Smartphone-basierte Screeningstrategie verbessert die Erkennung und Behandlung von Vorhofflimmern
Vorhofflimmern kann einen Schlaganfall verursachen – häufig bleibt es von den Betroffenen unbemerkt. Eine digitale Studie, die Axel Bauer, Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin III mit Münchner KollegInnen durchgeführt hat, zeigt, dass mittels einer Smartphone-basierten Screeningstrategie die Diagnoserate von behandlungsbedürftigen Vorhofflimmern mehr als verdoppelt werden kann. Das renommierte Fachjournal Nature Medicine berichtet über die wegweisende eBRAVE-AF Studie.
Vorhofflimmern ist mit schätzungsweise 59 Millionen Betroffenen die häufigste Herzrhythmusstörung. Betroffene haben ein fünffach erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall. Eine wirksame medikamentöse Therapie zur Vorbeugung eines Schlaganfalls existiert bereits. Durch eine prophylaktische medikamentöse Blutverdünnung kann das Risiko dafür minimiert werden. Das Problem: Vorhofflimmern ist ohne Symptome und/oder häufig nur von sehr kurzer Dauer, sodass die Rhythmusstörung oft erst zu spät erkannt wird.
Axel Bauer, Direktor der Univ-Klinik für Innere Medizin III (Angiologie und Kardiologie), hat diese Problematik zum Anlass genommen, die Diagnosestellung von Vorhofflimmern mit einem gleichermaßen neuartigen, digitalen Ansatz und innovativen Studiendesign zu verbessern. Mit Erfolg. Die vielversprechenden Ergebnisse der eBRAVE-AF Studie, die unter seiner Leitung am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München initiiert wurde, präsentierte er am 28. August 2022 beim Europäischen Kardiologie Kongress (ESC) im Rahmen einer Hotline-Sitzung in Barcelona. Zeitgleich veröffentlichte das renommierte Journal Nature Medicine die Daten.
BU: Ein Innsbrucker Team um Klinikdirektor Axel Bauer (4.v.l.) war maßgeblich an der eBRAVE-AF Studie beteiligt.
In der ersten Phase konnte durch das digitale Screening die Erkennungsrate von neu diagnostiziertem Vorhofflimmern, welches durch einen unabhängigen Arzt/Ärztin mit einer prophylaktischen Blutverdünnung behandelt wurde, mehr als verdoppelt werden. So wurden durch das digitale Screening 38 von 2860 TeilnehmerInnen mit therapierelevantem Vorhofflimmern identifiziert. Beim konventionellen Screening war dies lediglich bei 17 von 2.691 Personen der Fall. In der zweiten Phase konnte das Ergebnis mit 33 gegenüber zwölf TeilnehmerInnen mit neu diagnostiziertem therapierelevanten Vorhofflimmern bestätigt werden.
„Das Ergebnis zeigt eindeutig, dass unser Konzept zur Früherkennung von Vorhofflimmern einen substanziellen Zusatznutzen bringt. Auch ältere Menschen können diese Technologien problemlos anwenden und brauchen dafür lediglich ein gewöhnliches Smartphone. Damit ist dieses Konzept frei skalierbar“, so Bauer. Wesentlich sei es nun zu prüfen, wie digitale Strategien in Versorgungssysteme integriert werden können.
(Innsbruck, 29.8.2022, Text: T. Mair, Fotos: Univ.-Klinik für Innere Medizin III/A. Bauer)
Forschungsarbeit:
Rizas K. et al.: "Smartphone-based screening for atrial fibrillation: a pragmatic randomized clinical trial", In: Nature Medicine, Aug, 28th, 2022. https://www.nature.com/articles/s41591-022-01979-w
Weitere Links:
Bericht APA Science: Studie belegt Effizienz von Smartphone-Screening bei Vorhofflimmern
Universitätsklinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie)