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Aktueller Sammelband zu „Inflammation and Atherosclerosis“

Seit Jahren sorgen Prof. Georg Wick und sein Team an der MUI mit der Erforschung von Atherosklerose als Autoimmunerkrankung international für Aufsehen. Neueste Erkenntnisse auf diesem Gebiete finden sich in dem kürzlich erschienenen Sammelband „Inflammation and Atherosclerosis“. Internationale Experten auf dem Gebiet der Pathogenese diskutieren die diagnostische, präventive sowie therapeutische Relevanz der Entzündung in der Atherogenese.

„In dem Sammelwerk beschäftigen sich Experten aus aller Welt mit so gut wie sämtlichen Aspekten der immunologischen Entzündung bei Atherosklerose", empfiehlt der Leiter des „Labors für Autoimmunität" der MUI (http://www.autoimmunity.at/), em. Univ.-Prof. Dr. Georg Wick den Sammelband insbesondere ForscherInnen und KlinikerInnen auf dem Gebiet der vaskulären Biologie, Immunologie sowie Atherosklerose. Aber auch StudentInnen und Allgemeinmedizinern, die sich für neueste Erkenntnisse zum „Killer Nummer eins in westlichen Gesellschaften", nämlich kardiovaskulären Herz-Kreislauferkrankungen im Allgemeinen und Atherosklerose im Besonderen interessieren.

„Das Werk kommt aus der Philosophie von TOLERAGE" (http://www.tolerage.eu/overview.html), spricht Prof. Wick als Koordinator das seit 2008 laufende EU-Forschungsprojekt an. Dessen erklärtes Ziel ist es, das Immunsystem gegen die Atherosklerose auslösenden Moleküle, allen voran das Hitzeschockprotein HSP60, bis ins Alter tolerant zu machen. Ein unorthodoxer Ansatz, basierend auf dem „Autoimmunen Modell" der Pathogenese von Atherosklerose, mit dem das Team des „Laboratory of Autoimmunity" am Biozentrum der MUI international für Aufsehen sorgt. Laborleiterin Dr. Cecilia Grundtman und Prof. Wick haben als Herausgeber von „Inflammation and Atherosclerosis" renommierte ExpertInnen aus aller Welt dafür gewonnen, in Bezug auf den wegweisenden Forschungsansatz, aber auch darüber hinaus unterschiedlichste Aspekte des brandaktuellen Themas zu beleuchten. 

Hintergrund der zukunftsweisenden Publikation

Dass entzündlich-immunologische Prozesse bei der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Allgemeinen und insbesondere Atherosklerose eine Rolle spielen, ist seit langem bekannt. Doch in den letzten zwei Jahrzehnten hat dieser Befund sowohl in der Grundlagenforschung als auch der klinischer Medizin an Dynamik gewonnen. Mit dem Nachweis, dass Atherosklerose vor allem am Beginn eine entzündliche Autoimmunerkrankung ist und dem Hitzeschockprotein HSP60 dabei eine besondere Rolle zukommt, haben Prof. Wick und sein Team maßgeblich zur Entschlüsselung der Pathogenese beigetragen. Sowohl anhand einer prospektiven Longitudinalstudie (der seit 1990 laufenden, von der Univ.-Klinik für Neurologie betriebenen Bruneck-Studie zur Erforschung der Ursachen von Herzinfarkt und Schlaganfall) als auch von Querschnittstudien (ARMY sowie ARFY) konnte nachgewiesen werden, dass die Stärke der Immunreaktion auf das HSP60-Protein mit dem Auftreten von Atherosklerose korreliert. Das evolutionär weitverbreitete und strukturell hochkonservierte Hitzeschockprotein wird von Blutgefäßwänden als „Stress-Reaktion" auf bekannte Risikofaktoren wie zu hohen Blutdruck, hohes Cholesterin oder Rauchen produziert. Eine Überreaktion des Immunsystems auf den Stress-Eiweißstoff (Kreuzreaktion durch Verwechslung mit dem biochemisch sehr ähnlichen bakteriellen HSP60) führt in der Folge zur Atherosklerose wie auch zur rheumatoiden Arthritis.

Im Fokus der internationalen Forschergemeinde

Das „Autoimmun-Modell" hat in der internationalen Forschergemeinde großen Widerhall und Interesse gefunden. Nicht weniger innovativ der darauf beruhende von Prof. Wick und seinem Team entwickelte unorthodoxe Therapieansatz. Statt das Immunsystem „hochzufahren" zielt dieser darauf ab, die Immunreaktion auf HSP60 abzuschwächen bzw. wieder zu normalisieren. Die Immuntoleranz, die das Entstehen von Atherosklerose verhindert, wird durch eine Schluckimpfung erreicht, wie im Rahmen von TOLERAGE bereits bei Mäusen erfolgreich nachgewiesen. Das seit 2008 begonnene und bis September 2012 laufende Forschungsprojekt, das von Prof. Wick koordiniert und von der Innsbrucker Firma CEMIT administrativ gemanagt wird, hat somit alle Erwartungen erfüllt. Nachdem es mittlerweile auch gelang, jene Abschnitte des HSP60-Moleküls zu identifizieren, die für das Entstehen von Atherosklerose maßgeblich sind (atherogene Peptide), wird ein Folgeprojekt zur Durchführung einer klinischen Studie beim Menschen ins Auge gefasst. Der in Innsbruck eingeschlagene Weg ist zukunftsweisend, wobei durch TOLERAGE die auf dem Gebiet der Autoimmunerkrankungen führenden Forschungsgruppen Europas zusammengefunden haben. „Die Kooperation erwies sich als optimal und war mit ein inhaltlicher Anstoß für den Sammelband, wobei die Initiative zum Buch vom Springer Verlag ausging", wie Prof. Wick berichtet.

Spannender Diskussionsband zu brandaktuellem Thema

Basierend auf neuesten Forschungen und brandaktuellen Diskussionen, gibt das 631 Seiten starke Werk „Inflammation and Atherosclerosis" (http://www.springer.com/biomed/immunology/book/978-3-7091-0337-1) einen wertvollen Überblick und spiegelt unter anderem die Fortschritte in den diagnostischen und therapeutischen Ansätzen wider. Die Themenpalette reicht von der Historie der Erforschung von Atherosklerose mit Fokus auf Entzündungsmerkmalen über die klinischen Manifestationen bis hin zu Tier-Modellen und von der Identifizierung von Biomarkern über die Bedeutung der angeborenen wie auch adaptiven Immunität bis hin zu bildgebenden Verfahren bei Atherosklerose.
Das Sammelwerk, das auch in elektronischer Form erhältlich ist, empfiehlt sich MedizinerInnen, die bezüglich der umfassenden Bedeutung der Entzündung bei Atherosklerose auf neuestem Stand sein möchten. Zugleich ist es ein beeindruckender Beleg für zukunftsweisende Forschungen des Labors für Autoimmunität am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck.

(red) 

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