Neuer Professor für Zahnärztliche Prothetik: Sebastian Schwindling
Sebastian Schwindling wird Professor für Zahnärztliche Prothetik an der Medizinischen Universität Innsbruck und damit die Leitung der gleichnamigen Universitätsklinik übernehmen. Er tritt zum 1. April 2023 die Nachfolge von Ingrid Grunert an, die Ende 2022 in den Ruhestand getreten ist.
Die Zahnärztliche Prothetik beschäftigt sich mit der Wiederherstellung der Kau- und Sprechfunktion, wenn Zähne durch Unfälle oder Erkrankungen verloren gegangen sind oder schon bei Geburt nicht angelegt waren. Die Universitätsklinik für Zahnärztliche Prothetik ist dem Department Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie zugeordnet und spielt damit in der zahnmedizinischen Lehre eine wichtige Rolle. „Die Besonderheit des Zahnmedizinstudiums liegt darin, dass die Studierenden bereits vor ihrem Abschluss selbst Patientinnen und Patienten behandeln – natürlich unter Anleitung erfahrener Expertinnen und Experten. Die vorklinische und klinische Lehre in Innsbruck ist exzellent und in ihrem Umfang im deutschsprachigen Raum herausragend. Es ist für mich eine Herausforderung und ein Ansporn für die Zukunft, diesen hohen Umfang sowie die Qualität der Lehre fortzuführen“, sagt Sebastian Schwindling. Der 36-Jährige kommt aus Heidelberg nach Innsbruck, um hier die Nachfolge von Ingrid Grunert als Direktor der Universitätsklinik für Zahnärztliche Prothetik anzutreten.
Einsatz von digitalen Technologien
Dabei helfen könnte die Digitalisierung, die auch das Fachgebiet Prothetik verändert. „In den letzten Jahren wurden moderne Verfahren in der Prothetik etabliert. Ein konkretes Beispiel ist das intraorale Einscannen von Zähnen – eine Technologie, die herkömmliche Abformungen ersetzt. Mein Ziel ist, digitale Technik dazu einzusetzen, die Herstellung von Zahnersatz noch schonender und gleichzeitig langlebiger zu machen.“ Dies war auch der wissenschaftliche Schwerpunkt von Sebastian Schwindling in den vergangenen Jahren. „Ich habe mich insbesondere damit beschäftigt, die Invasivität moderner Prothetik zu reduzieren. So haben wir beispielsweise an innovativen Verfahren zur Herstellung von Zahnersatz gearbeitet. Ich denke, dass die Bedeutung des 3D-Drucks im zahntechnischen Labor zunehmen wird. Mich interessiert, wie sich additiv gefertigte, minimalinvasive Rekonstruktionen in der Mundhöhle verhalten.“ Dabei möchte er den Fokus nicht nur auf sehr teure und komplizierte Therapien richten: „Mir geht es auch darum, Zuverlässigkeit und Komfort einfacherer prothetischer Lösungen durch Forschung und Entwicklung zu verbessern.“
„Außerdem könnte prothetische Kompetenz in Feldern hilfreich sein, die bislang weniger zahnmedizinische Beachtung fanden. Ein Beispiel ist die Unterstützung der Strahlentherapie bei Kopf-Hals-Tumoren. Intraorale Retraktoren, die Zunge und Wange abhalten, können gesundes Gewebe aus dem Bestrahlungsbereich verdrängen.“ Diese Geräte werden von geübten Prothetikern und Prothetikerinnen recht schnell individuell angepasst. Ersten Erfahrungen würden darauf hindeuten, dass Geweberetraktoren bei korrekter Indikationsstellung bestrahlungsassoziierte Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder Mukositis, also eine Entzündung der Mundschleimhaut, reduzieren könnten. Das entsprechende Know-how sei grundsätzlich in der Universitätsklinik für Zahnärztliche Prothetik vorhanden: „Ich möchte meiner Vorgängerin ein großes Kompliment machen. Die Klinik ist in einem modernen Zustand und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hoch motiviert. Mein Ziel ist es, unseren Enthusiasmus für das Fach auch zukünftig an die Studierenden und an junge Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben, und sie zur klinischen und wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Prothetik zu motivieren – dem aus meiner persönlichen Sicht natürlich schönsten Fach der Zahnmedizin.“
Sebastian Schwindling hat sich trotz eines zweiten, parallel erfolgten Rufes an eine deutsche Universitätsklinik für Innsbruck entschieden. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen in Innsbruck. Ich freue mich auch sehr darauf, in das wunderschöne Innsbruck zu ziehen. Lediglich eines macht mir Sorgen: Meine Frau hat bereits zwanzig anstrengende Bergtouren geplant – ich hoffe, meine neue Stelle bietet mir plausible Ausreden …“
Zur Person:
Sebastian Schwindling wurde 1986 in Merzig (Saarland) in Deutschland geboren. Er studierte von 2006 bis 2012 Zahnmedizin an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau und promovierte dort 2013. Von 2012 an war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätsklinikum Heidelberg tätig. 2017 spezialisierte er sich für das Gebiet der Zahnärztlichen Prothetik. Im Jahr 2018 legte er seine Habilitation vor und war seitdem als Oberarzt in Heidelberg tätig.
(24.02.2023, red, Bild: MUI/D. Bullock)
Weitere Informationen: