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Hauptschlagader-Prothese erstmals in Österreich erfolgreich eingesetzt

Wenn die Hauptschlagader auf Grund eines Defekts so geschädigt ist, dass mehrfache Operationen keine Verbesserung erzielen konnten und man klinisch gesehen nichts mehr tun kann, dann könnte für betroffene Personen Thoracoflo, die Entwicklung von Sabine Wipper, Klinikdirektorin der Innsbrucker Univ.-Klinik für Gefäßchirurgie, ein letzter Rettungsanker sein.

Thoracoflo ist eine Prothese aus Kunststoff mit ca. 40 cm Länge, die über den Bauchraum in den Brustraum eingesetzt und mit ihren vielen Ästen an die einzelnen Bauchorgane angenäht wird.

Vierzehnmal hatte die Gefäßchirurgin Sabine Wipper die Hauptschlagader-Prothese in internationalen Zentren weltweit eingesetzt. Anfang Mai wurde die Operation zum ersten Mal an der Klinik Innsbruck zusammen in einem interdisziplinären Setting durchgeführt. „Hier in Innsbruck operieren wir derart komplexe Eingriffen interdisziplinär, um auf alle Eventualitäten sofort reagieren zu können“, erklärt Sabine Wipper.  In diesem Fall bestand das Team aus Spezialist:innen der Bereiche Gefäßchirurgie, Anästhesie, Herzchirurgie und Allgemeinchirurgie.


BU: Die Hauptschlagader-Prothese Thoracoflo wurde von Gefäßchirurgin Sabine Wipper entwickelt. (Bild: Sabine Wipper)

Der gesamte, tagesfüllende Eingriff wird über den offenen Bauchraum vorgenommen. Die Prothese wird für jede/n Patient:in individuell angefertigt und zwar in Schottland. Daher können Notfälle bisher noch nicht mit dieser Operation behandelt werden. „Aber das wäre die Zukunftsmusik“, so Wipper.

„Die Revolution an dieser Methode ist, dass man die Brustschlagader ohne Eröffnung des Brustkorbes behandeln und auf den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine verzichten kann“, erzählt Julia Dumfarth, Oberärztin an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Herzchirurgie. „Viele Risiken können mit dieser Verfahrensweise reduziert werden“. Zu diesen Risiken oder Folgen gehören unter anderem Verletzungen der Lunge, Embolien oder vermehrte Blutungen durch den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine oder eine drohende Querschnittslähmung.  Zudem kommt diese Methode – im Gegensatz zu bereits bekannten Verfahren – meistens ohne Röntgenstrahlen aus.

Die Zusammenarbeit zwischen Chirurgie und Anästhesie muss beim Einsetzen von Thoracoflo extrem eng abgestimmt sein. „Das Anästhesieteam ist unter anderem für die korrekte Platzierung der Prothese mittels Ultraschall zuständig“, so Dieter Wally, leitender Oberarzt an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin. Er erklärt aus Sicht der Anästhesie die Vorteile der neuen Methode: „Statt Brust -und Bauchhöhle wird nur die Bauchhöhle geöffnet. Damit kann auf eine seitengetrennte Lungenbeatmung verzichtet werden, das hat für den Genesungsprozess enorme Vorteile. Es reduziert die Beatmungskomplikationen und damit die Verweildauer auf der Intensivstation sowie die Gefahr von Infektionen.“

„Trotz alle dieser Vorteile muss man im Moment noch darauf hinweisen, dass die Zahl der Patientinnen oder Patienten, für die diese Methode passend sein könnte, sehr gering ist“, ist es Sabine Wipper wichtig zu betonen.

Dem Patienten, der im Mai operiert wurde, geht es gut. Er ist bereits in der Rehabilitationsanstalt.

(12.06.2023, Text: I. Schirmer, Bilder: tirol kliniken /Kröll)

 

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