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Die Trauersternschnecke (Jorunna funebris) ist ein Beispiel für einen Meeresorganismus, der für die Medikamentensuche interessant ist. (Bild: PharmaMar)

Natürliche Substanzen aus dem Meer sollen den Schutzschild des Tumors überwinden

Marine Organismen verfügen über Substanzen mit denen sie feindliche Zellen angreifen und deren Verteidigung überwinden. Diese Stoffe sind Wirkstoffkandidaten für die Krebsforschung. Oncotyrol durchforstet im Rahmen des europäischen Forschungskonsortiums OPTATIO marine Extrakte und Wirkstoffe auf der Suche nach neuen Mitteln gegen das Multiple Myelom. Oncotyrol-Wissenschaftler Winfried Wunderlich präsentierte erste Ergebnisse.

OPTATIO (OPtimizing TArgets and Therapeutics In high risk and refractOry Multiple Myeloma) ist ein Konsortium aus zwölf europäischen Partnern, darunter Oncotyrol. Es wird von Wolfgang Willenbacher von der Medizinischen Universität Innsbruck geleitet. Gestartet hat OPTATIO zu Beginn von 2012 mit einem Budget von rund 4 Mio. Euro – nun werden erste Ergebnisse der Forschungstätigkeit sichtbar.
In der bisherigen Forschung gegen das Multiple Myelom wurden die Krebszellen häufig isoliert betrachtet. Dabei blieb unberücksichtigt, dass die Umgebung im Knochenmark, insbesondere das Stromagewebe aus Knochen-, Immun- und Bindegewebszellen, die Krebszellen mit Hilfe verschiedenster Substanzen in einer sogenannten Nische schützt. In diesem biochemischen Schutzraum wirken Medikamente im Patienten häufig nicht – obwohl sie im Laborversuch an isolierten Krebszellen erfolgreich waren. Oder sie wirken nicht lange, weil die Krebszellen resistent werden. OPTATIO verfolgt die einzigartige Strategie, den Schutzschild zu überwinden, um den Krebs besser zu behandeln. Wirkstoffe aus dem Meer sind dabei besonders attraktive Kandidaten, sind sie doch evolutionär erprobt im chemischen Überlebenskampf mariner Organismen.
Oncotyrol als einer der Partner im Konsortium entwickelt Testsysteme, die sowohl Krebs- als auch Bindegewebszellen enthalten und somit den tatsächlichen Begebenheiten im Körper näher kommen. An derartigen "in-vivo like assays" haben Oncotyrol-Wissenschaftler aus dem Team von Prof. Lukas Huber nun Hunderte von marinen Extrakten und auch Reinsubstanzen von dem spanischen Biopharmaunternehmen PharmaMar getestet, das ebenfalls Partner im Konsortium ist. Wie Winfried Wunderlich von Oncotyrol beim Meeting in Innsbruck berichtete, kam es bei dem Screening darauf an, dass die Kandidaten die Krebszellen töten aber die Nischenzellen intakt lassen. "Wir suchen nach Substanzen, die den schützenden Einfluss des Stromas auf die Krebszellen vernichten, nicht aber die Bindegewebszellen selbst", erklärte Wunderlich vor den internationalen Konsortiums-Mitgliedern. Dabei sind die Tiroler ForscherInnen nun mit vielversprechenden Screening Ergebnissen vorangekommen. Es zeigte sich, dass tatsächlich ein beträchtlicher Teil der untersuchten Extrakte und Reinsubstanzen selektiv auf die Tumorzellen wirkt – das heißt, der Schutzschild wurde durchbrochen. "Diese Kandidaten sind extrem aktiv", freut sich Wunderlich.

Im nächsten Schritt wollen die Oncotyrol-WissenschaftlerInnen nun ihre Testsysteme noch lebensnäher gestalten und die vielversprechenden Kandidaten, auch in Zusammenarbeit mit anderen Partnern, darunter die Universität Würzburg und die Unternehmen Vichem und ProQinase, in weiteren Kokultur- und Tiermodellen testen.

Bild: Die Trauersternschnecke (Jorunna funebris) ist ein Beispiel für einen Meeresorganismus, der für die Medikamentensuche interessant ist. (Bild: PharmaMar)

Weiterführende Links:
Oncotyrol: www.oncotyrol.at
OPTATIO: www.optatio.eu/
FFG: www.ffg.at/comet
Cemit Center of Excellence in Medicine and IT: www.cemit.at
Pharmamar:   www.pharmamar.com
Internal Medicinal Clinic V of Innsbruck Medical University: https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_inneremedizin5.html
Seventh Framework Programme (FP7): http://cordis.europa.eu/fp7/home_en.html


(C. Hanisch/ B. Hoffmann)

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