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Anerkennung für alpin- und intensivmedizinisches Know-How

Vor kurzem erhielt PD Dr. Peter Paal von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Karl Lindner) den Preis der Ärztekammer für Tirol. Aus seiner alpin- und intensivmedizinischen Expertise resultieren außerdem ein „invited editorial“ des British Medical Journal und der Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin für ein weiteres wissenschaftliches Projekt.

Der Preis der Ärztekammer für Tirol – ein Förderungspreis für junge ärztliche WissenschafterInnen – ging in diesem Jahr an den Anästhesisten und Intensivmediziner PD Dr. Peter Paal für seine wissenschaftliche Arbeit zu neuen lebensrettenden Richtlinien für Unterkühlungsopfer, die im angesehenen New England Journal of Medicine veröffentlicht war. Gemeinsam mit zwei kanadischen Forschern sowie PD Dr. Hermann Brugger vom Institut für Alpine Notfallmedizin der EURAC in Bozen, hatte Peter Paal umfassende Richtlinien für die Bergung, den Transport und die Behandlung von Unterkühlungsopfern erarbeitet. Zahlreiche wichtige Erkenntnisse – etwa, dass schwer Unterkühlte im Herzstillstand sehr gute Chancen haben ohne bleibende Schäden zu überleben, wenn sie in ein spezialisiertes Zentrum transportiert werden, wo sie mittels  Herz- Lungenmaschine oder einem kleineren Gerät wie die Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) aufgewärmt werden können –  stützen sich dabei auch wesentlich auf Studien und Erfahrungen der Innsbrucker Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, an der pro Jahr 10 bis 20 Prozent aller Lawinenopfer von Europa behandelt werden. Den Ärztekammerpreis in der Höhe von Euro 4.000,- nahm PD Paal Ende Februar 2014 von Ärztekammer-Präsident Dr. Artur Wechselberger entgegen.

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Notfallmediziner PD Dr. Peter Paal (li.) nimmt von Ärztekammer-Präsident Dr. Artur Wechselberger den Preis der Ärztekammer für Tirol entgegen.

Gefragtes Wissen

Auf die (Er)Kenntnisse von PD Paal zur Behandlung von Unterkühlungsopfern haben unlängst auch die Herausgeber des British Medical Journal zurückgegriffen und den erfahrenen Notfall- und Intensivmediziner gemeinsam mit drei weiteren britischen Medizinern eingeladen, an einem Aufruf zur Erstellung von „Guidelines für schwer Unterkühlte“ mitzuwirken. Das „invited editorial“ erschien in einer Februar-Ausgabe des Fachjournals. Immerhin fallen in Großbritannien jährlich zahlreiche Personen einem Herzstillstand nach Unterkühlung zum Opfer – weniger im Gebirge, als vielmehr im Küsten- und urbanen Bereich. „Vor diesem Hintergrund liegt den Medizinern nun viel daran, das Defizit an Behandlungs-Know-How sowie lokalen strategischen Konzepten auszugleichen“, so PD Paal, dessen Forschungsinteresse auch weiterhin der alpinen Notfallmedizin bzw. Opfern einer Lawinenverschüttung gilt.

Aktuell liegt sein Fokus auf der Relevanz der Schneedichte für das Überleben unter einer Lawine. Gemeinsam mit dem Institut für Alpine Notfallmedizin der EURAC, dem WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos und dem Institut für Sportwissenschaft der Uni Innsbruck wurde diesen Winter im Pragsertal, Südtirol, untersucht welchen Einfluss die Schneedichte auf die Überlebensdauer von verschütteten Lawinenopfern hat. Um unterschiedliche Schneebedingungen zu simulieren (z.B. Hochwinter- vs. Frühjahrsschnee) atmeten zwölf Probanden jeweils im Jänner, Februar und März in eigens präparierte Atemhöhlen in den Lawinenschnee. „Schon diese ersten Untersuchungen zeigen“, so Paal, „dass die Größe der Atemhöhle eine viel geringere Bedeutung für das Überleben hat als bisher vermutet. Wesentlich relevanter scheint die Schneedichte zu sein. Je nach Winterzeit und Schneebedingung ergeben sich daraus unterschiedliche Überlebenskurven bei Lawinenverschüttung. Unsere Erkenntnisse sind für die Richtzeiten bei der Bergung und Versorgung von Lawinenverschütteten und für die Entwicklung von neuen Sicherheitsausrüstungen relevant .“

Ein weiteres, mit dem Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin (BExmed) ausgezeichnetes Projekt von PD Peter Paal widmet sich dem sogenannten „Hängetrauma“, ein Phänomen, das bei längerem Verbleib im Klettergurt auftritt und zum Herzstillstand führen kann, obwohl die im Seil hängende Person unverletzt ist. Auf der Basis von kontinuierlichen physiologischen nicht-invasiven Messungen der Herz-Kreislauffunktion und der Atmung sollen die Ergebnisse dieses interdisziplinären und international besetzten Projektes beitragen, die Sicherheit von Brust- und Hüftgurten imArbeits- oder Sportbereich zu verbessern.

(D.Heidegger)

 

Links:

Accidental Hypothermia. Douglas J.A. Brown, M.D., Hermann Brugger, M.D., Jeff Boyd, M.B., B.S.,and Peter Paal, M.D., N Engl J Med 2012;367:1921-9.
http://dx.doi.org/10.1056/NEJMra111420  

Presseaussendung, Archiv: Neue lebensrettende Richtlinien für Unterkühlungsopfer
https://www.i-med.ac.at/pr/presse/2012/82.html

Severe accidental hypothermia. Editorial, BMJ 2014;348, (Published 21 February 2014)
http://dx.doi.org/10.1136/bmj.g1675 

Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin (BExMed)
http://www.bexmed.de/

 

 

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