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Professur und Institutsleitung für den Epidemiologen Peter Willeit

Der Epidemiologe Peter Willeit wurde von Rektor Wolfgang Fleischhacker zum Professor für Epidemiologie und Public Health berufen. Damit leitet der Innsbrucker mit besonderer Vorliebe zur Mathematik auch das dazugehörige, derzeit im Aufbau befindliche Institut am Department für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie.

Mit Vorhersagen und Risikoberechnungen kennt sich Peter Willeit nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie aus. „Für die Mathematik konnte ich mich schon immer begeistern“, erzählt der Innsbrucker, der als Schüler des Akademischen Gymnasiums Innsbruck keine Mathematik-Olympiade ausließ, sich aber auch schon damals sehr für Medizin interessierte. Weil er beruflich mit Menschen zu tun haben wollte, fiel die Entscheidung schließlich auf das Medizinstudium. Die Mathematik blieb trotzdem, denn Zahlen und große Datenmengen spielten während seiner ersten wissenschaftlichen Arbeiten schließlich eine so große Rolle, dass die Epidemiologie in den Mittelpunkt seines Interesses rückte. „Im Rahmen einer interdisziplinären Kooperation von Forschergruppen der Universitätsklinik für Neurologie, des Instituts für Genetische Epidemiologie sowie des Krankenhauses Bruneck entstanden fünf Publikationen, in denen wir zeigen konnten, dass eine kurze Telomerlänge mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen einhergeht“, erinnert sich Peter Willeit. Seine Begeisterung für epidemiologische Studien vertiefte der Mediziner mit einem Master- und PhD-Studium in Epidemiologie und Public Health an der Universität Cambridge. An der renommierten Eliteuniversität forschte Peter Willeit schließlich acht Jahre, zuletzt als University Lecturer (entspricht einem Assistenzprofessor, Anm.) und Leiter einer eigenen Forschungsgruppe, bevor er 2016 an die Medizinische Universität Innsbruck zurückkehrte.

Die Epidemiologie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen blieb auch nach seiner Rückkehr nach Innsbruck ein zentraler Forschungsbereich. „Die gute Perspektive, im Rahmen einer Assistenzprofessur die epidemiologische Forschung hier in Innsbruck im klinischen Bereich auszubauen und nicht zuletzt der Brexit haben mir die Rückkehr leicht gemacht“, so Willeit, der schon bald danach und gemeinsam mit dem genetischen Epidemiologen Florian Kronenberg in einer Publikation im angesehenen Journal The Lancet belegen konnte, dass der Blutfettparameter Lipoprotein(a) ein relevanter Marker für das kardiovaskuläre Restrisiko unter Statintherapie ist. Zudem gelang es Peter Willeit das weltweit größte Konsortium zur Arterienverkalkung („Prospective Studies of Atherosclerosis“) an der Medizinischen Universität Innsbruck zu etablieren, das Daten aus 25 Ländern vereint, systematisch aufbereitet und somit gemeinsame Auswertungen ermöglicht. So konnten Peter Willeit und sein Team in einer Auswertung von 119 randomisierten kontrollierten Studien mit über 100.000 eingeschlossenen StudienteilnehmerInnen belegen, dass die Gefäßwanddicke der Halsschlagader (Intima-Media-Dicke) ein entscheidender Surrogatmarker für das kardiovaskuläre Risiko ist. Erkenntnisse dieser Art umreißen ein weiteres Aufgabengebiet seines Teams, nämlich die Planung und Umsetzung klinischer Studien in enger Zusammenarbeit mit Forschergruppen an unterschiedlichen Universitätskliniken.

Der Mehrwert der Erkenntnisse aus diesen epidemiologischen Studien liegt in der gezielten Risikoeinschätzung für das Auftreten von Herzinfarkt und Schlaganfall und den damit verbundenen Möglichkeiten für Prävention, Therapieanpassung und Medikamentenentwicklung – besonders wichtig vor dem Hintergrund, dass Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems in den westlichen Industrieländern die häufigste Todesursache darstellen. „Mit meiner Forschung möchte ich neue Ansätze für die Prävention von Volkskrankheiten entwickeln und so neue Wege im Bereich der öffentlichen Gesundheit unterstützen“, spricht Peter Willeit auch seine beratende Funktion von EntscheidungsträgerInnen in Ministerien und Institutionen wie der WHO an.

Die Rolle der Infektionsepidemiologie und Public Health Forschung gelangte mit dem Einsetzen der Corona-Pandemie zu besonderer gesundheitspolitischer Relevanz, bei der auch die Expertise von Peter Willeit gefragt war. So wurde im Rahmen der „Gurgelstudie“ (Schul-SARS-CoV2-Monitoringstudie), einem Kooperationsprojekt der Medizinischen Universitäten Innsbruck und Graz sowie der Universitäten Wien und Linz in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsministerium, die Häufigkeit von Infektionen mit dem Coronavirus an österreichischen Schulen erhoben.  Außerdem wurden von Peter Willeit in enger Zusammenarbeit mit Harald Schennach (Blutbank) und dem Landesinstitut für integrierte Versorgung (Tirol Kliniken) die Höhe und der zeitliche Verlauf von Antikörpertitern gegen SARS-CoV-2 bei Tiroler BlutspenderInnen analysiert. Als Leiter der REDUCE-Studie, die die Sonder-Impfaktion des Landes Tirol im Bezirk Schwaz wissenschaftlich begleitete, waren Peter Willeit und sein Team maßgeblich für die Studienkonzeption und -auswertung verantwortlich.

Für Abwechslung zwischen Analysen komplexer Zusammenhänge und Bearbeitung großer Datenmengen sorgt die Lehrtätigkeit. „Die Arbeit mit den Studierenden macht mir großen Spaß, die möchte ich keinesfalls missen“, betont Willeit, der sich immer auch gern an die eigene Studienzeit zurückerinnert, vor allem an die Zeit in Cambridge, in der er leidenschaftlich gern Croquet spielte – eine Präzisionssportart, bei der farblich markierte Bälle mit hammerförmigen Schlägern durch U-förmig gebogene Drahtbügel bewegt werden müssen. Präzision ist jedenfalls auch in der Epidemiologie gefragt.

(Innsbruck, 12.10.2022, Text: D. Heidegger, Foto: MUI/D. Bullock)

 

Links:

Klinische Epidemiologie

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