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Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss. (Foto: MUI/ P. Salchner.)

Die Angst vor "Montezumas Rache"

„Wenn der Urlaub krank macht“, lautete der Titel eines Vortrages mit anschließender Diskussion von Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss von der Univ.-Klinik für Innere Medizin VI der Medizinischen Universität Innsbruck. Dieser fand im Rahmen der Ausstellung „MenschMikrobe“ Ende November im Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB) statt. Die Schau ist noch bis zum 15. Dezember 2013 zu sehen. Jeden Donnerstag um 18:00 Uhr finden Vorträge statt.

Nicht wenige Reisende kommen mit Fieber oder Infektionen aus dem Urlaub zurück. Dabei handelt es sich in zwei Dritteln der Fälle um banale Infekte durch Klimawechsel, Klimaanlage, etc., wie einen Schnupfen, eine Bronchitis oder Harnwegsinfekte. Das restliche Drittel sind importierte Infektionen.

„Besonders häufig verbreitet sind infektiöse Durchfallerkrankungen, bei denen es sich um die zweithäufigste Todesursache weltweit handelt. Insgesamt erkrankt jeder dritte Reisende an Durchfall“, erklärt Univ.-Prof. Weiss, Professor für Infektiologie und Immunologie  sowie Facharzt für Infektiologie und Tropenmedizin. Die Ursachen und Auslöser sind vielfältig: verunreinigtes Wasser (Auslöser der Erkrankung: Fäkalkeime, Parasiten), verunreinigte Lebensmittel (hauptsächlich Bakterien) oder Schmierinfektion (Viren), bei der eine direkte Übertragung durch Berührung eines Objektes oder Lebewesens erfolgt. Die Folge ist in vielen Fällen eine akute wässrige Diarrhoe (Durchfallerkrankung, „Montezumas Rache“), die mit Erbrechen einhergehen kann. Sie darf keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden. Der Betroffene verliert rasch sehr viel Flüssigkeit, deshalb ist eine entsprechende Flüssigkeitszufuhr wichtig, auch sollte man frühzeitig wieder mit der oralen Kalorienzufuhr (z. B. Gemüse, Kartoffeln, Nudeln) beginnen. „Die Haupttodesursache bei Durchfallerkrankungen ist die Austrocknung des Körpers“, betont Univ.-Prof. Weiss. Der Übertragung von Viren durch die Schmierinfektion kann man gut durch Händedesinfektion vorbeugen. Zur Reisediarrhoe-Prophylaxe eignen sich vor allem Vorsichtsmaßnahmen bei der Nahrungsauswahl und -Aufnahme, wodurch man die Infekt-Anfälligkeit deutlich reduzieren kann, teilweise sind auch Impfungen möglich.

Malaria und Tollwut
Univ.-Prof. Weiss weist in seinem Vortrag auch auf das Risiko einer Malaria-Infektion hin: „Diese beginnt häufig wie ein grippaler Infekt, es folgt dann sehr hohes Fieber. Bei der Malaria handelt es sich um eine ernsthafte Erkrankung mit einer hohen Sterblichkeitsrate. Deshalb ist jedes Fieber nach einem Tropenaufenthalt bis zum Ausschluss des Gegenteils malariaverdächtig.“ Das höchste Risiko an Malaria zu erkranken gibt es in Afrika, ein geringeres in Süd- und Mittelamerika und im südlichen Asien. Der Überträger des Parasiten ist nur die Anopheles-Mücke. Vorbeugen kann man, indem man körperbedeckende Kleidung trägt und während der Regenzeit Reisen in Hochrisikogebiete gänzlich vermeidet, imprägnierte Bettnetze verwendet bzw. zusätzlich prophylaktisch Medikamente einnimmt. Auch die Tollwut ist laut Univ.-Prof. Weiss nach wie vor verbreitet: „Übertragen wird sie vor allem durch tollwütige Hunde, durch deren Biss, aber bereits durch Speichel kann man sich mit dem Virus infizieren. Mit der Therapie muss sofort begonnen werden. Ist die Tollwut einmal ausgebrochen, endet sie tödlich.“

Gegen Ende des Vortrages und den erläuterten möglichen Infektionen und Erkrankungen im Zuge einer Urlaubsreise verging wohl manchem Zuhörer die Lust am Verreisen, aber Univ.-Prof. Weiss relativierte diese Befürchtungen: „Man kann das Risiko bereits dadurch reduzieren, indem man zum Beispiel nicht alles isst oder trinkt, was an jeder Straßenecke angeboten wird. Außerdem gibt es neben guten Internetquellen vor allem auch reisemedizinische Beratungsstellen, die aufklären, welche Risiken es in welchen Ländern gibt und wie man diese minimieren kann.“

Ausstellung „MenschMikrobe“
Die Wanderausstellung „MenschMikrobe – Das Erbe Robert Kochs und die moderne Infektionsforschung“ ist noch bis zum 15. Dezember 2013 im Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB, Innrain 80-82) in Innsbruck zu sehen. Die Schau der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Robert Koch-Instituts (RKI) bietet mit interaktiven Exponaten, Audio-Features und anschaulichen Texten einen Einblick in das heutige Wissen über Bakterien, Viren und Parasiten. Der Direktorin der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck, Univ.-Prof.in Dr.in Cornelia Lass-Flörl und ihrem Team ist es mit Unterstützung des Landes Tirol gelungen die Ausstellung nach Innsbruck zu holen.
Jeden Donnerstag um 18 Uhr werden kostenlose Vorträge mit anschließender Diskussion am Ausstellungsort angeboten. In Innsbruck haben bisher rund 3.200 Besucher die Ausstellung gesehen. Dazu kommen noch 71 Schulklassen, die im CCB begrüßt werden durften, zudem fanden bereits 35 Führungen statt.

(Redaktion)

„MenschMikrobe“
CCB - Centrum für Chemie und Biomedizin, Foyer (Innrain 80-82, 6020 Innsbruck)
Öffnungszeiten: 18. Oktober bis 15. Dezember 2013
Montag bis Mittwoch und Freitag: 10 bis 18 Uhr, Donnerstag: 16.30 bis 20 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag: 11 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen:

- Webseite der Ausstellung

Informationen zu den Vorträgen: http://www.menschmikrobe.at/Presse_text_bild/Oeffentliche_Vorträge%20Innsbruck.pdf

 

 

 

 

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