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Neue Erkenntnisse zum gehäuften Auftreten einer sehr seltenen Leberentzündung bei Kindern

ForscherInnen der Medizin Uni Innsbruck und der Uniklinik Freiburg (D) haben neue Erkenntnisse zur seltenen, akuten Leberentzündung (Hepatitis) unklarer Ursache (AHUO) bei Kindern veröffentlicht. Es ist erstmals gelungen, einen Zusammenhang zwischen dem relativ gehäuften Auftreten dieser Erkrankung im Jahr 2022 und einer vorangegangenen SARS-Cov2-Infektion herzustellen. Die Studie wurde im renommierten GUT-Journal veröffentlicht und trägt zum besseren Verständnis der Erkrankung bei.

Im Jahr 2022 waren KinderärztInnen weltweit alarmiert, als die WHO einen ungewöhnlich markanten Anstieg an Fällen von Kindern registrierte, die an einer akuten Hepatitis mit unklarer Ursache (AHUO) erkrankt waren. Zwischen 5. April und 26. Mai 2022 wurden von der WHO in 33 Ländern rund 650 Fälle dieser sehr seltenen Erkrankung registriert. Auch in Österreich wurden 2022 innerhalb sehr kurzer Zeit drei Fälle bekannt.  Diese besondere Form einer Leberentzündung wird auch als nonA-nonE-Hepatitis bezeichnet, da sie nicht von den klassischen Hepatitisviren verursacht wird. Es gibt allerdings in der Leber eine charakteristische Häufung der sogenannten T-Zellen, Immunzellen des Körpers, die eine Diagnose ermöglicht, die Ursache war allerdings lange Zeit unbekannt.

Weltweite Suche nach den Ursachen

In mehreren internationalen Studien wurde seitdem eine Ursache für den Anstieg gesucht. In Großbritannien und auch teilweise in den USA konnte ein Zusammenhang mit einer vorangegangenen Adeno-Virus Infektion als Auslöser für die AHUO-Fälle gezeigt werden. Dabei handelt es sich um Viren, die Erkrankungen der Atemwege, des Magen-Darm-Trakts oder auch der Augen auslösen. Bei Kindern verläuft die Infektion in der Regel aber komplikationslos. Andere Studien konnten diese Assoziation bei AHUO allerdings nicht bestätigen. „Wir haben hier in Innsbruck schon früh einen möglichen Zusammenhang mit SARS-CoV2 vermutet, da es bei der vorangegangenen Omikron-Welle zu einer relativ hohen Durchinfektionsrate bei Kindern gekommen ist“, erklärt Georg Vogel, Leiter des Teams Gastroenterologie und Hepatologie an der Univ.-Klinik für Pädiatrie I (Direktor: Thomas Müller) und einer der korrespondierenden Autoren der Studie. In Zusammenarbeit mit KollegInnen aus Deutschland, Portugal, der Türkei und Österreich konnten Vogel und sein Team 12 AHUO-Fälle zusammentragen, um diese zu untersuchen. Dafür kooperierten die Innsbrucker ForscherInnen mit Bertram Bengsch vom Universitätsklinikum Freiburg. Der Forscher ist sehr aktiv auf dem Feld der Leberimmunologie und konnte schon im Laufe der SARS-CoV-2 Epidemie zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Covid und einer Entzündung der Leber gibt.

Das Innsbrucker Forscherteam, v.l.: Herbert Tilg, Andreas Zollner, Georg Vogel und Thomas Müller. ©: MUI/D.Bullock

Das Innsbrucker Forscherteam, v.l.: Herbert Tilg, Andreas Zollner, Georg Vogel und Thomas Müller. ©: MUI/D.Bullock

SARS-CoV-2 Infektion fungierte als Trigger

Die Mehrheit der für die aktuelle Studie untersuchten 12 AHUO-Fälle wies eine vorangegangene SARS-CoV-2 Infektion auf. Mit Unterstützung von Andreas Zollner von der Univ.-Klinik für Innere Medizin I (Direktor: Herbert Tilg) konnten bei neun der zwölf Fälle SARS-CoV-2 Antigene in den Lebern der PatientInnen nachgewiesen werden. Dieser Befund wurde auch von Bertram Bengsch und seinem Mitarbeiter Felix Röttele bestätigt. „Darüber hinaus haben wir einen detaillierten Immunatlas erstellt und konnten zeigen, dass sich SARS-CoV-2 Antigene auch in jenen Zellen, in denen eine starke Entzündungsreaktion nachweisbar war, zu finden waren“, erklärt Vogel. „Eine Assoziation mit Adenoviren-Infektionen konnten wir im Gegensatz zu vorangegangenen Studien in unserer Kohorte nicht nachweisen.“

Die Ergebnisse der im renommierten GUT-Journal publizierten Studie zeigen somit, dass eine SARS-CoV2 Infektion 2022 als Trigger für das Immunsystem fungierte und schließlich diese spezielle postinfektiöse Hepatitis auslöste. Die Arbeit trägt damit zum immunpathologischen Verständnis von AHUO bei. „Erfreulicherweise ist die AHUO-Inzidenz mittlerweile wieder auf ihr ursprüngliches Niveau gesunken“, erklärt Vogel.

AHUO kann in der Regel gut behandelt werden

Auch die Behandlung der betroffenen Kinder war erfolgreich. „Alle Kinder unserer Kohorte haben gut auf die Therapie mit sogenannten Corticosteroiden angesprochen“, sagt Vogel. Diese Behandlung ist mittlerweile eine etablierte Therapie bei AHUO. „Insgesamt haben die Forschungsarbeiten in diesem Bereich erheblich dazu beigetragen, dass wir die Erkrankung jetzt besser verstehen und gut behandeln können.“ Der Kinderarzt kann daher auch beruhigen. „Es besteht kein Grund, bei Kindern nach einer SARS-CoV-2 die Leberwerte zu kontrollieren. Diese Leberentzündung ist sehr selten. Darüber hinaus scheinen die aktuell zirkulierenden Virusvarianten keine relevante Infektion der Leber zu verursachen.“

(08.04. 2025, Text: B. Hoffmann-Ammann, G. Vogel, Foto: Andreas Zollner, Gruppenfoto: MUI/D. Bullock)

Links:

Editorial zum Paper


Characteristic immune cell interactions in livers of children with acute hepatitis revealed by spatial single-cell analysis identify a possible postacute sequel of COVID-19.


Meldung WHO


Impfstudie Bertram Bengsch (u.a)


Studie von Andreas Zollner und Herbert Tilg (u.a.) zu Covid im Darm


The Vogel Laboratory

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