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Erstmals alle Kinderintensivstationen in Europa zu Nierenersatztherapie befragt

Unter der gemeinsamen Leitung von Marco Daverio (Padua) und Gérard Cortina, leitender Oberarzt in der Kinderintensivstation der Univ.-Klinik für Pädiatrie I in Innsbruck, befragte die Arbeitsgruppe für Critical Care Nephrology der Europäischen Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin erstmals alle Zentren zu ihren Modalitäten bei Nierenersatztherapien. Die Bestandsaufnahme wurde kürzlich im Fachjournal JAMA Network Open veröffentlicht.

Knapp ein Viertel der kritisch kranken Kinder auf einer pädiatrischen Intensivstation erleiden ein akutes Nierenversagen. Ein Teil dieser PatientInnen benötigt eine vorübergehende Nierenersatztherapie, um Flüssigkeit und harnpflichtige Substanzen aus dem Körper zu entfernen. Die Modalitäten, wie und wann eine Nierenersatztherapie angezeigt ist, sind international von Zentrum zu Zentrum bisher allerdings unterschiedlich geregelt. Die Europäische Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin (ESPINC) hat nun erstmals mittels Befragung den Status quo erhoben. Die Ergebnisse sind nun in geteilter Autorschaft von Gérard Cortina von der Medizinischen Universität Innsbruck und Marco Daverio (Universitätsklinik Padua, Italien) hochrangig im Fachjournal Jama Network Open publiziert worden.

Bei welcher Indikation wird eine Nierensatztherapie angeordnet? Wann ist der richtige Zeitpunkt, damit zu beginnen? Welche Art des Gefäßzugangs, welche Kathetergröße, welche Art der Gerinnungshemmung und welche Flussraten (Blut- und Dialysefluss, Flüssigkeitsabfluss) sollten wann gewählt werden? Die Modalitäten rund um die Nierenersatztherapie werden an pädiatrischen Intensivstationen europaweit unterschiedlich gehandhabt. Mit dem Ziel, die Praxisvariation zugunsten einer verbesserten Qualität und höherer Patientensicherheit zu reduzieren, hat die Arbeitsgruppe für Critical Care Nephrology der ESPINC, die von Gérard Cortina stellvertretend geleitet wird, als ersten Schritt eine Befragung aller Zentren Europas durchgeführt. Die Rückmeldungsrate von 76 Prozent - 161 pädiatrische Intensivstationen aus 20 Ländern – war außerordentlich hoch. Die Bestandsaufnahme soll nun als Basis für die Entwicklung europäischer Guidelines dienen. „Ein Problem ist auch, dass Studien zur Nierenersatztherapie aufgrund der hohen Variabilität nicht vergleichbar sind. Eine einheitliche Leitlinie würde die Forschung erleichtern“, nennt Cortina einen weiteren Zweck der Untersuchung. Ein Folgeprojekt sei bereits in Planung.

In der Kinderintensivstation der Univ.-Klinik für Pädiatrie I (Direktor: Thomas Müller) in Innsbruck benötigen pro Jahr rund zehn bis 15 Kinder eine Nierenersatztherapie. Österreichweit handelt es sich dabei um die höchste Rate. „Als nationales Transplantationszentrum für Nieren und Leber im Kindesalter behandeln wir viele Patientinnen und Patienten, die vor und nach der Transplantation vorübergehend eine Nierenersatztherapie brauchen“, erklärt der leitende Oberarzt diesen Umstand. Für die nun erschienene Publikation wurde ausschließlich die Vorgangsweise bei kontinuierlichen Nierenersatztherapien auf Kinderintensivstationen abgefragt.

Im Unterschied zu einer dauerhaften, intermittierenden Dialyse wird an Intensivstationen nach akutem Nierenversagen eine kontinuierliche Nierenersatztherapie gewählt, die den Kreislauf der schwerkranken Kinder weniger stark belastet.

(Innsbruck, 13. März 2023, Text: T. Mair, Bild: Univ.-Klinik für Pädiatrie I)

Forschungsarbeit:
Daverio M, Cortina G, Jones A, Ricci Z, et. Al; Critical Care Nephrology Section of the European Society of Paediatric and Neonatal Intensive Care. Continuous Kidney Replacement Therapy Practices in Pediatric Intensive Care Units Across Europe. JAMA Netw Open. 2022 Dec 1;5(12):e2246901. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.46901

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