Kardiologiekongress: Praxisnähe als Erfolgsrezept für optimale Herzinfarktversorgung
Seit August vergangenen Jahres verfügt die Innsbrucker Univ.-Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie) über ein viertes Herzkatheter-Labor. Damit konnte die Kapazität für die Akutversorgung des Herzinfarkts wie auch für geplante Interventionen entscheidend ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang nimmt auch der Innsbrucker Kardiologiekongress eine zentrale Rolle ein: Der fachliche Austausch trägt zur Optimierung der Versorgung bei.
„Die Anschaffung eines weiteren Großgeräts war wichtig, um der wachsenden Zahl an akuten Herzinfarkten gerecht zu werden, aber auch, um die Wartezeiten für elektive, also geplante Eingriffe zu reduzieren“, betont Klinikdirektor und Kongress-Organisator Axel Bauer. Über 1.000 akute Herzinfarkte werden jährlich an der Innsbrucker Kardiologie versorgt – mehr als doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. Vor diesem Hintergrund ist die gesteigerte Versorgungskapazität von besonderer Bedeutung. „Dank des hervorragenden Herzinfarktnetzwerks waren Infarktpatientinnen und -patienten in Tirol immer schon sehr gut und schnell versorgt. Das steigende Patientenaufkommen sowohl im Notfall- wie auch Elektivbereich hat uns jedoch vor zunehmende Herausforderungen gestellt. Mit der nunmehr gesteigerten Kapazität konnten wir die Wartezeiten bei den elektiven Herzkatheteruntersuchungen drastisch reduzieren“, beschreibt Bauer die exzellente Bedarfsabdeckung durch die Innsbrucker Kardiologie, die neben dem AKH Wien zu den größten Herzzentren Österreichs zählt.
Für die Qualität der Herzinfarktversorgung sind neben der hohen Expertise eines Herzzentrums auch ein logistisch gut ausgebautes Netzwerk und die richtigen Vorentscheidungen essentiell. Diese Kriterien sieht man in Tirol erfüllt, nicht zuletzt aufgrund des guten Verhältnisses der Univ.-Klinik für Kardiologie mit HausärztInnen, niedergelassenen InternistInnen und zuweisenden MedizinerInnen an den Bezirkskrankenhäusern. „Dieses Zusammenspiel ist auch eines der Erfolgsrezepte des Innsbrucker Kardiologiekongresses. Seit Jahren nehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Wissen unseres Herzzentrums sowie neueste Erkenntnisse aus der Forschung in die Praxis mit. Genau dafür fühlen wir uns auch verantwortlich, denn letztendlich profitieren die Patientinnen und Patienten von diesem unmittelbaren Know-how-Transfer – eine klassische Win-Win-Situation“, betont Oberarzt und Mitorganisator Bernhard Metzler.
Mit der Weiterentwicklung der Koronarversorgung in Form eines vierten Herzkatheters hatte die Innsbrucker Kardiologie auch personaltechnische Herausforderungen zu meistern. Das gelang nicht zuletzt auch mithilfe des Instagram-Accounts @herzkatheterinnsbruck. Über diesen Social-Media-Kanal, in dem News aus dem Pflegebereich ebenso wie technische Fortschritte gepostet werden und der bereits über 4.500 Follower zählt, konnte erfolgreich zusätzliches Personal angeworben werden. „Die invasive Kardiologie in seiner gesamten Bandbreite ist ein äußerst faszinierendes Feld der Medizin – gerade auch für den Pflege- und technischen Bereich. Unser Ziel war es, diese Botschaft zu transportieren und junge Menschen dafür zu begeistern“, sagt Axel Bauer.
Immerhin werden in den Laboren der Univ.-Klinik für Kardiologie und Angiologie auch erkrankte Herzklappen minimal-invasiv behandelt. „Die Katheter-basierte Behandlung erkrankter Herzklappen erfolgt in Zusammenarbeit mit KollegInnen der Herzchirurgie und ist für viele Patientinnen und Patienten bereits erste Wahl, da sie äußerst schonend durch einen Gefäßzugang in der Leiste in örtlicher Betäubung und ohne Eröffnung des Brustkorbs durchgeführt werden kann. Wir haben uns zu einem führenden Zentrum für minimalinvasive Herzklappen-Eingriffe entwickelt“, erklärt Christoph Brenner, stellvertretender Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin III.
Auch in diesem Jahr werden wieder mehr als 800 TeilnehmerInnen aus dem In- und Ausland beim Kardiologiekongress in Innsbruck erwartet, um sich auf den Gebieten der Herzinsuffizienz, der koronaren Herzerkrankung, der strukturellen Herzerkrankungen, der Rhythmologie, der Angiologie und der internistischen Intensivmedizin auf den neuesten Stand zu bringen. Im Rahmen des Kongressprogramms findet sich aber immer auch ein Thema, das über den fachlichen „Tellerrand“ hinausblicken lässt. So konnte in diesem Jahr der renommierte Innsbrucker Quantenphysiker Peter Zoller für einen Vortrag zum Thema „Quantencomputer: vom Traum zur Wirklichkeit“ gewonnen werden. Dass Quantentechnologien auch in der Herzmedizin zum Einsatz kommen, könnte langfristig ebenso Realität werden.
(04.03.2025, Text: D. Heidegger, Bild: D. Bullock)
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