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Preise aus der Tuba-Stiftung vergeben

Gestern wurden im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung der Dr. Johannes und Hertha Tuba Preis für das bisherige Lebenswerk, der Dr. Johannes und Hertha Tuba Preis, die Dr. Johannes und Hertha Tuba Forschungsförderung und ein Stipendium aus der Dr. Johannes und Hertha Tuba Stiftung vergeben. Klaus Seppi, Isabel Heidegger-Pircher, Ambra Stefani und Lukas Mayer-Süß freuten sich über ihre Auszeichnung.

In den Räumen des achten Stockwerks in der Fritz-Pregl-Straße 3 wurden am 16. Mai 2023 die Preise aus der Dr. Johannes und Hertha Tuba Stiftung verliehen. Rektor Wolfgang Fleischhacker und Vizerektorin Christine Bandtlow begrüßten PreisträgerInnen und Gäste sowie Kommerzialrat Franz Troppmair von der Tuba Stiftung. Gleich drei PreisträgerInnen kommen aus der Univ.-Klinik für Neurologie: Parkinson-Forscher Klaus Seppi wurde mit dem Preis für das bisherige Lebenswerk, die Schlafforscherin Ambra Stefani mit der Forschungsförderung und Schlaganfallforscher Lukas Mayer-Süß mit einem Stipendium ausgezeichnet. An Prostatakarzinom-Expertin Isabel Heidegger-Pircher von der Univ.-Klinik für Urologie wurde der Dr. Johannes und Hertha Tuba Preis vergeben.

Die PreisträgerInnen:

Der Dr. Johannes und Hertha Tuba Preis für das bisherige Lebenswerk geht an Klaus Seppi. Bereits während des Studiums in Innsbruck hatte er die Gelegenheit, mit Gregor K. Wenning StudienpatientInnen zu betreuen. „Das hat mir den Weg in die Parkinson-Arbeitsgruppe als Medizinstudent 1997 geebnet“, sagt er, heute selbst Leiter der Gruppe und stellvertretender Direktor der Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor: Stefan Kiechl). Seine Dissertation auf dem Gebiet der Protein-Biochemie schrieb er im Rahmen eines Projekts zu spannungsabhängigen Kaliumkanälen im humanen Hippocampus unter der Betreuung von Hans-Günther Knaus am Institut für Pharmakologie. Zu dieser Zeit war er schon parallel in der Neurologie tätig und merkte dabei rasch, dass ihm die klinische Forschung mehr liegt. Seppi, der in Kaltern in Südtirol aufwuchs, leitete kurz die Gedächtnisambulanz und war lange Zeit Oberarzt unterschiedlicher neurologischer Stationen inklusive der neurologischen Intensivstation. Neben dem Facharzt für Neurologie hat er auch die Additivfächer für Intensivmedizin und Geriatrie erworben. Egal aus welcher Richtung er sich näherte - von Seiten der PatientInnenversorgung, der Epidemiologie, der Diagnostik oder der Medikamentenforschung - in Seppis Fokus standen stets die neurodegenerativen Bewegungsstörungen.  „Innsbruck ist ein international renommiertes Zentrum auf dem Gebiet der neurodegenerativen Erkrankungen geworden. Wir sind österreichisches Referenzzentrum für Morbus Huntington und machen bei weltweiten Registerstudien mit“, schildert Seppi, der seit 2008 die Chorea-, seit 2017 auch die Parkinson-Ambulanz leitet. Werner Poewe, langjähriger Direktor der Univ.-Klinik für Neurologie, begleitete Seppi über seine ganze bisherige wissenschaftliche und klinische Karriere hinweg als Mentor. Inzwischen verbindet die beiden eine Freundschaft.

In den vergangenen Jahren ist die Parkinson-Krankheit verstärkt in Seppis Blickfeld gerückt – vor Augen das Ziel, die Krankheit immer früher zu diagnostizieren, Medikamente effektiver einsetzen und das Fortschreiten ausbremsen zu können. Er bringt sich sowohl bei Innsbrucker Eigenstudien als auch bei europäischen und internationalen Verbundprojekten ein, die das gesamte Parkinson-Spektrum abdecken.

Aktuell ist er gemeinsam mit Poewe leitend an mehreren Studien, u.a. zur Identifikation von Risikofaktoren und deren entsprechenden Marker, zur Risiko-Vorhersage und Parkinson-Früherkennung auf Bevölkerungsebene, zur Charakterisierung, Prognoseabschätzung und Bestimmung der Progression der frühesten Krankheitsstadien beteiligt. Gefördert werden diese Projekte von der Michael J. Fox-Stiftung („Gesund Altern Tirol“: www.gesundaltern.at  und PPMI 2.0 https://www.ppmi-info.org/) und der EU (IDEA-FAST (https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/743253.html).

