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Für die PatientInnen: Neue Wege in der Chirurgie

Technische Fortschritte, verbesserte Therapiemöglichkeiten und neue Forschungserkenntnisse: Die Chirurgie steht vor richtungsweisenden Entscheidungen. Umgesetzt werden diese vom neuen Direktor der Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, Stefan Schneeberger und seinem Team. Leitmotiv des engagierten Mediziners und Forschers sind die Menschen: "Wir müssen unseren Blick für die Patientinnen und Patienten schärfen."

Die Innsbrucker Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie ist eine der größten chirurgischen Kliniken in Europa. 21.275 PatientInnen werden pro Jahr behandelt und 7.890 operative Eingriffe jährlich durchgeführt. Seit 1. Februar 2023 wird die Klinik von Stefan Schneeberger geleitet, der damit seinem richtungsweisenden Vorgänger Dietmar Öfner-Velano nachfolgt. Als Leiter der Transplantationschirurgie hat Schneeberger bereits maßgeblich zum international ausgezeichneten Ruf der Klinik beigetragen, jetzt will der 49-jährige diese Führungsrolle weiter ausbauen. „Wir starten hier in Innsbruck auf hohem Niveau. Aber ich möchte, dass wir unsere Entwicklungsmöglichkeiten nutzen und ein neues Kapitel aufschlagen“, freut sich der Klinikdirektor auf die zukünftigen Herausforderungen.

Interdisziplinarität: „Einzelkämpfermodelle existieren in der Medizin nicht mehr.“

Technische Fortschritte und verbesserte, immer komplexer werdende Therapien machen Strukturanpassungen notwendig. „Die Chirurgie wird nicht erfolgreicher werden, wenn wir alles so machen wie bisher“, erklärt Stefan Schneeberger. „Einzelkämpfermodelle existieren in der Medizin nicht mehr. Es gibt zunehmend multidisziplinäre und komplexe Behandlungsansätze für verschiedene Erkrankungen. Damit unsere Patientinnen und Patienten bestmöglich davon profitieren, müssen wir Interdisziplinarität leben“, sagt Schneeberger. Am Klinikstandort Innsbruck gibt es mit dem Leberzentrum Innsbruck, dem Comprehensive Cancer Center Innsbruck (CCCI) und dem Center for Infectiology Immunity and Transplantation (CIIT) bereits sehr gute und verbindende Strukturen. Die Zusammenarbeit soll hier noch weiter intensiviert werden. „Wir werden weiterhin auf eine professionalisierte Versorgung in Schwerpunktprogrammen wie der onkologischen Chirurgie, Transplantation und Thoraxchirurgie setzen. Darüber hinaus lege ich auch einen Fokus auf Umgestaltung der Basisversorgung im Verbund mit niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sowie Krankenhäusern in den Bezirken.“

Im Zentrum aller Bemühungen und Maßnahmen stehen die PatientInnen: „Bei der fortschreitenden Technifizierung der Chirurgie müssen wir unseren Blick für die individuellen Patientinnen und Patienten schärfen. Nicht alles was möglich ist, muss auch zwangsläufig sinnvoll sein“, erklärt Schneeberger.

Moderne Krebstherapien: Chirurgie ist wichtiger Baustein

„In der modernen Krebstherapie erleben wir einen Quantensprung, beispielsweise durch die Entwicklung der Immuntherapien. Es ist immer häufiger möglich, dass Krebs zu einer chronischen Erkrankung wird“, sagt Schneeberger. Voraussetzung dafür seien allerdings viele verschiedene Behandlungsschritte und die fächerübergreifende Zusammenarbeit. „Die chirurgische Entfernung des Tumors ist dabei ein wichtiger Faktor und in vielen Fällen die einzige Hoffnung auf Heilung. Jährlich werden an unserer Abteilung über 700 chirurgisch-onkologische Eingriffe vorgenommen.“

