Austrian Digital Heart Program: Digitale Medizin für bevölkerungsweites Vorhofflimmern-Screening und Behandlung nutzen
Vorhofflimmern – die häufigste Herzrhythmusstörung weltweit – erhöht das Sterblichkeitsrisiko deutlich, bleibt aber oft unerkannt. Weil Früherkennung hier lebensrettend sein kann, zielt ein neues klinisches Forschungsprojekt an der Medizin Uni Innsbruck auf die Entwicklung, Implementierung und Validierung einer auf digitalen Technologien basierenden Vorhofflimmer-Screening- und Behandlungsstrategie. Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) fördert das innovative Vorhaben mit rund 8 Mio. Euro.
Rund 59 Millionen Menschen sind weltweit von Vorhofflimmern betroffen, was mit einer erheblichen Krankheitslast (u.a. deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko) und Sterblichkeit verbunden ist. Weil Vorhofflimmern häufig keine Symptome verursacht, bleibt es von den Betroffenen nicht selten unbemerkt. Eine frühzeitige Diagnose, verbunden mit den vorhandenen prophylaktischen Therapien wie etwa Blutverdünnung, könnte das Schlaganfallrisiko und die damit einhergehende Sterblichkeitsrate drastisch senken. „Digitale Technologien bergen ein immenses Potential für die Medizin und könnten die Früherkennung und Behandlung von Vorhofflimmern revolutionieren. Sie sind zu Recht einer unserer Forschungsschwerpunkte“, betont Axel Bauer, Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Kardiologie und Angiologie, der mit seiner wissenschaftlichen Arbeitsgruppe vor kurzem erstmals nachweisen konnte, dass eine digitale Screeningstrategie mit gewöhnlichen Smartphones die Detektionsrate von behandlungsbedürftigem Vorhofflimmern mehr als verdoppeln kann.
BU: v.l.: Marisa Radatz, LBG-Geschäftsführerin; Thomas Reiberger, Medizinische Universität Wien; Anna Sophie Berghoff, Medizinische Universität Wien; Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung; Freyja-Maria Smolle-Jüttner, LBG-Präsidentin; Sebastian Reinstadler, Medizinische Universität Innsbruck; Elvira Welzig, LBG-Geschäftsführerin. ©LBG
Österreichweite Screening- und Interventionsstrategie
Durch ein neues Großprojekt der Univ.-Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie), das von der LBG im Programm „LBG Klinische Forschungsgruppen (KFG)“ mit einem Fördervolumen von rund 8 Millionen Euro gefördert wird, sollen nun digitale Technologien zum Vorhofflimmerscreening Einzug in den klinischen Alltag halten. Das zentrale Ziel des interdisziplinären und interprofessionellen „Austrian Digital Heart Program“ unter der Projektleitung der Nachwuchswissenschafter Sebastian Reinstadler und Michael Schreinlechner ist die Entwicklung, Validierung und Implementierung einer auf digitalen, intelligenten Geräten basierenden Vorhofflimmern Screening- und Interventionsstrategie. „In vier Arbeitspaketen und gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern wollen wir untersuchen, inwieweit sich die Krankheitslast und Sterblichkeit durch den Einsatz einer österreichweiten digitalen Screening- und Behandlungsstrategie verringern lässt – ein Vorhaben, das in dieser Form bislang einzigartig ist. Auch deshalb hat die Durchführung randomisierter Studien zum systematischen Vorhofflimmern-Screening mit klinisch relevanten Ergebnissen in Fachkreisen höchste Forschungspriorität“, so die jungen Kardiologen.
Programm Klinische Forschungsgruppen
Mit dem Programm KFG fördert die LBG die krankheits- und/oder patientInnenorientierte klinische Forschung der Medizinischen Universitäten in Österreich. Der Fokus liegt dabei auf Projekten mit einer akademischen Fragestellung, also bei „investigator driven clinical studies“, bzw. translationalen Forschungsvorhaben. Ziel ist neben der Intensivierung, Professionalisierung und Qualitätssteigerung der klinischen Forschung in Österreich und deren Outputs auch die Beförderung des Wissens- und Technologietransfers durch interdisziplinäre Kooperationen sowie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Mit der österreichweiten Ausschreibung 2023 im Programm „LBG Klinische Forschungsgruppen (KFG)“ fördert die Ludwig Boltzmann Gesellschaft nun drei ausgewählte Projekte an den Medizinischen Universitäten Österreichs. Die neuen Klinischen Forschungsgruppen an der Med Uni Innsbruck und der Med Uni Wien wurden gestern im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien von Bundesminister Martin Polaschek vorgestellt.
„Mit diesem Programm schließt die LBG eine Förderlücke in der Klinischen Forschung in Österreich, die essentiell für junge klinische Forscherinnen und Forscher an den Medizinischen Universitäten ist. Die Förderung der LBG ist ein großer Erfolg für uns und untermauert den Stellenwert der Innsbrucker Herzmedizin unter der Leitung von Klinikdirektor Axel Bauer. Immerhin konnten sich aus insgesamt 44 Einreichungen nach einem strengen Auswahlverfahren nur drei Projekte durchsetzen“, unterstreicht Christine Bandtlow, Vizerektorin für Forschung und Internationales an der Medizinischen Universität Innsbruck.
(28.09.2023, Text: D. Heidegger, Bilder: Kardiologie Ibk/Schreinlechner, LBG)
Links:
Pressemeldung der Ludwig Boltzmann-Gesellschaft
Programm Klinische Forschungsgruppen
Universitätsklinik für Innere Medizin III