Bei der Deutschen Gesellschaft für Neurologie schreibt Seppi sowohl für Huntington als auch für Parkinson an den Therapieleitlinien mit. Im Komitee für Evidenzbasierte Medizin der International Parkinson and Movement Disorder Society (MDS) ist er im Bereich der nicht-motorischen Symptome zuständig für die Überprüfung der Evidenz in den Behandlungsvorgaben. Für seine Forschungsleistungen und sein Engagement wurde der zweifache Vater, der mit der Wissenschaft ein Hobby zum Beruf gemacht hat, bereits mit dem Wissenschaftspreis der österreichischen Parkinson-Gesellschaft (2004) und dem Südtiroler Wissenschaftspreis (2016, https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/708284.html) ausgezeichnet. „Wissenschaft ist wichtig für mich. Sie lehrt Genauigkeit, wissenschaftliches Denken und good clinical practice. Davon profitieren die Patientinnen und Patienten kurz- und langfristig.“ Zu seiner Freude an der Forschung hat Seppi in den vergangenen Jahren auch den Spaß am Klinikmanagement entdeckt.  In Kufstein, wo er ab August das Primariat für Neurologie am Bezirkskrankenhaus antreten wird, erwarten ihn viele neue Aufgaben und Herausforderungen. Eines wird sich aber nicht ändern: Es soll auch im Unterland ein Parkinson-Standbein geben und auch der Med Uni will er mit einigen wissenschaftlichen Projekten verbunden bleiben. Mit erst 50 Jahren hat Klaus Seppi sein Lebenswerk wohl noch lange nicht fertig geschrieben.

Der Dr. Johannes und Hertha Tuba Preis geht an die Urologin Isabel Heidegger-Pircher. Die Professorin für „Translationale Prostatkarzinomtherapie“ arbeitet klinisch als auch präklinisch an der Entwicklung von neuen Biomarkern zur frühzeitigen Erkennung von Prostatakrebs sowie an der Identifizierung von Resistenzmechanismen neuartiger Therapien bei metastasiertem Prostatakrebs. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Umgebung des Prostatakarzinoms.

Auch in der nun ausgezeichneten, im anerkannten Fachmagazin Molecular Cancer veröffentlichten Forschungsarbeit gelang es der aus Südtirol stammenden Urologin gemeinsam mit OnkologInnen der Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Direktor: Dominik Wolf) und BioinformatikerInnen des Innsbrucker Biozentrums (Inst. für Bioinformatik, Direktor: Zlatko Trajanoski) sowie KollegInnen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden, neue Angriffspunkte für die Therapie des Prostatakarzinoms zu identifizieren. Mit neuartigen Verfahren wurde nicht nur Krebsgewebe untersucht, sondern vor allem die Umgebung des Tumors hochauflösend charakterisiert. Dafür wurden aus radikalen Prostatektomie-Präparaten erstmals Tumorendothelzellen isoliert und charakterisiert und dabei die CXC12/CXCR4 Achse als neues Therapietarget identifiziert. Zudem wurden in dieser Arbeit ebenfalls aus frischen radikalen Prostatektomien Einzelzell-RNA-Sequenzierungen durchgeführt um die Kommunikation von Zellen im Tumormicroenvironment und mit dem Tumor besser zu verstehen (Forschungsarbeit: Comprehensive characterization of the prostate tumor microenvironment identifies CXCR4/CXCL12 crosstalk as a novel antiangiogenic therapeutic target in prostate cancer. Heidegger et al.)

Ambra Stefani erhält die Dr. Johannes und Hertha Tuba Forschungsförderung 2022 für das Projekt „Sleep as long time predictor of neurodegeneration“. Im Rahmen der Studie wird Stefani 1.000 Schlafuntersuchungen analysieren, die mindestens fünf Jahre zurückliegen. Im Visier hat das Team um Stefani dabei spezifische Veränderungen des Schlafs, die mit einer Neurodegeneration in Verbindung stehen könnten und künftig als Risikomarker etabliert werden könnten. Die Auswertungen werden anhand klassischer statistischer Analyse und Methoden der Künstlichen Intelligenz vorgenommen. „Dank Follow up Daten werden wir analysieren, ob Schlafveränderungen vorhersagen können, welche Patientinnen und Patienten eine neurodegenerative Erkrankung entwickeln werden. Das Projekt hat vor Kurzem begonnen und läuft drei Jahre“, erklärt Stefani.

Ambra Stefani ist derzeit als Postdoctoral Clinical Fellow an der Harvard-Universität in Boston tätig und wird im Dezember 2023 an das von Birgit Högl geleitete Schlaflabor an die Univ.-Klinik für Neurologie zurückkehren.

Das Stipendium der Dr. Johannes und Hertha Tuba Stiftung geht für 2022 an den Neurologen Lukas Mayer-Süß. „In meinem Forschungsprojekt evaluieren wir, ob die Erhebung der Pulswellengeschwindigkeit in der Akutphase bei PatientInnen mit einem intrazerebralen Hämatom die Früherkennung von PatientInnen mit höherem Risiko für eine frühe neurologische Verschlechterung oder Blutungszunahme ermöglicht“, so der 34-jährige Mediziner. Die Pulswellengeschwindigkeit ist ein Maß der allgemeinen Gefäßsteifigkeit, das die Ausbreitungsgeschwindigkeit der vom Herzschlag ausgelösten Welle entlang der Aorta und der Arterien beschreibt und seit wenigen Jahren als Risikomarker in der Sekundärprävention beim ischämischen Schlaganfall gut etabliert ist. Im Laufe des Projekts sollen prospektiv alle PatientInnen mit einer intrazerebralen Blutung, die an der Univ.-Klinik für Neurologie betreut werden, rekrutiert werden.

(17.05.2023, Text: T Mair und D. Heidegger, Bilder: D. Bullock)

 

Links:

Dr. Johannes und Hertha Tuba Preis 2023
Dr. Johannes und Hertha Tuba Forschungsförderung
Forschungsunterstützungen der Dr. Johannes und Hertha Tuba-Stiftung

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