Auch an der Weiterentwicklung von Krebstherapien sind Schneeberger und sein Team beteiligt. Ein besonderes Projekt läuft aktuell mit dem Immuntherapie-Unternehmen Vira Therapeutics, das auf die Krebsbehandlung mit onkolytischen Viren spezialisiert ist. Dabei sollen Viren so eingesetzt werden, dass sie Krebszellen zerstören. „Wir erwarten uns von dieser Zusammenarbeit sehr viel. Wenn wir Tumorgewebe entfernen, kann das Team von Vira Therapeutics testen, ob die von ihnen entwickelten onkolytischen Viren wirksam gegen diese Krebserkrankung eingesetzt werden können.“ Noch handelt es sich hierbei um ein Forschungsprojekt, doch die Zukunft könnte so aussehen: PatientInnen wird Tumorgewebe entnommen, außerhalb des Körpers wird die Wirksamkeit von Therapien getestet und je nach Ergebnis angewendet. „Noch ist das Zukunftsmusik, aber wir wollen daran mitarbeiten, neue Therapien möglich zu machen.“

PatientInnen profitieren von neuen Methoden, Forschung und Lehre

„Wir haben mit Stefan Schneeberger einen ambitionierten Mediziner und Forscher berufen, dem es gelingen wird, den ausgezeichneten Ruf der Klinik weiter auszubauen“, erklärt Rektor Wolfgang Fleischhacker. „Schneeberger hat selbst in Innsbruck studiert und bei Raimund Margreiter gelernt, eine in die Zukunft gerichtete interdisziplinäre Chirurgie, auch in der Lehre ist ihm besonders Anliegen. Ich bin sehr froh, dass er den Ruf an unsere Universität einem an die Medizin Uni Wien vorgezogen hat.“  Unter der Leitung von Stefan Schneeberger konnte in Innsbruck als einem der ersten Zentren weltweit 2018 die Konservierung von Spenderlebern außerhalb des Körpers für zunächst 24 Stunden in die Routine eingeführt werden. „Ich freue mich, dass Stefan Schneeberger die Leitung der Chirurgie übernommen hat. Er ist ein erfahrener Chirurg und Wissenschaftler und versteht es, Forschungsergebnisse in Patientinnen- und Patientenwohl zu transformieren. Vom Labor zum Krankenbett, sozusagen.  Ein treibender Motor der Transplantationschirurgie war er bereits bisher, nun kann er auch die zukünftige Entwicklung der gesamten Univ. Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie neugestalten“, erklärt Alois Obwegeser, Ärztlicher Direktor der Klinik Innsbruck.

Zur Person:

Der 1973 im Zillertal geborene Stefan Schneeberger ist seit 1. Feber 2023 Direktor der Universitätsklinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie. Er hat die Klinik bereits interimistisch geleitet und war bisher Leiter der Transplantationschirurgie & Hepatobiliären Chirurgie. Schon während seines Medizinstudiums in Innsbruck hatte er die Möglichkeit, im Forschungslabor vom Raimund Margreiter, dem Pionier der Transplantationschirurgie in Österreich, mitzuarbeiten. Auch seine Facharztausbildung in Allgemein- und Viszeralchirurgie absolvierte er in Innsbruck, 2006 folgte die Habilitation an der Medizinischen Universität Innsbruck. Nach zahlreichen USA-Aufenthalten - z.B. University of Pittsburgh Medical Center (UPMC), Pittsburgh und Johns Hopkins Medical University, Baltimore - kehrte er 2010 nach Tirol zurück – zunächst in Teilzeit und parallel zu seiner Tätigkeit an der Johns Hopkins University in Baltimore. Seit 2014 liegt sein Lebensmittelpunkt wieder zur Gänze in Tirol. Schneeberger ist Mitglied zahlreicher Forschungs- und Medizingesellschaften. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

(02.03.2023, Text: Barbara Hoffmann-Ammann, Bilder: MUI / D. Bullock)

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