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Trauma: Folgen und Zusammenhänge wurden in Innsbruck beleuchtet

Welche körperlichen Folgen haben schwere Traumatisierungen? Wirkt sich Misshandlung in der Kindheit auf die Entwicklung des Gehirns aus? Sind dadurch Veränderungen in der Genaktivität nachweisbar? Was bedeutet das konspirative Schweigen? Diese und zahlreiche weitere Themen der Psychotraumatologie und Traumatherapie wurden im Rahmen der Fachtagung „Trauma – Körper – Psyche 2015“ in Innsbruck Ende Februar diskutiert.

Immer mehr PatientInnen suchen in der Folge von erlittenen Traumata spezifische Behandlung. Als traumatisierend werden Ereignisse wie schwere Unfälle, Erkrankungen oder Naturkatastrophen, aber insbesondere auch Erfahrungen erheblicher psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt sowie schwere Verlust- und Vernachlässigungserfahrungen bezeichnet. Wie groß das Interesse an diesem wachsenden Forschungsbereich ist, zeigte die Tagung „Trauma – Körper – Psyche 2015“ in Innsbruck: Rund 800 Interessierte sind der Einladung von Tagungspräsidentin ao.Univ.-Prof.in Dr.in Astrid Lampe von der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie (Direktor: o.Univ. Prof. Dr. G. Schüßler)gefolgt. Erstmals fand die 17. Jahrestagung der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie in Innsbruck statt. Gemeinsam mit internationalen ExpertInnen beschäftigten sich die TeilnehmerInnen mit der Verkettung von Trauma, Körper und Psyche. „Wir wollten mit dieser Konferenz Impulse für neue Forschungsfragen und klinisch therapeutische Entwicklungen im Zusammenhang zwischen Medizin, Psychotraumatologie und Psychotherapie geben“, erklärt Organisatorin Univ.-Prof.in Lampe die Zielsetzung der Veranstaltung.

Konspiratives Schweigen bei Missbrauchsfällen
Den Eröffnungsvortrag hielt die renommierte, deutsche Expertin für Psychotraumatologie Prof.in Dr.in Luise Reddemann. Sie setzte sich mit dem konspirativem Schweigen bei Missbrauchsfällen auseinander und zeigte in ihrem Vortrag auf, dass es im Zusammenhang mit den Vergehen, Gewaltverbrechen und Missbrauchsfällen im Rahmen der Fürsorge- und Heimerziehung nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder zu ähnlichen Abläufen und Mechanismen des Verschweigens und Wegschauens kommt.

Wichtige Themen der Tagung
Für das umfangreiche Tagungsprogramm konnten international bekannte ReferentInnen aus Europa und den USA eingeladen werden. Zahlreiche Themen, wie die körperlichen Folgen schwerer Traumatisierung, der Zusammenhang zwischen Misshandlungen in der Kindheit und die Entwicklung des Gehirns, die epigenetischen Auswirkungen, somatoforme Dissoziation oder die psychischen Folgen von Transplantationsmedizin wurden diskutiert.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Präsentation neuer Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Traumata auf die Gehirnentwicklung. „Hierbei zeigt sich, dass in unterschiedlichen sensiblen Phasen der Gehirnentwicklung sehr spezifische Stressbelastungen sich bei Mädchen und Jungen unterschiedlich auswirken“, erklärt Univ.-Prof.in Lampe. Eine schwere Ausgrenzungserfahrung zum Beispiel im 14. Lebensjahr kann bei den Betroffenen zu strukturellen Veränderungen im Gehirn und zur psychischen Erkrankung führen. Darüber hinaus wurden auf der Tagung neue wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert, die zeigen, dass schwere Traumatisierungen zu einer vorzeitigen Alterung des Genoms führen. „Das bedeutet, dass der bereits bekannte Zusammenhang zwischen Misshandlung und reduzierter Lebenserwartung der Betroffenen über die vermehrten Erosionen der Telomere der Betroffenen erklärt werden“, resümiert Lampe. Dass sich bei schwer kranken Kindern und ihre Angehörigen eine psychotherapeutische Betreuung positiv auswirkt, war ein ebenfalls vielbeachtetes Thema der Tagung. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass durch eine entsprechende Begleitung der Eltern und Kinder, die an Krebs erkrankt sind, schwere Verbrennungen erlitten haben oder auf der Intensivstation versorgt werden müssen, posttraumatische Belastungsstörungen deutlich reduziert werden können.

(B. Hoffmann-Ammann)

Weitere Informationen:

http://www.trauma2015.at/pages.php?page=1

Innsbrucker Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie

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