Neue Professorin für Gerichtliche Medizin: Elke Doberentz
Elke Doberentz wird neue Professorin für Gerichtliche Medizin an der Medizinischen Universität Innsbruck und damit die Leitung des gleichnamigen Instituts ab 1. Juli 2023 übernehmen. Rektor Wolfgang Fleischhacker hat die renommierte Expertin kürzlich berufen. Doberentz hat zuletzt das Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Bonn kommissarisch geleitet.
Elke Doberentz ist neuen Methoden in der forensischen Medizin auf der Spur. Zu ihren bisherigen Forschungsschwerpunkten zählten beispielsweise Todesfälle, die durch thermische Einwirkung bedingt sind. Das bedeutet, die 44-Jährige beschäftigt sich unter anderem mit Vitalitätsmarkern von Brandopfern, die in der forensischen Praxis etabliert werden können. Auch die Altersbestimmung von Wunden, und ob diese vor dem Tod einem Mordopfer zugefügt worden sind, standen im Fokus ihrer bisherigen wissenschaftlichen Arbeit.
„Für mich ist es eine besondere Auszeichnung und Ansporn“
Ab 1. Juli 2023 warten dann weitere Aufgabe auf die Expertin, sie übernimmt die Leitung des Instituts für Gerichtliche Medizin an der Medizinischen Universität Innsbruck. „Ich freue mich, die Leitung einer so attraktiven Einrichtung zu übernehmen und auf die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, die mich am Institut bereits sehr freundlich empfangen haben“, sagt Doberentz nach der Vertragsunterzeichnung. „Für mich ist es auch eine besondere Auszeichnung und ein Ansporn, eine Nachfolgerin von Eduard Ritter von Hofmann zu sein.“ Der österreichische Mediziner (1837-1897) gilt als Pionier der modernen forensischen Pathologie und war nach seiner Berufung 1869 auf den damaligen Lehrstuhl für Staatsarzneikunde zwischenzeitlich auch an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck tätig. Zuletzt war das renommierte Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck von Richard Scheithauer geleitet worden, der Ende 2022 in den Ruhestand getreten ist.
Hochrangige Forschungsarbeit fortsetzen & neue Projekte
„Das Institut für Gerichtliche Medizin in Innsbruck ist insbesondere bei den wissenschaftlichen Aspekten der forensischen Genetik und Toxikologie sehr hochrangig aufgestellt, diese Forschung will ich jedenfalls weiter fortsetzen und fördern. Die Projekte im Bereich der forensischen Medizin sollen weiter ausgebaut werden,“ erklärt Doberentz. Ein großes Anliegen ist der Professorin naturgemäß auch die Lehre. Ein Schwerpunkt der Lehre am Institut für Gerichtliche Medizin in Innsbruck ist das Erkennen von Gewaltfolgen und Verletzungen, da dies die Voraussetzung für konkrete Hilfestellungen an Opfern und auch für die Aufklärung von Gewalttaten darstellt. So sollen im klinischen Alltag beispielsweise häusliche Gewalt, Kindesmisshandlungen oder Sexualdelikte erkannt und die Befunde und Spuren gerichtsverwertbar gesichert werden. „Die forensisch-klinische Untersuchung von lebenden Menschen ist seit dem 19. Jahrhundert Aufgabe der Gerichtsmedizin, erlangte aber in den letzten Jahren einen immer höheren Stellenwert“, erklärt Doberentz. Darüber hinaus ist es ihr ein großes Anliegen, das Fach für die nächste Generation interessant zu machen. „Es ist wichtig, dass wir auch in Zukunft junge Ärztinnen und Ärzte finden, die sich für die Rechtsmedizin entscheiden.“
Arbeit für Ermittlungsbehörden und Interdisziplinarität
Ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet der Rechtsmedizin sind Tätigkeiten für die Ermittlungsbehörden. Das Institut für Gerichtliche Medizin in Innsbruck ist unter anderem seit 1997 das Österreichische DNA Zentrallabor für die Nationale DNA Datenbank des Innenministeriums. Die nationalen und internationalen Beiträge zur Aufklärung von Straftaten sind beachtlich. „Für uns als Rechtsmedizin sind diese Versorgungsaufgaben für Ermittlungsbehörden, Justiz- und Öffentlichkeitsarbeit kein Selbstzweck, sondern unverzichtbare Grundlage für Lehre, Forschung, Aus-, Fort- und Weiterbildung“, sagt Doberentz, die darüber hinaus die Interdisziplinarität ihres Faches betont und sich bereits auf die Zusammenarbeit am Universitätsstandort Innsbruck freut. „Auf Grund der methodischen Vielfalt eines gerichtsmedizinischen Instituts sollen die Möglichkeiten für institutsübergreifende Forschungsvorhaben genutzt werden.“
Doberentz freut sich auf Leben und Arbeiten in den Bergen
Dass ihr neues Betätigungsfeld im Herzen der Alpen liegt, ist für die im Freistaat Sachsen (D) aufgewachsene Rechtsmedizinerin ein weiterer Grund dafür, sich, auf ihren neuen Lebensabschnitt in Innsbruck zu freuen. „Im Zuge meiner Bewerbung bin ich das erste Mal nach Innsbruck gekommen und habe mich gleich in die Stadt und ihre Umgebung verliebt, ich bin ein großer Fan von Bergen. Als Genusswanderin habe ich schon viele Urlaube in den Alpen verbracht. Ich freue mich jedenfalls sehr, in Innsbruck anzufangen.“
Lebenslauf Elke Doberentz
Die gebürtige Thüringerin hat an den Universitäten Leipzig und Frankfurt Humanmedizin studiert, bevor sie 2007 begonnen hat, am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Bonn zu arbeiten. 2012 folgte die Facharztprüfung und 2017 die Habilitation im Fach Rechtsmedizin. Seit 2014 war sie als leitende Oberärztin und seit 2016 als Stellvertreterin des Direktors und seit 2022 als kommissarische Direktorin am Institut für Rechtsmedizin tätig. Elke Doberentz war an zahlreichen Publikationen und wissenschaftlichen Projekten maßgeblich beteiligt und ist Gutachterin für verschiedene internationale forensische Gesellschaften.
(HOF, 30.01.2023)
Weitere Informationen: https://www.i-med.ac.at/gerichtsmedizin/