Frühjahrstagung „Hormone im Frühling“: Wenig Wissen über Wechseljahre
Die 7. Innsbrucker Frühjahrstagung „Hormone im Frühling“ steht vor der Tür. Alle Interessierten können sich noch bis zum 30. März für die Hybridveranstaltung anmelden, die von der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin organisiert wird. Neben Themen rund um Jugendgynäkologie, Verhütung und Kinderwunsch setzen die ExpertInnen bei den Vorträgen am 4. und 5. April den Schwerpunkt auf die Wechseljahre.
Das Wissen über die Zeit rund um die Wechseljahre ist ausbaufähig. In der Forschung zur Frauengesundheit und speziell zur Perimenopausealso die Jahre rund um die letzte Monatsblutung, gibt es noch Luft nach oben, wie Bettina Toth, Direktorin der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin sagt. Mit ihrem Team strebt sie mehrere Studien zum Thema an. Die Forschungsvorhaben zur Menopause seien vielfältig, aber noch unterfinanziert und würden mehr Unterstützung benötigen. Gleichzeitig beobachtet die Klinikdirektorin und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe mit großer Skepsis in den Social Media „eine enorme Zunahme vermeintlicher Expertinnen und Experten ohne medizinische Ausbildung, während die Fachärztinnen und -ärzte unterrepräsentiert sind.“
Diesem Trend wollen die MedizinerInnen und ForscherInnen der Medizinischen Universität Innsbruck mit Expertise und Wissenschaftskommunikation begegnen, etwa bei der Fachtagung „Hormone im Frühling“, die dieses Jahr am 4. und 5. April im großen Hörsaal (Audimax) der Medizinischen Universität Innsbruck stattfindet und für alle Interessierten, insbesondere MedizinerInnen und ProfessionistInnen, die sich mit Frauengesundheit beschäftigen, und Studierende, offen ist.
Menopause kommt früher als die meisten denken
Ein großer Schwerpunkt der Tagung liegt auf der Perimenopause. „Der Menstruations-gesundheitsbericht, der im Herbst 2024 vom Gesundheitsministerium veröffentlicht wurde, hat gezeigt, dass es bei der Aufklärung sowohl im Bereich der Menopause als auch der Menstruationsgesundheit einen hohen Nachholbedarf gibt“, sagt Toth. In Zahlen heißt das, dass österreichische Frauen zwar im Mittel bereits mit 49 Jahren in der Menopause angelangt sind, aber die typischen Wechseljahrsbeschwerden wie Zyklusunregelmäßigkeiten und Hitzewallungen mindestens vier bis fünf Jahre vorher beginnen. In der Allgemeinbevölkerung hält sich aber dennoch hartnäckig die Annahme, dass man mit ungefähr 60 Jahren im Wechsel sei. „Fairerweise muss man sagen, dass Frauen eher zur Symptomnegierung neigen oder sich die Beschwerden selbst nicht erklären können. In Österreich leben derzeit etwa eine Million Frauen in der (Peri-) Menopause. Gemäß internationalen Studien weisen etwa 80 Prozent dieser Frauen Beschwerden auf“, so Toth. Sie rät zur frühzeitigen Abklärung, denn für eine erfolgsversprechende Behandlung, etwa mit Hormonen, sei der richtige Zeitpunkt entscheidend.
Aufklärung für das Alter muss in jungen Jahren beginnen
Bettina Böttcher, Oberärztin an der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin ist im Zürcher Kreis vertreten, einer ExpertInnenrunde aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, die parallel zu den Fachleitlinien Empfehlungen zur Hormontherapie in den Wechseljahren herausgibt. „Eine frühe und umfassende Aufklärung über reproduktive Gesundheit ist entscheidend, um spätere Gesundheitsrisiken zu minimieren“, betont auch Böttcher, „Es gibt Risiken, die man aus der Schwangerschaft bis ins hohe Alter mitträgt. Die muss man früh erkennen“, führt Böttcher aus. Bestimmte Gefäßveränderungen, Bluthochdruck oder Diabetes während der Schwangerschaft erhöhen beispielsweise das Risiko massiv, nach der Menopause kardiovaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall oder einen Altersdiabetes (Risiko bis zu 70%) zu entwickeln.
Wechseljahrsforschung in Innsbruck
Gerade befindet sich eine multizentrische Studie, die in den USA geleitet wurde und an der die Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin beteiligt war, in Publikation. Die WissenschaftlerInnen testeten erfolgreich einen innovativen, nicht-hormonellen Wirkstoff gegen Hitzewallungen. Die Substanz, ein so genannter Neurokinin-Rezeptor-Antagonist, adressiert direkt den Schaltkreis im Gehirn, der für die Thermo- und teilweise auch für die Schlafregulation verantwortlich ist, ohne den Umweg über Östrogen- und Progesteronrezeptoren zu nehmen. „Da tut sich gerade sehr viel in der Forschung. In früheren Studien mit Kindern, die nicht in die Pubertät gekommen sind, fand man heraus, dass der Neurokinin-Rezeptor eine große Rolle spielt und dass dieser ein Areal betrifft, das auch für die Temperaturregulation zuständig ist. Bei weiteren Untersuchungen sah man dann, dass dieses Areal bei Frauen nach der Menopause vergrößert ist“, erklärt Bettina Toth, wie die Forschung dem neuen Angriffspunkt auf die Spur gekommen ist.
In einer weiteren Studie, für die noch Teilnehmerinnen jeden Alters gesucht werden, untersuchen die Innsbrucker ForscherInnen einen Blutmarker, der potentiell den Beginn der Wechseljahre vorhersagen könnte. „Das ist ein ganz spannendes Protein, das nach Klotho, der griechischen Göttin des Alterns benannt ist“, schildert die Klinikdirektorin. Für die Beteiligung an der Studie ist lediglich eine Blutabnahme vorgesehen. Interessierte können eine E-Mail an lki.fr.gyn-endo@tirol-kliniken.at schreiben.
Ein aktueller Forschungsschwerpunkt liegt zudem in der Betreuung von Frauen und Mädchen vor Chemo- und Strahlentherapie bzw. der Analyse der Toxizität der Krebsbehandlung auf die Keimzellen.
Die ExpertInnen der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin haben gemeinsam mit dem Land Tirol eine elektronisch-basierte Gesundheitsaufklärung entwickelt, welche im Sommersemester den Schulen zur Verfügung gestellt und mit einem Forschungsprojekt begleitet wird.
Weitere Informationen zu Programm und Teilnahmegebühren
Anmeldung bis 30. März 2025 bei Andrea Painer,
E-Mail: lki.fr.gyn-endo@tirol-kliniken.at
(Innsbruck, 25. März 2025, Text: T. Mair, Foto: Stephanie Schuchter)