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Patientinnen nehmen aktiv am Behandlungsmanagement teil

„Wie geht’s uns denn heute?“ Diese ärztliche Standardfrage ist mittlerweile zum Klischee geworden. Üblich ist aber immer noch, dass das subjektive Befinden der PatientInnen nicht direkt Eingang in die medizinischen Krankenakten findet, sondern dass es vom Arzt erfragt, interpretiert und aufgezeichnet wird. WissenschafterInnen beklagen daher schon länger „the missing voice of patients“, also die fehlende Stimme der PatientInnen selbst, wenn es um ihren Gesundheitszustand und um die Nebenwirkunge

Ob eine neue Therapie die Lebensqualität der Patientinnen tatsächlich verbessert, ist nur von den Betroffenen selbst wirklich beurteilbar. „Patient-reported outcomes“ (PROs), also die subjektiven Angaben der Kranken, spielen daher eine immer wichtigere Rolle bei der Zulassung und bei der Beurteilung von Medikamenten und Behandlungsstrategien. Das Krebsforschungszentrum Oncotyrol, an dem die Medizinische Universität Innsbruck maßgeblich beteiligt ist,  trägt diesem neuen Trend in seiner Produktentwicklung Rechnung. Zum Ende der ersten und dem Start der zweiten Förderperiode stellt das Innsbrucker Krebsforschungszentrum ein Computerprogramm (CHES-OV) vor, mit dem Patientinnen ihr Befinden selbst dokumentieren können, und zwar in Zukunft sowohl im Wartezimmer im Krankenhaus, als auch zu Hause via Internet.
Die Patientinnen füllen dabei auf ihre Krebserkrankung abgestimmte, standardisierte Fragebögen am Bildschirm aus, wobei besonders darauf geachtet wird, dass die Fragen gut verständlich und einfach zu beantworten sind. Die Antworten werden in einem Ergebnisbericht zu verschiedenen Symptombereichen zusammengefasst. Wenn sich im Vergleich zu Patientinnen mit derselben Erkrankung beziehungsweise auch im Vergleich zu Gesunden auffällige Werte zeigen, wird die Behandler bzw. der Behandler mittels der Software automatisch darauf aufmerksam gemacht. Das Gespräch zwischen Ärztin bzw. Arzt und Patientinnen kann damit auf die entsprechenden Symptombereiche fokussiert werden und die entsprechenden Behandlungsmaßnahmen können eingeleitet werden.

Das Gespräch zwischen Ärztin bzw. Arzt und PatientInnen besser nutzen
Das Computerprogramm hat somit einen direkten Nutzen für die Behandlung der individuellen Patientin, da ihr Gespräch mit der Ärztin bzw. dem Arzt besser vorbereitet wird. Durch die systematische Befragung zu verschiedensten Symptomen wird außerdem sichergestellt, dass keine relevanten Beeinträchtigungen übersehen werden.
Gleichzeitig dient die Software aber auch der Qualitätssicherung und der Forschung, da die standardisierte Auswertung zahlreicher Patientinnen-Daten über einen längeren Zeitverlauf der wissenschaftlichen Evaluation einer Behandlung dient. Somit kommen als KundInnen sowohl forschungsorientierte Universitätskliniken, Bezirkskrankenhäuser als auch niedergelassene ÄrztInnen in Betracht.

Software für Eierstockkrebs-Patientinnen
Die im Krebsforschungszentrum Oncotyrol entwickelte Version für Ovarialkarzinom-Patientinnen ist eine speziell angepasste Version der Software CHES (Computer-based Health Evaluation System), die von Oncotyrol-Projektleiter Bernhard Holzner gemeinsam mit Gerhard Rumpold vom Oncotyrol-Firmenpartner Evaluation Software Development (ESD) entwickelt wurde. Sie ist im Rahmen einer Pilotphase an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Innsbruck derzeit im Einsatz und soll dort in Kürze in die klinische Routine übernommen werden. „Die computerbasierte Erhebung wird von den Patientinnen sehr gut angenommen“, berichtet Holzner. CHES ist – für andere onkologische PatientInnengruppen - auch bereits in Kufstein, Salzburg, Wels und Leipzig in Verwendung, sowie in St. Gallen für den Bereich Orthopädie. „Österreichweit sind wir die einzigen, die eine derartige Software-basierte Form der PatientInnen-Evaluierung durchführen, und auch weltweit gibt es nur wenige vergleichbare Lösungen“, so die Oncotyrol-Wissenschafter. 
In der heute gestarteten zweiten Förderperiode von Oncotyrol wird die Software für die internetbasierte Anwendung zu Hause weiterentwickelt. Zudem ist eine Anbindung an ein von Oncotyrol entwickeltes ExpertInnensystem zur onkologischen Therapieplanung angedacht.

Dutzende Tablet-PCs bereits im Einsatz
Um das Projekt zügig voranzutreiben, wurde die Zusammenarbeit von Oncotyrol, der Medizinischen Universität Innsbruck, der TILAK und ESD mit der Firma World-Direct in Sistrans, einer Tochterfirma von A1, weiter intensiviert. In Kufstein sind dank dieser Kooperation bereits Dutzende Tablet PCs mit der in Oncotyrol entwickelten Software im Einsatz. World Direct hat in der Zusammenarbeit mit Oncotyrol insbesondere die Vermarktung der Software für den Routine-Betrieb in großen Kliniken im Visier. „Das in Oncotyrol entwickelte Produkt ist bereits auf dem Markt erhältlich und ist bereits in einem Forschungsvorhaben in Vancouver kommerziell im Einsatz“, freut sich Rumpold.

Ausblick auf die zweite Phase von Oncotyrol
Bernhard Hofer, MSc Geschäftsführer von Oncotyrol, zeigt sich erfreut über die bisherigen Entwicklungen: „Die Oncotyrol-Forschungsergebnisse der letzten vier Jahre haben vielversprechende Ergebnisse gebracht. Sie dienen als Grundlage für die Vermarktung von ersten Produkten in der zweiten Förderperiode, die bis 2015 läuft. Das Software-Modul ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Ergebnisse angewandter Forschung in Oncotyrol unmittelbar den PatientInnen hier in Tirol und andernorts zu Gute kommen.“ Und der wissenschaftliche Leiter von Oncotyrol, Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber, ergänzt: „IT Projekte zum personalisierten Management von Krebserkrankungen werden in der zweiten Phase von Oncotyrol eine sehr wichtige Rolle spielen. Sie ergänzen unsere Stärken in den Bereichen Biomarker-Suche, Diagnostik- und Therapie-Entwicklung sowie Health Technology Assessment, Bioinformatik und Toxikologie.“

(ch)

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