammer Empfehlungen aus den Studienergebnissen ab. Aber auch die optimierte Behandlung der anderen beeinflussbaren Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und Übergewicht könne das Steuer entscheidend herumreißen. „Damit wären wir wieder einmal bei der Motivation zu einem gesünderen Lebensstil, die für uns alle gelten sollte und der medikamentösen Unterstützung, wo diese angebracht ist", schließt Kronenberg.
(Innsbruck, 06.09.2021, Text: T. Mair, Bilder: AdobeStock, GenEpi)

Forschungsarbeit:
Pammer LM, Lamina C, Schultheiss UT, Kotsis F, Kollerits B, Stockmann H, Lipovsek J, Meiselbach H, Busch M, Eckardt KU, Kronenberg F: Association of the metabolic syndrome with mortality and major adverse cardiac events: A large chronic kidney disease cohort. J Intern Med (in press) - DOI: 10.1111/joim.13355 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/joim.13355

Weitere Links:
Kronenberg F, Schernthaner GH: How many more data is required to give the kidney the attention it deserves? Time to act for the "Big Five" of cardiovascular risk. Atherosclerosis 297: 146-148, 2020. https://doi.org/10.1016/j.atherosclerosis.2020.01.022
Institut für Epidemiologie an der Med Uni Innsbruck: https://genepi.i-med.ac.at/
Nationale Kohortenstudie zu chronischer Nierenerkrankung (GCKD): https://www.gckd.de/
Afamin-Messung: Geeignetes Frühwarnsystem für den Typ-2-Diabetes: https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/711881.html

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