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Wichtige Erkenntnisse zur Verbesserung der Diagnose bei schwerer Pilzinfektion

Ein internationales Forschungsteam unter federführender Beteiligung von ExpertInnen der Medizin Uni Innsbruck hat eine umfassende Analyse zur Diagnose der seltenen, aber gefährlichen Pilzinfektion Mukormykose durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse, die kürzlich im renommierten Fachjournal eClinicalMedicine veröffentlicht wurden, zeigen das hohe Potenzial eines PCR-Test für eine frühzeitige und präzisere Diagnose dieser Erkrankung.

Die Mukormykose ist eine schwere Pilzinfektion, die durch verschiedene Schimmelpilze der Ordnung Mucorales verursacht wird. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem, beispielsweise aufgrund von Diabetes mellitus, Krebserkrankungen oder nach Organtransplantationen. Die Mukormykose tritt eher selten auf, sie gehört aber trotzdem zu den häufigsten Schimmelpilzinfektionen in Europa und weltweit wurde eine Zunahme registriert. Genaue Fallzahlen sind bis dato allerdings nicht erfasst worden, auch weil es sich um eine unterdiagnostizierte Erkrankung handelt.  Die Infektion kann verschiedene Organe betreffen und verläuft oft lebensbedrohlich. Eine frühe Diagnose und Behandlung sind entscheidend für eine bessere Prognose.

Bislang stützte sich die Diagnose hauptsächlich auf histopathologische Untersuchungen, Mikroskopie und Kulturen, die jedoch oft unempfindlich sind oder lange Zeit für Ergebnisse benötigen. „Derzeit gibt es auch keine Antigentest, welcher die Mukormykosen nachweisen kann und die Kultur ist nur in circa 30 Prozent der Fälle positiv“, erklärt Michaela Lackner, Univ.-Prof.in für Experimentelle Mykologie an der Medizinischen Universität Innsbruck und korrespondierende Autorin der kürzlich veröffentlichten Studie. „Wir haben uns daher den Einsatz von sogenannten PCR Testverfahren angeschaut und überprüft, ob diese sinnvoll eingesetzt werden können um die frühe Diagnose zu verbessern.“

Erkenntnisse wichtig für eine schnellere Diagnose

Die aktuelle Studie fasste die Ergebnisse von 30 Einzelstudien mit über 5900 PCR-Reaktionen zusammen und untersuchte die Genauigkeit der PCR-Methode im Vergleich zu etablierten Diagnosekriterien. Die Analyse ergab, dass die Testung von Blut auf Pilz-DNA mittels PCR eine hohe Sensitivität (Empfindlichkeit) und Spezifität (Genauigkeit) für den Nachweis von Mukormykose aufweist. „Unsere Meta-Analyse bestätigt die hohe Leistungsfähigkeit der PCR für die Diagnose von Mukormykose. Diese Erkenntnisse sind sehr wichtig, für die bessere Behandlung der Patientinnen und Patienten. Mit einer schnelleren Diagnose kann auch schneller mit einer gezielten Therapie begonnen werden. Als multiresistente Erreger sind Mukormykosen auch in der Therapie eine große Herausforderung. Die PCR Tests sind eine wertvolle Ergänzung zu den bestehenden Diagnosemethoden, müssen aber immer im Kontext der klinischen und radiologischen Befunde interpretiert werden.“ Auf Basis der Erkenntnisse sollten allerdings die globalen Diagnoseleitlinien angepasst werden.

An der Studie waren neben dem Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie auch das Epicenter der Medizinischen Universität Innsbruck beteiligt. Der Epidemiologe Peter Willeit und die Assistenzprofessorin für kardiovaskuläre Epidemiologie Lena Tschiderer haben die Eignung der unterschiedlichen Untersuchungsmaterialen und Tests mathematisch verglichen.

(Innsbruck, 15. April 2025, Text: B. Hoffmann-Ammann, Fotos: MUI/M. Lackner, MUI/D. Bullock)

Weitere Informationen:

Link zur Originalpublikation
Epicenter der Medizinischen Universität Innsbruck
Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie
APA-Presseaussendung "Diagnose-Verbesserung bei schwerer Pilzerkrankungen zu erwarten"

Die wichtigsten Ergebnisse für ExpertInnen im Überblick:

  • Bronchoalveoläre Lavageflüssigkeit (BALF) zeigte die höchste Sensitivität (97,5%) und Spezifität (95,8%) und wird für die Diagnose von Mukormykose in der Lunge empfohlen.
  • Gewebeuntersuchungen mittels PCR lieferten ebenfalls eine hohe Sensitivität (86,4%). Hierbei ist jedoch zu beachten, dass bei Proben aus der Nasenhöhle oder den Nebenhöhlen eine Oberflächenkontamination die Ergebnisse beeinflussen kann. Frisches Gewebe sollte, wenn möglich, Formalin-fixiertem Gewebe vorgezogen werden.
  • Die PCR auf Blutproben erwies sich als nicht-invasive Alternative mit guter Sensitivität (81,6%) und sehr hoher Spezifität (95,5%) und eignet sich gut für das Screening von RisikopatientInnen.
  • Die qPCR (quantitative PCR), die die Menge an Pilz-DNA bestimmen kann, wird gegenüber der konventionellen PCR empfohlen, da sie eine bessere Unterscheidung zwischen Besiedlung und tatsächlicher Infektion ermöglicht und das Kontaminationsrisiko reduziert.

 

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