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Team PD Dr. Andreas Janecke

Innsbrucker ForscherInnen fanden Gen für seltene Nerv-Muskelkrankheit

Der Innsbrucker Humangenetiker Priv.-Doz. Dr. Andreas Janecke von der Univ.-Klinik für Pädiatrie I (Leitung: Univ.-Prof. Dr. G. Gaedicke) und der Sektion für Humangenetik (Leitung: Univ.-Prof. DDr. Johannes Zschocke) hat gemeinsam mit zwei Kollegen aus Belgien ein internationales Team geleitet, das den Gendefekt für eine seltene Nerv-Muskelkrankheit entdeckt hat. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Nature Genetics“ veröffentlicht worden.

Der wissenschaftliche Erfolg ist auf die enge Zusammenarbeit zwischen den Universitätskliniken für Pädiatrie I und Neurologie, sowie dem Institut für Humangenetik zurückzuführen. PatientInnen mit der seltenen Nerv-Muskelkrankheit (Axonaler Neuropathie mit Neuromyotonie) gehen etwas unsicher, ihre Fußheber-Muskeln sind gelähmt. Auch mit den Händen haben sie mitunter Probleme, wenn sie etwas festhalten, können sie es oft nicht gleich wieder loslassen. Es handelt sich um eine im Kindesalter beginnende, chronische und sich im Verlauf unter Umständen verschlechternde Krankheit. Die Krankheit gehört in die Gruppe der erblichen, motorisch-sensorischen Neuropathien (HMSN), mit einer geschätzten Prävalenz von 1:2.500 in der Bevölkerung. Die ForscherInnen unter der Leitung von PD Dr. Andreas Janecke und den belgischen Kollegen, Prof. Albena Jordanova, und Prof. Peter de Jonghe, untersuchten das Erbgut von betroffenen PatientInnen und fanden, dass bei ihnen ein Gen namens HINT1 Veränderungen trägt. Zur Krankheit kommt es dann, wenn beide Gen-Kopien eines Paares eines Menschen betroffen sind. Die Mutation ist relativ selten. In Österreich kennt man bisher wenige betroffenen Familien an den Univ.-Kliniken in Graz und Innsbruck, erklärte ao.Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Löscher von der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie (Leitung: Univ.-Prof. Dr. W. Poewe), der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Die Forscher konnten mit der Studie zeigen, dass HINT1 (Histidine-Triad Nukleotid-bindendes Protein 1) im peripheren Nervensystem gebraucht wird. Nachfolgende Studien werden sich damit beschäftigen, inwieweit ein gestörter Beta-Katenin-Signalweg und/oder eine Störung im Stoffwechsel von RNA-synthetisierenden Proteinen eine Rolle spielen. Ziel der Studien ist es, dem Verständnis der Krankheitsentstehung entsprechend erstmals therapeutisch eingreifen zu können.
Die Laborarbeiten der Studie wurden in Antwerpen und Innsbruck durchgeführt, insgesamt waren NeurologInnen und WissenschaftlerInnen aus elf Nationen beteiligt.
Mit dieser Studie wurde eine neue Ursache für Krankheiten aus der Gruppe der HMSN identifiziert. Die Krankheiten der HMSN gehören alle zu den seltenen Krankheiten (rare diseases, orphan diseases). Die orphan diseases sind jedoch in ihrer Gesamtheit für 5-10% aller ambulanten und stationären Krankenhausaufenthalte verantwortlich und zeichnen sich durch ihre Chronizität und häufig durch das Fehlen ursächlicher Therapien aus.

„Weil die Krankheit für die MedizinerInnen neu ist, weiß man nicht, wie weit sie fortschreiten kann“, sagt Prof. Löscher. Seinen "ältesten" Patienten mit diesen Symptomen beobachte er erst seit sechs Jahren, ähnliche Krankheitsformen können im schlimmsten Fall dazu führen, dass die PatientInnen, meist im höheren Alter, einen Rollstuhl benötigen, doch das müsse nicht passieren, sagte der Neurologe.

Hintergrund:
Dr. Andreas Janecke leitet eine pädiatrisch-humangenetische Arbeitsgruppe, die bereits Ende 2004 die heute routinemäßig durchgeführte SNP-Array-Technik zur Kartierung von Genen und später zur hochauflösenden Chromosomenanalyse etablierte. Seit über einem Jahr ist an der Pädiatrie I die Auswertung von Exomsequenzierungen zur Identifizierung von Krankheitsgenen und Modifikatoren etabliert. Eine große Zahl von Kindern mit erblichen und chronischen Krankheiten wird an der Pädiatrie I betreut. Die Innsbrucker Humangenetik führt umfangreiche genetische Labordiagnostik in vielen Bereichen erblicher Krankheiten durch und vermittelt die Bedeutung von genetischen Befunden an betroffene PatientInnen und ihre Familien. .

(Apa/B. Hoffmann)

Links:
Artikel: „Loss-of-function mutations in HINT 1 cause axonal neuropathy with neuomyotonia"
http://www.nature.com/doifinder/10.1038/ng.2406.

 

Bildunterschrift: Forschungserfolg in Innsbruck durch gute Zusammenarbeit: ao.Univ.-Prof. Dr. Thomas Müller (Univ.-Klinik Pädiatrie I), PD Dr. Andreas Janecke (Univ.-Klinik Pädiatrie I & Sektion für Humangenetik), ao.Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Löscher (Univ.-Klinik für Neurologie) und Mag. Silvia Lechner (Sektion für Humangenetik) (v. li.)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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