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Porträt Mahmud Hamsheri: Vielen Dank an Österreich

Sein Ziel Arzt zu werden hat Mahmud Hamsheri nie aus den Augen verloren. Auch nicht, als er als 20-Jähriger aus Syrien über das Mittelmeer flüchten musste und ohne ein Wort Deutsch zu können als Asylwerber nach Österreich kam. Er lernte die Sprache, bestand den Medizin-Aufnahmetest in Innsbruck und absolvierte das Studium, während er nebenbei berufstätig war. Vor kurzem hat er sein Studium abgeschlossen. Für seine Dankesrede bei der Akademischen Feier erhielt er Standing Ovations.

Mahmud Hamsheri studierte gerade im zweiten Semester Medizin an der Universität in Aleppo, als 2014 der Bürgerkrieg in Syrien auch ihn einholte. Die Stadt war belagert, Hamsheri floh zurück in seine Heimatgemeinde im Osten von Syrien, nahe der Grenze zum Irak. Drei Jahre lebte er dort unter Belagerung, während er in einem Krankenhaus als Helfer arbeitete. Oft gab es keinen Strom und kein Trinkwasser. Als sich die Gelegenheit zu fliehen bot, machte er sich mit einem Bruder auf den Weg nach Europa.

Nach 48 Tagen Flucht über das Mittelmeer und den Balkan wurde der damals 20-Jährige an der österreichisch-ungarischen Grenze aufgegriffen und nach mehreren Stationen als Asylwerber nach Wien gebracht. Ohne Deutsch zu können, fühlte er sich anfangs sehr isoliert in Österreich. Erst als er nach bestandenem Sprachtest als Rettungssanitäter arbeiten durfte, konnte er langsam Kontakte knüpfen. Seinem Berufswunsch Arzt zu werden standen da noch etliche bürokratische Hürden im Weg.

Aufnahmetest trotz Sprachbarriere geschafft

Sobald geklärt war, wie er als Flüchtling Medizin studieren konnte, meldete sich Mahmud Hamsheri zum Aufnahmetest für das Medizinstudium an. Für den MedAT-Aufnahmetest wurde er als Flüchtling mit Asylstatus dem Österreich-Kontingent zugeteilt. In Innsbruck rechnete er sich die größten Chancen zum Bestehen des Auswahlverfahrens aus – und es sollte klappen, allein mit den kostenlosen Vorbereitungsunterlagen der Medizinischen Universitäten und obwohl er sich damals in der deutschen Sprache noch fremd fühlte.
Die ersten Jahre im Studium waren dann auch hart, vor allem wegen der fehlenden Sprachkenntnisse. Doch bei den Praktika kam er in Kontakt mit anderen Studierenden, lernte so immer besser Deutsch und fand Anschluss. Deshalb sieht Hamsheri das Erlernen der Sprache als wichtigsten Faktor für Integration – seine eigene und allgemein.
Neben dem Studium arbeitete Mahmud Hasheri als Dolmetscher bei der Diakonie und in einem Corona-Testlabor. Er unterstützt Flüchtlinge, die ebenfalls in Österreich Medizin studieren wollen. Auch einer seiner Brüder gehört dazu; der Bruder, mit dem er gemeinsam aus Syrien geflohen ist, hat in Wien das Medizinstudium bereits absolviert.

Als Arzt der Gesellschaft etwas zurückgeben

Im Oktober schloss Mahmud Hamsheri selbst das Medizinstudium ab, derzeit durchläuft er die Basisausbildung an der Medizinischen Universität Innsbruck. Bei der Akademischen Feier zur Verleihung der Abschlussdiplome am 21. Oktober hielt er die studentische Dankesrede. In dieser mit langanhaltendem Applaus bedachten Rede war es ihm ein Anliegen, sich dafür zu bedanken, dass er sich in Österreich ein neues Leben aufbauen kann.

Persönlich habe er Diskriminierung als Flüchtling und Ausländer nicht häufig gespürt, sagt Hamsheri. Ihm macht vor allem die medial oft präsente Ablehnung gegenüber AusländerInnen zu schaffen. Seine Botschaft: Flüchtlinge beeinträchtigen die Gesellschaft nicht, sie helfen auch mit, in der Gesellschaft etwas Gutes aufzubauen.  

Wieder zurückzukehren nach Syrien, wo noch vier seiner Schwestern leben, kann er sich nur vorstellen, wenn dort wieder Friede herrscht, zu sehr hat ihn die Zeit der Belagerung und Angriffe traumatisiert. Wenn die Lage aber wieder sicher ist, würde er gern helfen, das Land wiederaufzubauen. Vorerst aber sieht Mahmud Hamsheri seine Zukunft in Österreich, wo er die Facharztausbildung machen will. Er ist dankbar für die Chancen, die er als Flüchtling bekam. Und es ist ihm wichtig, den Menschen etwas zurückzugeben – als Arzt hat er dazu die besten Möglichkeiten.

(16.11.2023, Text: P. Volgger, Bild: D.Bullock, Video: PilgerFilm)

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